10 Tipps für mehr Nachhaltigkeit |
Verena Schmidt |
16.12.2024 08:00 Uhr |
Gemüse möglichst lose und unverpackt kaufen – das ist nur einer von vielen Tipps, um den Alltag nachhaltiger zu gestalten. / © Getty Images/Kseniya Ovchinnikova
Tierhaltung und Fleischproduktion verursachen rund ein Viertel aller Treibhausgasemissionen. So werden bei der Produktion von 1 kg Fleisch laut Bundesumweltministerium zwischen 3,25 kg (Schweinefleisch) und 14,34 kg (tiefgekühltes Rindfleisch) CO2 ausgestoßen. In Deutschland wird nach wie vor sehr viel Fleisch gegessen, durchschnittlich sind es rund 1 kg Fleisch und Wurst pro Person pro Woche. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt aktuell sowohl aus gesundheitlicher als auch aus ökologischer Sicht maximal 300 g pro Woche – also weniger als ein Drittel des derzeitigen durchschnittlichen Verzehrs.
Es muss niemand für den Klimaschutz komplett zum Veganer werden. Aber den Fleischkonsum zu reduzieren, dürfte in Deutschland für fast alle problemlos möglich sein. Eine Studie aus Großbritannien, erschienen im Journal »Nature Food«, zeigt: Wer nur gelegentlich Fleisch isst, kann die Klimaauswirkungen im Vergleich zu einem hohen Fleischverzehr um fast ein Drittel verringern.
Auch den Verzehr anderer tierischer Produkte wie Milch, Butter, Käse und Eier sollte man unter Klimaaspekten möglichst einschränken. Käse beispielsweise verursacht vergleichbare Treibhausgasemissionen wie Geflügel- und Schweinefleisch. Mit Hafer-, Soja- und Mandelmilch, Margarine oder Tofu gibt es mittlerweile gut erprobte und leckere pflanzliche Alternativen.
Biolebensmittel – die es heute auch in Supermärkten und Discountern recht günstig zu kaufen gibt – werden ohne den Einsatz von Pestiziden und künstlichem Dünger produziert. Bei der Umweltbilanz schneiden sie fast immer besser ab als konventionelle Lebensmittel. Aber: Nicht nur die Art des Anbaus, sondern auch der Transport und die Frage, ob bei der Produktion Gewächshäuser genutzt werden, spielen eine Rolle. Nach Berechnungen der Universität Gießen verursachen Freilandtomaten aus Spanien 600 g CO2-Emmissionen pro Kilogramm, Tomaten aus dem Treibhaus hingegen kommen auf ganze 9,2 kg CO2/kg. Daher sollte also vor allem saisonales und regionales Obst und Gemüse im Einkaufskorb landen.
Im Schnitt wirft jeder Bundesbürger laut Umweltbundesamt pro Jahr rund 78 kg Lebensmittel weg. Gerade bei leicht verderblichen Waren wie Obst oder Gemüse lassen sich Lebensmittelabfälle nicht komplett vermeiden. Mit einem planvollen und zurückhaltenden Einkauf, richtiger Lagerung und Kühlung sowie Vertrauen auf den eigenen Geruchs- und Geschmackssinn lassen sich Abfälle aber zumindest minimieren.
Leitungswasser wird streng überwacht und ist eines der am besten kontrollierten Lebensmittel in Deutschland. Das Trinken von Leitungswasser erzeugt laut Umweltbundesamt weniger als 1 Prozent der Umweltbelastungen von Mineralwasser. Dazu kommt: Im Vergleich zu anderen Getränken ist Leitungswasser sehr günstig. Für einen Cent bekommt man etwa 2 Liter Trinkwasser aus der Leitung.
In vielen größeren Städten gibt es Unverpackt-Läden – die Waren werden lose angeboten und in mitgebrachte Behälter abgefüllt. Auch im Internet gibt es Zero-Waste-Shops (zum Beispiel Original Unverpackt, Tante Olga), die zum Versand nur gebrauchtes Verpackungsmaterial nutzen. Auch beim Einkauf auf Wochenmärkten, beim Bäcker und Metzger vor Ort und an Frischetheken im Supermarkt lassen sich Plastikverpackungen vermeiden.
Obst und Gemüse bieten auch immer mehr Supermärkte unverpackt an. Pilze, Beeren, Kartoffeln oder Ähnliches können in spezielle Mehrwegbeutel oder -netze gefüllt werden. Für Restaurants, Cafés und Lebensmittelgeschäfte gibt es seit 2023 eine Pflicht, Mehrwegangebote zu machen. Man kann also zum Beispiel den eigenen Kaffeebecher mitbringen und sich den Kaffee dort einfüllen lassen. Meist ist das auch günstiger als im Einwegbecher (der darüber hinaus meist aus einem Pappe-Plastik-Gemisch besteht, das schlecht abbaubar ist).
