Anti-Aging für die Haut |
Damit die Haut lange schön bleibt, hilft neben einer konsequenten Kosmetik auf lange Sicht auch eine ausgeglichene Lebensweise. / Foto: Getty Images/Hoxton/Sam Edwards
Der Wunsch, in hohem Alter noch jung auszusehen, ist so alt wie die Menschheit selbst. Schon in der Antike wurden Porträts verschönert und Falten wegretuschiert. Der erste chinesische Kaiser starb an einer Quecksilbervergiftung, nachdem er Quecksilber als »Anti-Aging-Wundermittel« eingenommen hatte, und Kleopatra soll ja bekanntlich regelmäßig in Eselsmilch gebadet haben. Bis heute ist das Bestreben, die eigene Jugendlichkeit möglichst lange zu erhalten, ungebrochen. Immer mehr Menschen nehmen Methoden der ästhetischen Chirurgie in Anspruch und sind bereit, in Kosmetika mit Anti-Aging Wirkung zu investieren. Im Beratungsgespräch ist es wichtig, ihre Wirkung darzulegen, aber auch ihre Grenzen aufzuzeigen.
Wie schnell die Haut altert, wird neben der individuellen genetischen Veranlagung von äußeren Faktoren bestimmt. Alkohol und Nikotin, psychischer und körperlicher Stress, Sonneneinstrahlung und Umweltschadstoffe gelten als Beschleuniger des Alterungsprozesses. Sie zu vermeiden, ist neben der regelmäßigen Hautpflege eine der wichtigsten Maßnahmen, um die frühe Bildung tiefer Falten zu verhindern. Nicht beeinflussen lassen sich die natürlichen Veränderungen, die die Haut im Laufe eines Lebens durchläuft.
So lässt mit zunehmendem Alter die Durchblutung nach und die Hautzellen werden schlechter mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Die Zellerneuerungsrate verlangsamt sich. Die Haut wird dünner, ihr Fettgehalt sinkt und die einzelnen Hautschichten sind weniger stark miteinander verzahnt. Die Talg- und Schweißproduktion nimmt ab, wodurch der Haut wichtige Faktoren für den Aufbau des Säureschutzmantels fehlen. Die Produktion der hauteigenen Feuchthaltefaktoren geht zurück und der Wasserverlust über die Haut erhöht sich. Dadurch entwickelt sich mit zunehmendem Hautalter auch in tieferen Hautschichten ein Feuchtigkeitsmangel, der entscheidend zur Bildung von Falten beiträgt.
Um den natürlichen Alterungsprozess auszugleichen und Hautproblemen vorzubeugen, wird die Versorgung der Haut mit ausreichend Fett und Feuchtigkeit mit zunehmendem Alter immer wichtiger. Ein hoher Lipidanteil im Pflegeprodukt sorgt für eine bessere Vernetzung der Hautzellen, erhöht die Hautfeuchte und wirkt damit der Entstehung von trockener Haut und Schuppenbildung entgegen. Lipidvorläufer wie die Milchsäure, Serin oder α-Liponsäure unterstützen den Aufbau des Säureschutzmantels. Hauteigene Feuchthaltefaktoren wie die Hyaluronsäure oder Aminosäuren sind in der Lage, große Mengen Wasser in der Haut zu binden. Die Haut wirkt elastischer und fester. Da die oberste Hautschicht aufquillt, verschwinden zudem kleine Trockenheitsfältchen und das Hautbild erscheint ebenmäßiger.
Antioxidantien gehören zu den am häufigsten eingesetzten Wirkstoffen in Anti-Aging- Produkten. Substanzen wie Vitamin A und seine Derivate, Vitamin C und E, Niacinamid, Dexpanthenol, Alpha-Liponsäure, Coenzym Q10 und Polyphenole sollen die Konzentration von freien Radikalen in der Haut reduzieren und den Kollagenstoffwechsel ankurbeln. Auch Phytohormone und Peptide sind beliebte Anti-Aging Wirkstoffe. Während Phytohormone eine aufbauende Wirkung erzielen sollen, sollen Peptide die Regenerationsprozesse im Bindegewebe fördern. Darüber hinaus gibt es inzwischen eine Vielzahl an weiteren Wirkstoffen, denen Hersteller eine Anti-Aging-Wirkung zuschreiben.
Die Gesellschaft für Dermopharmazie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Transparenz in den Kosmetikmarkt zu bringen. In ihrer Leitlinie »Dermokosmetika gegen Hautalterung« beurteilen die Experten eingesetzte Wirkstoffe hinsichtlich der Qualität des erbrachten Wirksamkeitsnachweises in drei Kategorien. In Kategorie 1 finden sich Wirkstoffe, deren Wirksamkeit in vivo an menschlicher Haut nachgewiesen wurde. Dazu gehören Vitamin A und seine Derivate, Vitamin C, Alpha-Liponsäure, Peptide, Salicyloyl-Phytosphingosin, Hyaluronsäure und Niacinamid. In einer Unterkategorie werden zusätzlich Wirkstoffe zusammengefasst, die zwar an menschlicher Haut getestet wurden, aber nicht in Placebo-kontrollierten Doppelblindstudien. Dazu gehören Vitamin E, Phytohormone, 2-Dimethylaminoethanol und Bakuchiol. Wirkstoffe, deren Wirksamkeit nur in vitro belegt wurden, landen in Kategorie 2. In der aktuellen Fassung der Leitlinie sind das Dexpanthenol, Coenzym Q10, Resveratrol sowie Phytosterole. Kategorie 3 umfasst alle Wirkstoffe für die in der wissenschaftlichen Literatur keine Wirksamkeitsnachweise vorliegen. Oft handelt es sich dabei um patentgeschützte firmenspezifische Stoffe.
Anti-Aging Kosmetika sollen pflegen, schützen und degenerativen Veränderungen entgegenwirken. In Abhängigkeit von den eingesetzten Wirkstoffen können sie unter Umständen jedoch zu Unverträglichkeitsreaktionen führen. Dies gilt etwa für die Alpha-Liponsäure. Trotz ihrer nachgewiesenen Wirksamkeit rät die Gesellschaft für Dermopharmazie von ihrem Einsatz ab. Neuere Studien zeigen, dass der Wirkstoff als Kontaktallergen wirken kann. Auch ein hoher Anteil antioxidativer Wirkstoffe sollte vermieden werden. Hier kann sich die Wirkung im schlimmsten Fall umkehren, so dass die Entstehung freier Radikale in der Haut gefördert wird.
Silikonöle, Lanolin, Paraffin und Mineralöle sind inzwischen bei vielen Verbrauchern in Verruf geraten. Sie erhöhen zwar die Hautbarriere, vermindern aber gleichzeitig den transepidermalen Wasserverlust. Die Haut produziert dadurch immer weniger Feuchtigkeit und wird nach und nach trockener. Da Anti-Aging Produkte mitunter bereits von jüngeren Menschen angewendet werden, sollten sie kein komedogenes Potenzial besitzen.