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Nein, danke!

Amputation bei Diabetischem Fußsyndrom? 

In Deutschland werden immer noch zu viele Amputationen aufgrund eines diabetischen Fußsyndroms durchgeführt, so der Eindruck der Arbeitsgemeinschaft Diabetischer Fuß der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Ihre Aufklärungskampagne »Amputation – nein, danke!« will auf diesen Missstand aufmerksam machen.
AutorKontaktJudith Schmitz
Datum 27.04.2023  11:30 Uhr

»Etwa 40.000 Menschen mit diabetischem Fußsyndrom werden jährlich in Deutschland amputiert. Geschätzt wären 70 bis 80 Prozent dieser Amputationen durch eine frühzeitige und strukturierte Behandlung verhinderbar, wobei man näher an den 80 Prozent ist, je früher man die strukturierte Behandlung startet«, sagt Diabetologe Dr. Michael Eckhard, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Diabetischer Fuß, in einem Videobeitrag auf der Kampagnenseite www.amputation-nein-danke.de.

Das diabetische Fußsyndrom ist eine häufige und schwerwiegende Folgeerkrankung eines langjährigen Diabetes mellitus mit dauerhaft erhöhten Blutzuckerwerten. Es sind Wunden, die nicht mehr von selbst heilen und somit chronisch werden. Im schlechtesten Fall drohen Amputationen von Teilen eines Fußes oder des Beins.

Voran gehen oftmals Durchblutungsstörungen und Schädigungen der Nerven, die zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen beziehungsweise zu Empfindungsstörungen führen. Die Wundheilung funktioniert nicht mehr, wie sie soll, gleichzeitig spüren die Betroffenen kleine Verletzungen oder Druckstellen nicht – was offene Wunden verursachen kann. Selbst kleinste Verletzungen wie durch ein kleines Körnchen im Schuh können sich deshalb für diese Patienten so bedrohlich vergrößern, dass sie letztlich Körperteile verlieren.

»Tritt eine Wunde auf, dann ist es entscheidend, sie vom ersten Tag an fachgerecht versorgen zu lassen. Ein wesentliches Thema ist aber, dass die Patienten in der Regel zu spät zu uns kommen«, informiert Eckhard. Das liege daran, dass frühe Zeichen einer drohenden Schädigung bei einem diabetischen Fußsyndrom nicht mehr wahrgenommen werden können.

Füße in Fachhänden

Rund 250.000 Menschen erkranken in Deutschland jährlich neu an einem derartigen Fußsyndrom, ärztlich behandelt werden pro Jahr 600.000 Betroffene. Diabetiker lassen sich am besten in spezialisierten Fußbehandlungseinrichtungen versorgen. Denn: Die Behandlung ist umso erfolgversprechender, je früher ein Diabetisches Fußsyndrom erkannt und je umfassender es behandelt wird. In DDG-zertifizierten Fußbehandlungseinrichtungen – derzeit gibt es ambulant und stationär rund 300 – treffen die Patienten auf ein interdisziplinäres und interprofessionelles Behandlungsteam aus Diabetologen, Gefäßspezialisten, Chirurgen, Wundexperten, Schuhmacher, die sich bezüglich der Therapie eng abstimmen.

Die Kampagne »Amputation – nein danke!« möchte nicht nur auf den Missstand der unnötigen Amputationen aufmerksam machen, sondern auch verdeutlichen, wie sich Amputationen vermeiden lassen. Die Kampagne informiert Betroffene und Angehörige daher unter www.amputation-nein-danke.de zu frühen Hinweisen auf ein diabetisches Fußsyndrom neben dem Rat, frühzeitig zum Arzt zu gehen. Zudem macht sie auf die Möglichkeit eines Zweitmeinungsverfahrens bei drohender Amputation aufmerksam.

An Krankenkassen und die Gesundheitspolitik richtet sich die Kampagne mit dem Appell, Bedingungen zu schaffen, die Zahl der Amputationen zu reduzieren, etwa durch die Finanzierung für eine bestmögliche Versorgung Betroffener sowie des deutschlandweiten Ausbaus zertifizierter Fußbehandlungseinrichtungen.