Plastik versteckt sich aber nicht nur in Verpackungen. Auch viele Flüssigseifen, Peelings, Duschgele oder Mascaras enthalten Mikroplastik, auf der Inhaltsstoffliste zu erkennen an Bezeichnungen wie Polyethylen (PE) oder Polyquaternium (PQ), ebenso wie flüssige synthetische Polymere, die nur schwer abbaubar sind. Wer darauf verzichten will, greift zu zertifizierter Naturkosmetik. Auch gibt es Seifen, Shampoos und Co. von vielen Herstellern inzwischen auch in fester Form – sie kommen oft ohne bedenkliche Inhaltsstoffe und Plastikverpackungen aus.
Fast Fashion, also Kleidung, die schnell und kostengünstig produziert wird, enthält oft umweltschädliche Plastikfasern, ihre Produktion verbraucht viel Wasser und Energie und viele Kleidungsstücke landen recht schnell wieder auf dem Müll. Dazu kommt, dass sie bei schlechten Arbeitsbedingungen und für niedrige Löhne von Arbeitern in Entwicklungsländern hergestellt werden.
Die Gegenbewegung heißt Slow Fashion und steht für einen nachhaltigen, bewussten und ethischen Konsum von Mode. Marken wie etwa People Tree, ArmedAngels oder Veja wollen Kleidung verkaufen, die sowohl umweltfreundlich als auch sozial verträglich ist. Das ist natürlich teurer als Fast Fashion, die Stücke sollen aber idealerweise lange halten und getragen werden. Auch Kleidung zu leihen, zu tauschen oder Secondhand zu kaufen, wird immer mehr zum Trend.
Allgemein bedeutet Nachhaltigkeit auch, weniger zu konsumieren. Vor jedem Kauf sollte man sich fragen, ob man das neue Kleid/die neue Kette/das neue Parfum tatsächlich braucht. Macht mich der Kauf wirklich glücklich? Wenn ja, wie lange hält das Gefühl an?
Rauchen ist enorm schädlich für die Gesundheit. Beim Einfluss auf die Umwelt sieht es nicht viel besser aus, wie Studienergebnisse von Wissenschaftlern des Imperial College London, die den ökologischen Fußabdruck von Tabakprodukten bewertet haben, zeigen. Auf eine Zigarette kommen demnach rund 14 g CO₂-Äquivalent. Insgesamt verursachen die weltweit rund 1,3 Milliarden Raucher geschätzt 84 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent – 0,2 Prozent des weltweiten Ausstoßes von klimaschädlichen Emissionen.
Auch die Herstellung der Zigaretten verbraucht Energie. Dazu kommt: Für den Anbau von Tabak in Monokultur werden Waldflächen gerodet. Die Tabakpflanzen benötigen viel Wasser und Düngemittel, das beeinträchtigt Böden und Artenvielfalt. Die Pflanzen sind außerdem anfällig für Schädlinge und Krankheiten und werden daher häufig mit Pestiziden gespritzt.
Nicht zu vergessen ist das Entsorgungsproblem: Zigarettenkippen enthalten Schwermetalle und viele andere Giftstoffe wie Arsen, Blei, Formaldehyd und Benzol. Von den mehr als 5000 enthaltenen Stoffen gelten mindestens 150 als hochgiftig. Werden die Kippen achtlos weggeworfen, gelangen diese Giftstoffe in die Umwelt.
Flugzeuge stoßen durch das verbrannte Kerosin eine Menge CO2 und andere umweltschädliche Substanzen aus. Wer in den Urlaub fliegt, kann über CO2-Kompensationszahlungen einen freiwilligen Ausgleich für die Treibhausgase zahlen, die pro Kopf gerechnet bei der jeweiligen Reise anfallen. Anbieter wie Atmosfair, Myclimate oder Primaklima finanzieren mit den Spenden dann Projekte wie den Bau von Biogas- oder Solaranlagen oder Waldaufforstung. Dennoch: Fliegen ist definitiv die klimaschädlichste Art des Reisens. Auf Vielfliegerei und Kurzstreckenflüge sollte man also möglichst verzichten und alternative Verkehrsmittel nutzen.
Das Fahrrad oder den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen, ist natürlich immer die umweltfreundlichere Alternative zum Auto, aber vor allem für längere Strecken oder im ländlichen Raum nicht immer möglich. Wer einige Tipps beherzigt, kann das Auto zumindest etwas umweltbewusster nutzen und so Sprit sparen und weniger Abgase produzieren. Niedertourig und gleichmäßig fahren, Heizung und Klimaanlage bewusster nutzen und auf den richtigen Reifendruck und die passende Beladung achten, sind nur einige von vielen Vorschlägen.
Last, but not least: Energie sparen ist an vielen Stellen möglich. Zum Beispiel kann man zu einem Anbieter von Ökostrom aus 100 Prozent erneuerbaren Energien wechseln und beim Neukauf energieeffiziente Haushaltsgeräte (zum Beispiel mit A+++-Label) wählen. Den Standby-Modus sollte man bei Elektrogeräten möglichst vermeiden und die Geräte besser komplett ausschalten.