10 Sofortmaßnahmen für den Umweltschutz |
Juliane Brüggen |
01.07.2025 16:00 Uhr |
Arzneimittel gelangen vor allem über die Ausscheidungen der Anwender in die Umwelt. Deshalb ist es wichtig, zur richtigen Anwendung und zu den Anwendungszeiträumen zu beraten. / © Getty Images/Petmal
Der neue Leitfaden »Ökologische Nachhaltigkeit in Apotheken« soll Apothekenteams dabei unterstützen, den Arbeitsalltag möglichst umwelt- und klimafreundlich zu gestalten. Er ist Teil des Fraunhofer-Projekts »Ökologische Nachhaltigkeit im ambulanten Gesundheitswesen (ÖNaG)« und unter www.ambulant-nachhaltig.de zu finden. Beteiligt war auch die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Analoge Leitfäden gibt es für die ambulante Pflege, ärztliche, zahnärztliche und therapeutische Praxen sowie Hebammen.
Die Empfehlungen sind vielfältig und reichen von Organisation und Management über räumliche Faktoren, IT-Ausstattung und Bestellungen bis hin zu Arzneimitteln, Entsorgung und Hygiene. Praktische Checklisten zum Abhaken helfen bei der Umsetzung. Direkt zu Beginn stellen die Autorinnen und Autoren zehn Maßnahmen vor, die den ökologischen Fußabdruck der Apotheke sofort reduzieren – diese sind:
Der Leitfaden beschäftigt sich auch mit Maßnahmen, die Apothekenteams bei der Beratung und Abgabe von Medikamenten treffen können. Oftmals entscheidet zwar die ärztliche Verordnung über das Präparat, PTA können das Thema Umweltschutz aber in das Gespräch einfließen lassen. Dazu gehört, zu informieren: über die richtige Lagerung von Medikamenten – insbesondere während Hitzeperioden – sowie deren Entsorgung, die sich je nach Stadt oder Landkreis unterscheiden kann. Informieren kann man sich auf der Website arzneimittelentsorgung.de.
Wird der Müll verbrannt, können Medikamente in der Regel mit dem Hausmüll entsorgt werden. Bestimmte Präparate, etwa Dosieraerosole oder Zytostatika werden jedoch separat behandelt. Entsorgungshinweise finden Patienten im Beipackzettel und PTA zudem in der Fachinformation. Ein wichtiger Hinweis, den Patienten – möglicherweise auch durch falsche Darstellungen in Serien und Filmen – eventuell noch nicht verinnerlicht haben: Arzneimittel gehören niemals in die Toilette oder das Waschbecken.
Was gut für Adhärenz und Arzneimitteltherapiesicherheit ist, ist auch gut für die Umwelt. Der Leitfaden empfiehlt, Patienten ihren Medikationsplan zu erklären sowie diesen bei Bedarf zu aktualisieren, ergänzt von Medikationsanalysen, zum Beispiel als pharmazeutische Dienstleistung bei Polymedikation. So verinnerlicht der Patient zum einen die richtige Anwendung, zum anderen werden Fehl- und Übermedikation vermieden. Klar kommuniziert werden sollten der Anwendungszeitraum und die Aufbrauchfrist. Die Dienstleistung zu Inhalativa hat übrigens auch einen Umwelt-Benefit: Denn durch die richtige Anwendung von Inhalatoren wird der Übergebrauch vermieden.
In der Selbstmedikation hat das Apothekenpersonal selbst in der Hand, welche Präparate es empfiehlt. Laut Leitfaden könnte das Team gar eine Liste mit umweltfreundlicheren OTC-Arzneimitteln erstellen. Beispielsweise könne die Empfehlung von Wirkstoffenantiomeren, etwa Levocetirizin statt Cetirizin oder Esomeprazol anstatt Omeprazol, beziehungsweise des wirksamen Metaboliten wie bei Desloratadin anstatt Loratadin, den Eintrag der Substanzen in die Umwelt reduzieren. Weitere mögliche Kriterien sind die enthaltenen Hilfsstoffe (zum Beispiel Aluminium, Titandioxid), Konservierungsmittel und die Verpackungsmaterialien. Arzneimittel, die Inhaltsstoffe aus der sogenannten Spurenliste enthalten, wie Diclofenac, sollten laut dem Leitfaden wenn möglich zurückhaltend empfohlen werden.
Um sich über die Umweltauswirkungen von Arzneimitteln zu informieren, können PTA zum Beispiel das Portal »Humanarzneimittel und Umwelt« des Umweltbundesamts nutzen, das speziell Informationen für Fachkreise enthält. In Schweden gibt es bereits eine Empfehlungsliste für die umweltfreundlichere Verordnung (sogenannte »Wise-List«), ein Pendant gibt es in Deutschland noch nicht.
Die Landesapothekerkammern bieten Fortbildungen zum Thema »Klima, Umwelt, Gesundheit« an, die einem Curriculum der ABDA folgen. Sein Wissen kann man außerdem bei »Pharmacists for Future« sowie »KLUG – Planetary Health Acadamy« vertiefen.
Zur Weitergabe an Patienten empfiehlt der Leitfaden die »Hitzeschutztipps aus der Apotheke« (ABDA) und regt an, auch über Social Media oder andere Kanäle auf das Thema aufmerksam zu machen. Materialien zur Abgabe finden sich etwa beim Umweltbundesamt, »Klima Docs« oder dem Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit (BIÖG).