| Isabel Weinert |
| 01.12.2025 12:00 Uhr |
Diese Diagnose trifft zum Glück nur wenige Menschen, bedeutet aber immer einen Schock und macht eine sofortige Therapie erforderlich. / © Adobe Stock/Vitalii Vodolazskyi
Was verbirgt sich hinter dem Begriff »Sarkom«?
Dazu schreibt die „Deutsche Sarkom Stiftung: »Sarkome sind seltene Tumoren, die entweder in den Knochen oder in den Weichgeweben auftreten. Dazu gehören das Muskel-, Fett-, Knorpel- und Bindegewebe, aber auch Gefäße. Sarkome umfassen bis zu 100 verschiedene, bösartige (= maligne) Tumoren. Diese unterscheiden sich teilweise deutlich in ihrem biologischen Verhalten, ihrer Prognose und ihrem Ansprechen auf unterschiedliche Therapien«.
Beim »epitheloiden Angiosarkom«, an dem Thomas Gottschalk erkrankt ist, handelt es sich um ein Weichteilsarkom, das selten ist und aggressiv voranschreitet. Es geht von den Endothelzellen der Blutgefäße aus. Histologen erkennen es unter anderem daran, dass die Tumorzellen den Epithelzellen optisch ähneln und es entsprechend platt aussieht.
Wie häufig kommt dieses Sarkom vor?
Von allen Weichteilsarkomen macht das epitheloide Weichteilsarkom weniger als 2 Prozent aus. In Deutschland wird bei 40 bis 50 Menschen jährlich diese Diagnose gestellt.
Wo am und im Körper manifestiert sich ein solches Sarkom vor allem?
Es kann sich auf der Haut und Unterhaut zeigen, entsteht aber auch in den tieferliegenden Weichteilen, hier eher bei Männern. Sehr selten verursacht ein derartiges Sarkom auch Brustkrebs.
Kennen Mediziner Risikofaktoren für die Entstehung dieser Krebsform?
Als mögliche Risikofaktoren kommen chronische Lymphödeme infrage, wie sie entstehen können, wenn einem Menschen Lymphknoten entfernt wurden. Auch eine vorhergehende Strahlentherapie, bestimmte Chemikalien und genetische Konstellationen können das Risiko für diese Krebsart erhöhen. Oft weiß man aber einfach nicht, warum es einen Menschen trifft.
Wie macht sich diese Krebsform bemerkbar?
Leider zeigt sich ein epitheloides Angiosarkom zu Beginn häufig unspezifisch und Symptome werden deshalb oft nicht wahr- oder nicht ernst genommen. Auf der Haut kann es sich als rötlich-bläulicher Fleck zeigen, bevorzugt in der Kopf-Hals-Region, am Unterarm oder am Unterschenkel. Auch Knoten oder Läsionen, die wie Geschwüre wirken, können sich entwickeln und auch bluten. Ein epitheloides Angiosarkom im tiefliegenden Weichgewebe, wie es bei Thomas Gottschalk diagnostiziert wurde, macht sich noch diffuser bemerkbar, denn nach außen hin ist ja nichts zu sehen.
Wie wird ein solches Sarkom diagnostiziert?
Dazu setzen Mediziner bildgebende Verfahren ein und führen eine Biopsie durch. Dabei zeigt sich bei einem positiven Befund ein typisches histologisches Bild.
Wie wird diese Tumorart behandelt?
Von großer Bedeutung ist es, den Tumor operativ radikal zu entfernen. Darauf folgen eine Strahlen- und eventuell eine Chemotherapie. In geeigneten Fällen können Anti-VEGF-Therapien eine Option sein.
Welche Rolle spielen die Opioidanalgetika, auf die Thomas Gottschalk seine gedanklichen und verbalen Veränderungen während seiner Auftritte zurückführt?
Starke Opioidanalgetike wirken gegen starke Krebsschmerzen und können Benommenheit, Schläfrigkeit und Schwindelgefühle mit sich bringen, also durchaus Symptome hervorrufen, wie sie Gottschalk auf der Bühne erleiden musste.
Wie sehen die Chancen aus, diese Tumorart zu überleben?
Es handelt sich um einen sehr aggressiven Tumor, der schnell Metastasen setzt, sich aggressiv verbreitet und bei dem Rückfälle häufig vorkommen. Manifestiert er sich auf der Haut, stehen die Chancen etwas besser. Zudem hängt es davon ab, ob ein solches Sarkom früh diagnostiziert wird, sodass die Therapie schnell einsetzen kann, möglichst noch, bevor Metastasen entstanden sind.