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Schutz vor Ertrinken

Alle Kinder sollen schwimmen lernen

60 Prozent der Zehnjährigen und auch viele Erwachsene können laut der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) nicht sicher schwimmen. Bäderschließungen und die Corona-Einschränkungen haben das Problem verschärft. Dabei müsste Schwimmen lernen Priorität bekommen – in Gemeinden, Schulen und Familien.
Barbara Erbe
20.06.2022  08:30 Uhr

Schwimmen ist, nicht nur im Sommer, eine tolle Sache: Es hat einen positiven Einfluss auf chronische Krankheiten wie etwa Osteoporose oder Diabetes. Es kräftigt die Muskulatur, schont die Gelenke, trainiert Ausdauer und Koordination und ist gerade im Hochsommer eine herrliche Erfrischung. Ganz abgesehen davon, dass, wer gut schwimmt, nicht so leicht ertrinkt.

Leider schlagen sich diese Vorteile in der Realität nicht ausreichend nieder, berichtet Martin Holzhause von der DLRG. »Nichtschwimmer und unsichere Schwimmer waren bereits vor der Coronapandemie in der Mehrheit. Durch Bäderschließungen und die pandemiebedingten Einschränkungen hat sich die Lage weiter verschlechtert.« Die Sportstättenstatistik der Länder zeigt, dass im Jahr 2000 noch 6700 Hallen- und Freibäder öffentlich zugänglich waren, im Jahr 2020 dagegen nur noch 5100 – also 1600 weniger. »Wir hören immer wieder von Grundschülern in ländlichen Regionen, die eine halbe Stunde mit dem Bus fahren müssen, um ins nächstgelegene Schwimmbad zu kommen. Unter solchen Bedingungen ist der gesetzlich vorgesehene Schwimmunterricht an Grundschulen kaum möglich.«

Nun haben die Verbände der Bäderallianz, zu der auch die DLRG und das Deutsche Rote Kreuz (DRK) gehören, eine bundesweite Kampagne zum Erhalt der deutschen Bäderlandschaft und zur Förderung der Schwimmfähigkeit gestartet. Unter anderem mit dem Ziel, dass am Ende der Grundschulzeit alle Kinder schwimmen können sollen, wie Katy Völker, die stellvertretende Bundesleiterin Wasserwacht des DRK, erläutert.

Dass das im Augenblick längst nicht der Fall ist, hat nach Erkenntnissen der KiGGs-Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) eine ganze Reihe von Gründen. So zeige sich zunächst deutlich, dass es vor allem Kindern mit niedrigem Sozialstatus an Schwimmkenntnissen fehlt. Auch Kinder mit Migrationshintergrund seien häufiger Nichtschwimmer, da die Eltern oft selbst nicht schwimmen und es somit ihren Kindern auch nicht vermitteln könnten – nicht zuletzt deshalb, weil Schwimmen in anderen Kulturen oft einen geringeren Stellenwert als in Deutschland habe. Viele Eltern sehen die Schule in der Pflicht, die Schwimmfähigkeit zu vermitteln, was aber angesichts der personellen Situation an Schulen und der vielen geschlossenen Bäder immer schwieriger wird. Auch Völker und Holzhause sehen eine große Verantwortung der Schulen, betonen aber auch, dass es nicht ohne Vorarbeit der Eltern – und idealerweise auch der Kindergärten – geht.

Früh und mit Freude

Damit Eltern ihre Kinder darin unterstützen können, sichere Schwimmer zu werden, sei es wichtig, dass sie selbst keine Angst vor dem Wasser haben, betont Völker. »Denn das kann dazu führen, dass sie Bäder und Seen meiden – und dann noch weniger Kinder schwimmen lernen.« Kommt das Gespräch aufs Planschen und Baden mit Kindern, sollten PTA Eltern auf jeden Fall ermutigen, mit ihren Kindern so oft wie möglich ans und ins Wasser zu gehen. »Sie müssen ihnen natürlich auch klarmachen, dass sie die Kinder dabei immer im Blick haben müssen.«

