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Bei regelmäßiger Anwendung

Abführmittel könnten Demenz begünstigen

Im Rahmen einer Studie war die dauerhafte Anwendung von Laxanzien mit einem erhöhten Demenzrisiko assoziiert. Ein kausaler Zusammenhang kann daraus nicht abgeleitet werden, Experten raten dennoch zu Vorsicht.
PZ
05.04.2023  14:00 Uhr

Im Fachjournal »Neurology« hat ein Team um Dr. Zhirong Yang von der Universität Cambridge in Großbritannien die Ergebnisse einer Kohortenstudie hochrangig publiziert. Die Arbeit untersuchte den Zusammenhang zwischen der Anwendung verschiedener Laxanzien und dem Demenzrisiko. Die Wissenschaftler nutzen Daten von insgesamt 502.229 Menschen im Alter zwischen 40 und 69 Jahren, bei denen zu Beginn der Untersuchung keine Diagnose einer Demenz vorlag. Der selbst berichtete Laxanzien-Gebrauch an den meisten Tagen einer Woche in den vier Wochen vor Studienaufnahme wurde für die Analyse als regelmäßige Anwendung eingestuft. Von den mehr als 500.000 Teilnehmern traf dies auf 18.235 Personen zu. Die Nachbeobachtung betrug im Durchschnitt knapp zehn Jahre. In dieser Zeit erhielten 218 Teilnehmer (1,3 Prozent) eine Demenzdiagnose. In der wesentlich größeren Kontrollgruppe waren es 1969 Personen mit der Diagnose, was einen Anteil von lediglich 0,4 Prozent bedeutet.

Die Ergebnisse wurden hinsichtlich soziodemografischer Merkmale, Begleiterkrankungen, Familienanamnese und sonstiger regelmäßiger Medikamenteneinnahme statistisch adjustiert. Insgesamt errechneten Yang und Kollegen bei regelmäßigem Gebrauch von Abführmitteln ein signifikant erhöhtes Risiko für Demenz jeglicher Ursache von 50 Prozent. Das Risiko für vaskuläre Demenzen war um 65 Prozent erhöht, das Risiko für eine Alzheimer-Demenz war dagegen nicht signifikant gesteigert.

Ferner kamen die Forschenden zu dem Ergebnis, dass das Risiko für Demenzen insgesamt sowie für vaskuläre Demenz mit der Zahl der eingenommenen unterschiedlichen Laxanzien anstieg. 5800 Studienteilnehmer hatten angegeben, dass sie nur eine Art von Abführmittel verwenden. Hier stach insbesondere die Gruppe jener hervor, die osmotisch wirksame Abführmittel verwendet hatte. Das Risiko für Demenz jeglicher Ursache war in dieser Gruppe signifikant erhöht (64 Prozent). Auch das Risiko für eine Demenz vaskulärer Ursache war in dieser Subgruppe deutlich gesteigert (97 Prozent).

Anlässlich der Publikation in »Neurology« hat die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) eine Pressemitteilung verfasst. Darin stellt der DGN-Generalsekretär Professor Dr. Peter Berlit klar: »Die Studie ist keine randomisierte kontrollierte Studie, daher nicht beweisgebend, dass Abführmittel das Demenzrisiko tatsächlich erhöhen. Weitere Untersuchungen sind notwendig.« Dennoch rate die DGN angesichts des Ergebnisses zur Vorsicht im Umgang mit Laxanzien.

Ernährungsumstellung statt Abführmittel

Nach Ansicht des Experten könnten viele Menschen ohnehin auf einen regelmäßigen Abführmittel-Gebrauch verzichten, wenn sie ihre Ernährung umstellen und mehr Ballaststoffe und vor allem auch ausreichend Flüssigkeit in Form von Wasser oder ungesüßten Tee zu sich nehmen würden. »Eine solche Ernährungsumstellung hat womöglich gleich eine doppelte Schutzwirkung gegen Demenz. Zum einen lässt sich in vielen Fällen auf Abführmittel verzichten, die einen potenziell schädigenden Einfluss auf die Hirngesundheit haben, zum anderen gilt eine gesunde Ernährung per se als wichtige Säule der Demenzprävention.«

Unklar ist, wie Abführmittel das Demenzrisiko möglicherweise beeinflussen. Die DGN führt die sogenannte Darm-Hirn-Achse, über die Darm und Gehirn kommunizieren, an. Bekannt sei, dass eine gestörte Darmflora diese Signalübertragung und die Produktion von Neurotransmittern beeinflussen könne. Eine Studie habe gezeigt, dass osmotisch wirksame Laxanzien das Mikrobiom verändern können. Eine andere mögliche Erklärung, die die DGN nennt: Abführmittel könnten die Epithelbarrieren des Darms stören und den Übergang von aus dem Darmmikrobiom stammenden neurotoxischen Stoffwechselprodukten in das zentrale Nervensystem erleichtern und inflammatorische Prozesse begünstigen.

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