Angepasste Vollkost statt strenger Diät |
Kerstin Pohl |
12.07.2021 12:00 Uhr |
Ein Ernährungstagebuch hilft dabei, herauszufinden, welche Lebensmittel gut vertragen werden. Treten Magen-Darm-Beschwerden auf, ist es wichtig, neben den zuvor verzehrten Lebensmitteln auch die Situation aufzuschreiben, in der die Symptome auftraten, zum Beispiel bei Stress. / Foto: Adobe Stock/kucherav
Der Begriff »angepasste Vollkost« ersetzt die alten Bezeichnungen im Leitfaden Ernährungstherapie in Klinik und Praxis (LEKuP) und unterstreicht damit die Bedeutung der Anpassung an die individuelle oft unterschiedliche Verträglichkeit von Lebensmitteln.
Das Prinzip hinter der angepassten Vollkost: Durch das Weglassen von persönlich unverträglichen Speisen sollen die Verdauungsorgane entlastet werden. Bei Erkrankungen von Magen (Gastritis), Darm, Galle, Leber und Bauchspeicheldrüse ist dies eine sinnvolle Methode, um die Symptome zu mildern oder gar zu verhindern.
Früher wurden noch sehr strenge Diätempfehlungen ausgesprochen, die bestimmte Lebensmittel komplett vom täglichen Speiseplan strichen, um die betroffenen Organe zu schonen. Das hat sich allerdings als weniger hilfreich erwiesen als erhofft. Stattdessen haben sich viele Patienten einseitig ernährt und durch die Kost wurden Mangel- und Unterernährung begünstigt.
In den heutigen Empfehlungen gilt es deshalb, individuelle Verträglichkeiten zu berücksichtigen. Damit kann zwar eine Erkrankung nicht geheilt werden, aber die Symptome gelindert und damit das Wohlbefinden des Patienten deutlich verbessert werden. Eine angepasste Vollkost soll zudem eine täglich ausreichende Nährstoffversorgung sichern und den Kalorienbedarf decken.
Um die individuellen Verträglichkeiten zu ermitteln, hilft es, über mehrere Tage ein Ernährungstagebuch zu führen. In diesem werden die zu verschiedenen Tageszeiten verzehrten Lebensmittel und Getränke und die daraufhin eventuell auftretenden Beschwerden notiert. Zusätzlich sollten die Situationen aufgeschrieben werden, in denen Symptome auftreten wie beispielsweise Stress oder Urlaub. Mithilfe dieses Ernährungstagebuchs kann dann eine Liste der persönlich gut vertragenen Lebensmittel erstellt werden.
In der Praxis kann eine Lebensmittelauswahl folgendermaßen aussehen: Mild gewürzte Speisen sind meist gut verträglich und sehr süße, fettige und stark gewürzte Lebensmittel führen häufiger zu Beschwerden. Um sicher zu gehen, dass ein Lebensmittel vertragen wird, sollten erst kleinere Portionen probiert werden. Gegebenenfalls sind mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt günstiger als einige größere.
Außerdem sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mindestens 1,5 Liter am Tag geachtet werden. Hier bieten sich ungesüßte Kräuter- und Früchtetees an sowie Frucht- und Obstsäfte in verdünnter Form (3 Teile Wasser und 1 Teil Saft) und Wasser ohne Kohlensäure. Kaffee enthält Stoffe, die Magenprobleme und Sodbrennen hervorrufen können. Schonkaffe kann hier eine Alternative sein, da er weniger Röstreizstoffe und Säuren enthält.
In jedem Fall ist Alkohol vom Speiseplan zu streichen, wenn Erkrankungen der Leber und Bauchspeicheldrüse vorliegen. Wenn es weitere Faktoren zu berücksichtigen gibt, sollten diese mit einem Arzt oder einer Ernährungsfachkraft besprochen werden.
Auch die Zubereitung spielt eine entscheidende Rolle was die Bekömmlichkeit von Speisen angeht. So sind Kochen, Dünsten, Dämpfen, Garen in Folie oder Tontopf nährstoffschonend und fettsparend. Starkes Anbraten, Rösten und Frittieren hingegen sind wenig geeignet.