Ab aufs Fahrrad – auch im Winter |
Beim Fahren gelten ähnliche Tipps wie für Autofahrer. Sicherheitsabstände zu anderen Verkehrsteilnehmern und parkenden Autos werden wichtiger, da bei Glätte mit längeren Bremswegen gerechnet werden muss. Langsamer fahren – das versteht sich bei Glättegefahr von selbst.
»Bei rutschigem Untergrund sollte man in Kurven weder treten noch bremsen«, sagt Susanne Grittner vom ADFC Berlin. Lasse sich das Bremsen nicht vermeiden, empfehle es sich vorwiegend, aber maßvoll die Hinterradbremse zu benutzen: »Blockiert das Hinterrad, ist das eher zu beherrschen als ein blockierendes Vorderrad.« Zudem sollte man auf Glatteis das Fahrrad nach Möglichkeit ausrollen lassen und dabei nicht lenken – auch das mindert die Sturzgefahr.
Laut Grieving sind Bodenmarkierungen und Kopfsteinpflaster schon bei Nässe besonders rutschig. Er rät Radlern wie Autofahrern, auch auf Brücken und schattigen Streckenabschnitten besonders langsam zu fahren. Für E-Bike-Fahrer gelte auf Matsch und Schnee besondere Vorsicht beim Anfahren. Denn viele elektrische Antriebe reagierten zeitverzögert, aber nicht minder drehmomentstark auf die Pedalbewegungen.
Zwei weitere Tricks machen Fahrrad und Pedelecs laut Grittner bei Glätte besser kontrollierbar: Mehr Haftung auf der Fahrbahn bekommen die Reifen, wenn man den Luftdruck etwas absenkt. So vergrößert sich auch die Aufstandsfläche. Minimal- und Maximaldruck stehen auf der Reifenflanke. »Für kurze Strecken ist es auch möglich, den Sattel etwas nach unten zu stellen, um leichter mit den Füßen den Boden erreichen zu können.« Weil eine zu niedrige Sitzhöhe auf Dauer die Knie schädigen könne, eignet sich dies aber nur für kurze Zeit und bei »wirklich schwierigen Bedingungen«.
Für Fahrräder gilt keine Winterreifenpflicht – dafür sind anders als bei Autos Reifen mit Spikes erlaubt. Bei festgefahrenem Schnee oder vereisten Fahrbahnoberflächen seien die Pneus mit Metall-Pins »das Nonplusultra«, sagt Arne Bischoff und schränkt ein: »Auf trockener Fahrbahn ist ihr Rollwiderstand und Verschleiß aber spürbar höher.« Deshalb können Fahrradwinterreifen eine Alternative sein: Ihre weichere Gummimischung optimiert zusammen mit spezieller Lamellenkonstruktion die Bodenhaftung.
Zu den Pflichten, die im Winter besonders wichtig sind, zählt gute Beleuchtung. Rechtlich erlaubt seit 2013 sind alternativ zum Dynamolicht Akku-Scheinwerfer. Arne Bischoff empfiehlt Modelle mit Großflächen-Lichtfeld und Nahfeld-Ausleuchtung.
So ist für Sehen und Gesehenwerden gesorgt – das ist wichtig, da Pendler morgens und abends in Dunkelheit und Dämmerung unterwegs sind. Nur sollte man darauf achten, dass die Akkus stets genügend geladen sind. Um den Überblick zu behalten und nicht unerwartet im Dunkeln zu stehen, rät Anne Kliem von der Stiftung Warentest, auf die Leuchtdauer, die Ladezeit und eine klare Anzeige für die Restkapazität zu achten. Ideal sei eine Skala oder Restminutenanzeige.
Ihre Sichtbarkeit erhöhen Fahrradfahrer ebenfalls effektvoll, wenn sie reflektierende Elemente an den Füßen befestigen – »weil sie durch die wirbelnde Bewegung der Beine viel Aufmerksamkeit erzeugen«, sagt Bischoff. Einfache Hosenbänder mit Reflektoren genügen dazu.
Auch der Akku von Pedelecs verdient Aufmerksamkeit. Laut Jürgen Grieving sollte die Batterie erst aufgeladen werden, wenn sie selbst Zimmertemperatur erreicht hat: »Ist sie zu kalt, lässt sie sich nicht vollständig laden.« Bei plötzlichem Temperaturwechsel könne sich auch Kondenswasser bilden, das in der Elektronik Schäden anrichten kann.
Während der Fahrt in der Kälte können E-Biker darüber hinaus Reichweite retten, indem sie den Stromspeicher wärmen. Grundsätzlich hält der Akku im Winter kürzer durch als im Sommer. Dem Effekt steuert man mit speziellen Akkuhüllen aus Neopren entgehen, die mehrere Hersteller für gängige Modelle anbieten.
Ob E-Bike- oder normales Fahrrad – Schutzbleche sind immer eine gute Idee, um bei Matsch und Schnee auch sauber am Ziel anzukommen. Zudem schützen sie empfindliche Bauteile vor Schmutz und Streusalz.