Abkühlung erwünscht |
Barbara Döring |
28.08.2023 16:00 Uhr |
»Verlässt man das kalte Wasser, füllen sich die Blutgefäße in der Peripherie wieder und es entsteht ein Wärmegefühl und ein angenehmes Prickeln«, beschreibt Opatz die Phase nach dem Eisbaden. Es kommt erneut zur Ausschüttung von Transmittern, diesmal Endorphine. »Sie bewirken ein wohliges, entspannendes Körpergefühl, was erklärt, warum viele Menschen das Eisbaden so gerne machen«, sagt Opatz. Einerseits hat das Kältebad also einen Kurzzeiteffekt auf das Immunsystem, indem Entzündungen unterdrückt werden und das Wohlbefinden steigt. Auf der anderen Seite führen die regelmäßigen Kälteanwendungen dazu, dass der Körper mehr Immunzellen bildet und resistenter gegenüber Kälte und Infektionen wird, weiß Opatz, der erforscht, wie sich der Körper an Extremsituation anpasst.
Muss es aber gleich das Eisbad sein oder hilft auch schon die kalte Dusche weiter? »Generell gilt, dass Kälte und ein Kältebad immer gut wirken, es muss nicht gleich die Eiskammer bei minus 110 Grad Celsius sein«, relativiert der Weltraummediziner. Generell sei es ratsam, sich langsam an die Kälte zu gewöhnen. »Wenn man in eiskaltes Wasser steigt, ist das eine Extremerfahrung, die Überwindung kostet«, so Opatz.
Für Anfänger empfiehlt er, erst einmal für 10 bis 15 Sekunden ins kalte Wasser zu steigen. Auch wer täglich nach dem warmen Duschen das Wasser eine Weile kalt stellt, kann damit schon viel bewirken. »Unter der Dusche kann man die Temperatur mit jedem Mal weiter runterfahren«. Ist der Körper an das kalte Wasser gewöhnt, sollte man darunter idealerweise etwa drei Minuten ausharren. Wer also keinen kalten See in der Nähe hat, kann auch zu Hause vom Kältereiz profitieren.
Die kalte Dusche hat noch einen weiteren Vorteil: »Wer morgens Probleme hat, wach zu werden, für den ist das kalte Wasser nach der warmen Dusche eine gute Möglichkeit, den Körper wieder zu aktivieren. »Durch die Ausschüttung der Endorphine und das gute Körpergefühl, hat man einen sehr angenehmen Start in den Tag, wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat«, weiß Opatz, der selbst die morgendliche Dusche mit kaltem Wasser beendet. Am besten probiert es jeder aus, wie es im guttut. Spartanisch müsse das keiner durchziehen, sagt Opatz. Er rät auch davon ab, sich abends vor dem Schlafengehen dem Kältekick auszusetzen, denn die Aktivierung des Sympathikus hätte einen ähnlichen Effekt wie eine Tasse Kaffee.
Dass der Körper durch den Kältereiz Glückshormone ausschüttet, zeigen bereits einige Studien. Auch wenn es noch keine endgültigen Ergebnisse dazu gebe, bestehe laut Opatz die Hoffnung, dass auch Patienten mit Depression von Kälteanwendungen profitieren könnten.. Schließlich sei es naheliegend, dass sich Anwendungen, nach denen man sich besser fühlt, auch bei Störungen des Gemütszustands positiv auswirken können. Hailey Bieber haben Kältebäder geholfen, mit Angstzuständen umzugehen und allgemein die Stimmung zu verbessern. Auf TikTok postete das Model ein Video mit dem Text »Kaltes Eintauchen« und »mindestens 30 Sekunden«. Es zeigt, wie sie zum »Cold-Plunge« (englisch = Kältebad) im Bikini in die Wanne steigt.