Apotheken mit PTA-Vertretung sollen kommen |
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat seine Reformpläne in einem Eckpunktepapier konkretisiert. / Foto: Getty Images/Sean Gallup / Staff
Über die konkreten Inhalte des Eckpunktepapiers berichtet unter anderem das Handelsblatt. Der Minister hatte offenbar erneut die Medien informiert, parallel zu einem Gespräch mit ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. Gegenüber dem Handelsblatt sprach Lauterbach von der »größten Strukturreform der Apotheken seit 20 Jahren«. Der erste Gesetzesentwurf wird demnach für Anfang 2024 erwartet.
Lauterbach hält an seinen Liberalisierungsplänen fest und will den Ausbau von Filialen mit geringeren Auflagen fördern. Unter Einsatz von Telepharmazie soll eine Arzneimittelabgabe auch ohne approbierten Apotheker vor Ort möglich sein, wenn sich PTA bei Bedarf per Video Unterstützung holen können. Die Abgabe von Betäubungsmitteln, das Impfen und die Herstellung von bestimmten Arzneimitteln sollen allerdings weiterhin einem Apotheker vorbehalten bleiben, zitiert das Blatt aus den Eckpunkten.
Lauterbach plant außerdem eine Honorarreform: Das Fixum soll demnach 2025 auf 8,54 Euro angehoben werden und im Jahr 2026 auf 8,73 Euro. Im Gegenzug soll der prozentuale Zuschlag von derzeit 3 Prozent auf den Apothekeneinkaufspreis schrittweise auf 2 Prozent gesenkt werden. Das würde vor allem Apotheken mit vielen hochpreisigen Arzneimitteln hart treffen. Insgesamt sollen so 300 Millionen Euro umverteilt werden.
Nach den Plänen Lauterbachs soll der Kassenabschlag wieder von 2 auf 1,77 Euro gesenkt werden. Die aktuelle Erhöhung ist aber ohnehin bis Ende 2024 befristet. Zudem will Lauterbach die Vergütung für Notdienste erhöhen, von derzeit 400 auf rund 550 Euro.
ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening sagte, es gebe nach wie vor »viele Unterschiede in den Denkweisen«. Einer Arzneimittelversorgung ohne Präsenz von Apothekerinnen und Apothekern werde man sich weiterhin mit aller Kraft entgegenstellen. »Die pharmazeutische Expertise der approbierten Apothekerinnen und Apotheker ist durch keine andere Berufsgruppe zu ersetzen. Und nach wie vor fehlt es auch an einer sofort greifenden Anpassung der Vergütung«, so Overwiening.
Auf der anderen Seite zeige sich, dass die Forderungen der vergangenen Monate gehört wurden, so die ABDA-Präsidentin. »Filialen ohne Rezeptur oder Notdienste tauchen in den Plänen nicht mehr auf. Und sogar bei unserer wichtigsten Forderung, der wirtschaftlichen Stabilisierung der Apotheken zeigen sich erste Kompromisslinien: Erstmals könnte es uns gelingen, dass wir mit festgelegten Kriterien eine regelmäßige Anpassung für unser Fixhonorar erreichen.« Es gebe aber noch wichtige Details zu klären. Die ABDA will den Dialog mit dem BMG fortsetzen und auch im anstehenden parlamentarischen Verfahren ihre Positionen vehement vertreten.
Ein Sprecher des GKV-Spitzenverbands kritisierte gegenüber dem Handelsblatt die zusätzlichen Belastungen für die Krankenkassen. »Es kann nur darum gehen, den vorhandenen Kuchen besser zu verteilen und nicht darum, ihn größer zu machen. Insgesamt bezahlen die gesetzlich Versicherten aus ihren Krankenkassenbeiträgen den Apotheken genug für deren Leistungen.«
Weitere Details zum Eckpunktepapier und der genaue Wortlaut können hier nachgelesen werden.