Einen angstfreien und trotzdem besonnenen Umgang mit Wasser können Eltern dem Nachwuchs schon zu Baby- und Kleinkindzeiten nahebringen, etwa durch Toben im Wasser, Tauchen, Schweben, Gleiten und Springen. Im Grunde beginne alles schon mit dem Waschen, erläutert Völker. »Auch ein sehr kleines Kind kann sich auf verschiedene Arten Wasser über den Kopf, das Gesicht und den gesamten Körper gießen, zum Beispiel mit einer Kanne, einem Schwamm oder natürlich unter der Dusche. So kann es sich an die Nässe, die Temperatur und das Gefühl von Wasser auf der Haut gewöhnen.«

Im Planschbecken oder im flachen Wasser lässt sich schön laufen, springen und Fangen spielen – »so können Kinder Erfahrungen mit Dichte und Widerstand von Wasser sammeln«. Spielerisches Spritzen mit Wasser auf Gesicht und Körper – etwa bei einer Wasserschlacht - kann auch Angst vorbeugen. Diese und andere Anregungen finden sich in der Elternbroschüre »Selfmade Schwimmkurs«, die das Bayerische Rote Kreuz erarbeitet hat und die unter anderem über die Kampagnenseite der DRK Wasserwacht »Mit Sicherheit am Wasser« kostenfrei zu beziehen ist.

Darin findet sich auch ein Abschnitt über das Tauchen und damit über eine Grundvoraussetzung für Sicherheit im Wasser. Denn je besser Kinder mit dem Gefühl umgehen können, dass ihr Kopf – bewusst oder aus Versehen – unter Wasser kommt, desto sicherer können sie unter Wasser den Atem anhalten, ohne in Panik zu geraten. Auch zum Tauchen lernen bietet die Broschüre etliche spielerische Anregungen, so etwa das Spiel »Schieben«. Dabei werden schwimmende Gegenstände wie etwa ein Tischtennisball mit dem Gesicht über das Wasser geschoben, zuerst mit der Nase und später mit der Stirn. So kommen nach und nach Nase und Mund unter Wasser. All die geschilderten Ideen könnten allerdings erst dann ihr Potenzial entfalten, wenn sich auch die begleitenden Erwachsenen darauf einlassen, betont die stellvertretende Wasserwacht-Leiterin. »Wer sein Kind ans Wasser gewöhnen will, darf nicht darauf aus sein, sich die Haare nicht nass zu machen.«

Mit Kursen zum stabilen Schwimmen

Erste Schwimmzüge sollten Kinder möglichst mit fünf oder spätestens sechs Jahren lernen, sagt DLRG-Sprecher Holzhause, am besten in einem Kurs. In diesem Alter können die Kinder das »Seepferdchen« erwerben. Das ist zwar kein Schwimmabzeichen, aber das Wappen motiviert und bestätigt, dass sich ein Kind auf einer Stecke von 25 Metern über Wasser halten kann. Als sicherer Schwimmer gilt erst, wer die Disziplinen des Deutschen Schwimmabzeichens in Bronze (»Freischwimmer«) sicher beherrscht. Dazu gehört die Kenntnis der Baderegeln (siehe Kasten) ebenso wie ein Kopfsprung vom Beckenrand sowie einen Tauchring aus 2 Meter Tiefe heraufholen und ein Sprung vom Startblock oder Ein-Meter-Brett. Die Kinder müssen zudem 15 Minuten schwimmen können, ohne sich am Beckenrand festzuhalten, dabei mindestens 200 Meter zurücklegen und sich sowohl in Bauch- als auch Rückenlage fortbewegen.

Damit Kinder in der Grundschule die Kulturtechnik des Schwimmens genauso erlernen wie lesen und schreiben, fordern die Wasserwacht des DRK sowie die DLRG, dass der Schwimmunterricht in allen Schulen - wie in den Lehrplänen vorgesehen - durchgeführt werden kann und auch der Ausbau außerschulischer Angebote durch mehr Schwimmbadzeiten für Schüler und entsprechend auch mehr finanzielle Mittel dafür vorangetrieben wird.

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