Alternative Herstellung mit Rivanol Pulver möglich |
| Juliane Brüggen |
| 12.11.2025 14:00 Uhr |
Ethacridinlactat färbt die Lösung gelb (Symbolbild). / © Ivan-balvan/Getty Images
Rezepturen mit dem lokalen Antiseptikum Ethacridinlactat sind für Apotheken aktuell eine Herausforderung – denn die Substanz ist von Bezugsproblemen betroffen. Damit ist unter anderem die Herstellung des Mundtherapeutikums »Ethacridinlactat-Monohydrat-Lösung 0,25 % mit Lidocain 0,5 %« (NRF 7.7.) hinfällig geworden. Das DAC/NRF-Team hat dementsprechend angekündigt, die Vorschrift mit der Ergänzungslieferung 2025/2 komplett zu streichen.
Es gibt aber eine Alternative. Über ihre Infostelle haben die Rezeptur-Expertinnen und -Experten erfahren, dass Apotheken bei der Herstellung nach NRF 7.7. alternativ auf das Fertigarzneimittel Rivanol® Pulver zurückgreifen. Diese Vorgehensweise hat das DAC/NRF-Team nun im Labor getestet.
Im Fertigarzneimittel sind neben dem Antiseptikum geringe Mengen an Harnstoff enthalten, heißt es im entsprechenden Rezepturhinweis. Das könne den pH-Wert durch Hydrolyse erhöhen, auch wenn der Prozess grundsätzlich langsam abläuft. Oberhalb von pH 7 besteht das Risiko, dass die Lidocain-Base ausfällt. Ethacridinlactat-Monohydrat ist hingegen im breiteren Bereich von 5–9 stabil.
Die gute Nachricht: Bei den Untersuchungen im Labor lag der pH-Wert nach sechs Wochen unverändert bei 5,84 – gemessen mit einem pH-Meter. »Die alternative Herstellung mit Rivanol® ist daher möglich«, lautet das Fazit. Die Aufbrauchfrist ist dementsprechend aktuell mit sechs Wochen angegeben. Ob der pH-Wert auch innerhalb der ursprünglichen Aufbrauchfrist von sechs Monaten stabil bleibt, wird weiterhin untersucht.
Viele weitere Informationen können PTA im aktualisierten DAC/NRF-Rezepturhinweis »Ethacridinlactat« nachlesen, die abgewandelte Rezeptur nach NRF 7.7. ist im Rezepturenfinder hinterlegt.
Laut DAC/NRF werden Ethacridinlactat-haltige Lösungen zur Anwendung in der Mundhöhle aufgrund gelegentlicher Verordnungen noch rezepturmäßig hergestellt. Die Lösung nach NRF 7.7. wirkt lokal antiseptisch bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut, das enthaltene Lidocain lindert Schmerzen durch die lokalanästhetische Wirkung. Die Lösung wird mehrmals täglich mit einem Wattestäbchen auf die betroffenen Stellen der Mundschleimhaut getupft. Als Alternative kommen Lösungen mit Chlorhexidinacetat und Lidocain in Frage.