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Infektionen nach Operationen

Angriff aus dem eigenen Darm

Eine Wundinfektion nach einem chirurgischen Eingriff kann dramatische Folgen haben und sogar tödlich enden. Wie eine Studie nun gezeigt hat, kommt die Gefahr für eine derartige Komplikation nicht wie bisher angenommen aus dem Operationsumfeld, sondern aus einer ganz anderen Ecke: dem eigenen Darm der Patienten. Die Studie wurde im Fachmagazin »Cell Reports« veröffentlicht.
Katja Egermeier
05.04.2023  10:00 Uhr

Dafür analysierten Forschende der Max-Planck-Forschungsgruppe für Systemimmunologie in Würzburg und der Universitätsklinik Bern die Mikroorganismen, die bei fast 4000 Personen nach größeren chirurgischen Eingriffen Begleitinfektionen verursacht hatten. Dabei habe sich gezeigt, dass es sich in so gut wie allen Fällen bei den Erregern um Bakterien aus dem Darm des Patienten handelte, wie beispielsweise Enterococcus, Escherichia coli und Clostridium.

Grundsätzlich sei die Existenz des Mikrobioms, bestehend aus einhundert Billionen Mikroorganismen, für den Menschen von Vorteil: Sie helfen bei der Verdauung, beseitigen Krankheitserreger und trainieren das Immunsystem, wie die beteiligte Wissenschaftlerin Gomez de Agüero erklärt. Das gelte jedoch nur so lange, wie diese Bakterien nicht die sogenannte Darmbarriere überwinden und sich im Körper ausbreiten.

Das könne nach einem operativen Eingriff allerdings passieren. Dafür müsse der Darm während des Eingriffs nicht einmal verletzt werden. Die Erreger schafften es auch so, die Darmbarriere zu überwinden und sich über die Blut- und Lymphbahnen im ganzen Körper auszubreiten. 

Leber spielt zentrale Rolle

Besonders häufig traten solche Infektionen nach Eingriffen an der Leber, der Bauchspeicheldrüse, den Gallenwegen oder am Dünn- und Dickdarm auf. Das galt jedoch vor allem für Patienten, die sich einer großen Leberresektion – also der Entfernung großer Teile der Leber – unterziehen mussten.

Die Forschenden gehen daher davon aus, dass die Leber bei einem solchen Infektionsgeschehen eine besondere Rolle spielt –und konnten das im Mausmodell auch nachweisen: »Wir wissen, dass spezielle Zellen des Immunsystems, die in der Leber ansässig sind, für die Kontrolle dieser sich ausbreitenden Bakterien und für den Heilungsprozess nach größeren Operationen verantwortlich sind«, sagt Gomez de Agüero. Diese Innate Lymphoid Cells (ILCs) hielten sozusagen in der Leber Wache, damit sich Bakterien nach einer Operation nicht im Organismus ausbreiten. Wenn sie auf Darmbakterien treffen, setzen sie Botenstoffe frei, die das Immunsystem regulieren. »Damit kontrollieren in der Leber ansässige angeborene lymphatische Zellen die systemische Ausbreitung von Darmbakterien und bekämpfen wirksam Begleitinfektionen nach Operationen«, sagte Mercedes Gomez de Agüero.

Bis nun geklärt ist, welche Faktoren dafür verantwortlich sind, dass Darmbakterien die Darmbarriere nach einem operativen Eingriff überwinden – einer Frage, der die Forschenden nun nachgehen wollen –, empfehlen diese die Stärkung der Immunität als prophylaktische und therapeutische Strategie, alternativ zu den üblichen antimikrobiellen Therapien nach Operationen.

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