Acetylsalicylsäure vorbeugend für Gesunde? |
Isabel Weinert |
04.09.2025 14:00 Uhr |
Ältere Menschen, die keine Herz-Kreislauf-Erkrankung haben, haben nichts davon, vorbeugend Acetylsalicylsäure einzunehmen, im Gegenteil. / © Adobe Stock/Robert Kneschke
Zu diesem Ergebnis kommt das Follow-up der knapp fünf Jahre dauernden randomisierten und kontrollierten sogenannten ASPREE-Studie, in der die Hälfte der 19.100 im Schnitt 74 Jahre alten Menschen ohne manifeste Herz-Kreislauf-Erkrankung zu Beginn der Studie 100 mg Acetylsalicylsäure täglich erhielt. Der anderen Hälfte verabreichten die Forschenden Placebo.
Zwar traten tödliche Ereignisse an Herz und Kreislauf unter Acetylcalicylsäure um 11 Prozent seltener auf als unter Placebo, der Unterschied lag jedoch nicht über der statistischen Signifikanz. Mehr noch: Zu 38 Prozent häufiger erlitten die mit Acetylsalicylsäure behandelten Menschen schwere Blutungen, verglichen mit denjenigen, die lediglich Placebo erhielten.
In Summe konstatierten die Wissenschaftler als Nutzen durch Acetylsalicylsäure 43 verhinderte schwere kardiovaskuläre Ereignisse (Major Adverse Cardiac Event = MACE), denen als Schaden durch die Therapie fast 100 durch die Medikation ausgelöste schwere Blutungen gegenüber standen. Es starben in der Verumgruppe außerdem 14 Prozent mehr Menschen.
Nach Absetzen der Medikation lag die Gefahr für ein MACE höher als in der Placebogruppe, und zwar signifikant um 18 Prozent. Als Ursache vermuten die Wissenschaftler womöglich eine Art Rebound-Effekt: Die durch die Acetylsalicylsäure unterdrückte Cyclooxygenase könnte nach Absetzen der Medikation verstärkt wirksam werden und so fördern, dass Blutplättchen miteinander verklumpen und Gefäßverschlüsse verursachen. Die in der Acetylsalicyl-Gruppe zunächst höheren Raten an Todesfällen und an schweren Blutungen glichen sich nach Ende der Behandlung den Raten unter Placebo an. Laut Forschenden zeigt ebendies, dass die vermehrten Komplikationen unter der Therapie mit Acetylsalicylsäure tatsächlich davon herrühren.