»Was nützen uns die besten Absichten auf Behandlerseite, wenn das, was sinnvoll und gut wäre, etwa ein Bein zu erhalten, sich finanziell so schlecht darstellt, dass es sich am Ende im Zweifelsfall für ein Krankenhaus wirtschaftlich gesehen mehr lohnt, ein Bein frühzeitig zu amputieren, als Maßnahmen entsprechend einzubringen, um es zu erhalten?«, fragt deshalb Eckhard. Der Erhalt eines Fußes oder Beines kann im Einzelfall extrem aufwendig sein. Und: Auch der Patient müsse bereit sein, Geduld und Zeit zu investieren

 

Zweitmeinung einholen

Wie auch vor bestimmten anderen planbaren Operationen haben gesetzlich Versicherte bei drohender Amputation unterhalb oder oberhalb der Knöchelregion aufgrund des diabetischen Fußsyndroms einen Rechtsanspruch auf eine unabhängige ärztliche Zweitmeinung. Während dieser neutralen Beratung können sie Fragen stellen, Zweifel äußern und mit dem Arzt besprechen, ob der Eingriff notwendig ist oder ob es eingriffsvermeidende Alternativen gibt. Der Erstmeiner, also der Arzt, der in diesem Fall die Amputation empfiehlt, ist verpflichtet, den Betroffenen und seinen Angehörigen auf ihr Recht auf eine Zweitmeinung hinzuweisen. Selbst kann sich dieser Arzt auch eine Zweitmeinung einholen.

Eckhard erläutert: »Man sitzt als Tochter am Krankenbett seines Vaters mit diabetischem Fußsyndrom, und plötzlich kommt die Information: Hier steht eine Amputation an. Dann ist es gut zu wissen, dass ich mich nicht dafür rechtfertigen muss, wenn ich gern eine zweite Meinung hätte, ob es wirklich keine Alternative zu der vorgeschlagenen Zehen-, Fuß-, Unter- oder gar Oberschenkelamputation gibt.« Für die Betroffenen sei es zudem wichtig zu wissen, dass eine Amputation nur äußerst selten dringend stattfinden müsse, um das Leben des Patienten zu retten. Das ist etwa der Fall, wenn eine Infektion so weit fortgeschritten ist, dass nicht mehr viel Zeit bleibt, um eine Entscheidung zu treffen.

Neben der fachlichen Expertise ist es wichtig, dass der Zweitmeiner unabhängig ist, also kein Arzt aus der Einrichtung ist, die den geplanten Eingriff durchführen will. Qualifizierte Ansprechpartner findet man auf der Kampagnenseite im Internet. Wer eine Zweitmeinung einholen möchten, sollte seinen behandelnden Arzt (Erstmeiner) bitten, die für das Gespräch notwendigen Unterlagen (Befunde, Untersuchungsergebnisse) in Kopie für den Zweitmeiner mitzugeben oder an diesen zu senden. Dem Patienten entstehen dafür keine Kosten.

Im Rahmen der Kampagne stellt Eckhard aber auch klar: »Es ist weder so, dass wir alle Amputationen vermeiden können, noch dass wir immer und unbedingt jede Amputation verhindern müssen.« Im Einzelfall, in der individuellen Abwägung aller Für und Wider und immer im Zusammenspiel des interdisziplinären Teams und im Einklang mit dem Patienten könne es im Einzelfall besser sein, eine Extremität zu amputieren. Einen pauschalen Marker dafür gebe es nicht. Auch gebe es Patienten, die nach der Amputation sagen: »Hätte ich gewusst, dass ich mit der Prothese so gut unterwegs sein kann, hätte ich mich vielleicht schon früher für eine Amputation entschieden.« In der Regel bedeute jedoch jede nicht amputierte Gliedmaße gewonnene Lebensqualität für den Patienten, weiß Eckhard.

 

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