Abnehmspritze kann schwere Nebenwirkungen auslösen |
Übelkeit und Abdominalschmerzen gehören zu den bekannten und häufigeren Nebenwirkungen der sogenannten Abnehmspritzen. In wenigen Fällen können diese jedoch ernster sein. / Foto: Getty Images/Antonio_Diaz
Bekannt und vermerkt als sehr häufige bis häufige Nebenwirkung von GLP-1-Agonisten wie Semaglutid (Wegovy©) sind gastrointestinale Symptome wie Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, Gastritis, Abdominalschmerzen und Spannungsfühl, Reflux, Dyspepsie, Aufstoßen und Blähungen. Sie erhöhen aber auch die Wahrscheinlichkeit für teils schwerwiegende Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts.
So war das Risiko einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse, die starke Schmerzen verursacht und in einigen Fällen einen Krankenhausaufenthalt und eine Operation erfordert, etwa neunmal höher. Ein Darmverschluss und eine Magenlähmung, bei der Nahrung schlechter vom Magen in den Dünndarm gelangt, wurden jeweils etwa viermal häufiger beobachtet. Es zeigte sich zudem eine Tendenz zu vermehrten Gallenwegserkrankungen.
Die Studie in der Fachzeitschrift »JAMA« ist die erste große Studie, die unerwünschte Nebenwirkungen des Verdauungstrakts bei Menschen ohne Diabetes untersucht hat, die die Medikamente speziell zur Gewichtsreduktion anwenden. »Obwohl sie selten sind, müssen diese unerwünschten Ereignisse von Patienten berücksichtigt werden, die darüber nachdenken, diese Medikamente zur Gewichtsabnahme zu verwenden«, sagte Mohit Sodhi von der Universität British Columbia in Vancouver.
GLP-1-Rezeptor-Agonisten wurden ursprünglich zur Behandlung von Typ-2-Diabetes entwickelt. Seit einiger Zeit sind solche Präparate zur Behandlung von Adipositas zugelassen, sodass ihre Verwendung deutlich zunimmt. »Es gab anekdotische Berichte über einige Patienten, die diese Medikamente zur Gewichtsreduktion verwendeten und sich dann mit wiederholten Episoden von Übelkeit und Erbrechen als Folge einer Magenlähmung vorstellten. Aber bislang gab es dazu keine Daten aus großen epidemiologischen Studien«, berichtete Professor Dr. Mahyar Etminan.
Deshalb hatte das Forschungsteam etwa 16 Millionen Personen ohne Diabetes untersucht, denen zwischen 2006 und 2020 Semaglutid oder Liraglutid zur Gewichtsabnahme verschrieben wurden. Sie verglichen die Häufigkeit von Magen-Darm-Erkrankungen mit Personen, die Präparate mit anderen Wirkstoffen zur Gewichtsabnehmen eingenommen hatten.
Arzneistoffe aus der Gruppe der selektiven GLP-1-Agonisten rufen die gleichen Effekte wie das Inkretinhormon GLP-1 hervor. Derzeit zugelassen sind
Alle werden subkutan als Injektionslösung oder -suspension verabreicht. Neben Semaglutid hat auch Liraglutid eine separate Zulassung bei Adipositas ohne Diabetes, der Abnehmeffekt scheint etwas geringer ausgeprägt zu sein.
Der neueste Wirkstoff im Bunde ist Tirzepatid (Mounjaro®) mit doppeltem Wirkmechanismus: Es wirkt nicht nur als GLP-1-Agonist, sondern auch wie das Inkretinhormon GIP (Gastrisches Inhibitorisches Polypeptid), das ebenfalls die Freisetzung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse stimuliert. Bei Tirzepatid wurde auch eine deutliche Gewichtsreduktion beobachtet, es ist bislang allerdings auch nur als Antidiabetikum zugelassen. In Deutschland ist es noch nicht verfügbar.