Alzheimer-Antikörper nicht zur Zulassung empfohlen |
ARIA wird bei der Bildgebung des Gehirns beobachtet und geht mit Schwellungen und möglichen Blutungen im Gehirn einher. / © Getty Images/Andrew Brookes
Donanemab zielt auf den Abbau von schädlichen β-Amyloid-Plaques im Gehirn ab, die mit einer Alzheimer-Erkrankung einhergehen. In den USA ist der Antikörper bereits zugelassen und darf bei Patienten mit leichter kognitiver Beeinträchtigung oder in einem frühen Demenz-Stadium zum Einsatz kommen.
Auch Lecanemab (Leqembi™, Biogen), ein weiterer Alzheimer-Antikörper, ist in den USA zugelassen. Erst vor wenigen Wochen hatte sich der EMA-Ausschuss nach einem Hin und Her zwischen EMA und EU-Kommission weiterhin für die Zulassung von Lecanemab ausgesprochen. Allerdings soll Lecanemab laut EMA nicht bei Patienten eingesetzt werden, die zwei Kopien des Alzheimer-Risikogens ApoE4 tragen. Noch hat die EU-Kommission nicht final entschieden, ob sie den Antikörper in der EU zulässt.
Nun kam die Entscheidung des EMA-Ausschusses zu Donanemab. Das negative Zulassungsvotum begründen die Experten mit einem relevanten Sicherheitsproblem: Das häufige Auftreten von amyloidbedingten Bildgebungsanomalien (ARIA) in der zulassungsrelevanten Studie mit mehr als 1700 Patienten. ARIA wird bei der Bildgebung des Gehirns beobachtet und geht mit Schwellungen und möglichen Blutungen im Gehirn einher.
ARIA trat bei 36,8 Prozent der Donanemab-Patienten auf, verglichen mit 14,9 Prozent der Patienten, die ein Placebo erhielten. Obwohl die meisten Fälle nicht mit Symptomen verbunden waren, traten bei 1,6 Prozent der Patienten der Verumgruppe ein schwerwiegendes ARIA-Ereignis auf, das in drei Fällen zum Tod führte.
Bei Personen ohne ApoE4-Kopien, die ein geringeres Risiko für die Entwicklung dieser Nebenwirkung haben, traten ARIA bei 24,7 Prozent der Personen auf, die Donanemab erhielten, verglichen mit 12 Prozent unter Placebo. Zudem traten schwerwiegende ARIA-Ereignisse, von denen eines zum Tod führte, bei den mit dem Antikörper behandelten Personen auf (0,8 Prozent).
Die Studie zeigte außerdem, dass sich der sogenannte iADR-Score bei den mit Kisunla behandelten Patienten insgesamt um 10 Punkte verschlechterte, bei den mit Placebo behandelten um 13 Punkte. Der iADR-Score, eine Skala zwischen 0 und 144, misst, wie stark die Krankheit die kognitiven und funktionellen Fähigkeiten eines Patienten beeinträchtigt.
Bei Personen, die keine ApoE4-Kopien hatten, verschlechterte sich der Score um 14 Punkte bei den Donanemab-Patienten und um 16 bei denen, die Placebo erhielten. Darüber hinaus gab es laut EMA keine Daten zur langfristigen Wirksamkeit, die diese Ergebnisse bei Patienten ohne ApoE4-Kopien untermauert hätten.
Summa summarum stellt die EMA fest, dass der Nutzen von Kisunla nicht groß genug sei, um die Risiken potenziell tödlicher Ereignisse aufgrund von ARIA aufzuwiegen, selbst bei der kleinen Gruppe von Menschen, die keine Kopien von ApoE4 tragen. Eine Empfehlung zur Zulassung sprach sie für Donanemab nicht aus – auch nicht für eine Teilpopulation von Patienten wie bei Lecanemab.