Apothekenzahl auf dem Tiefstand |
Immer mehr Apotheken müssen schließen. Vor allem in ländlichen Regionen werden die Wege für Patienten weiter. / Foto: Imago/ingimage
Den 559 Schließungen standen im vergangenen Jahr nur 62 Neueröffnungen gegenüber. Einen Rückgang in der Apothekenzahl gab es sowohl bei den Haupt- und Einzelapotheken (minus 405) als auch bei den Filialen (minus 92). Die Zahl der Einzelapotheken ohne Filialstrukturen ist sogar erstmals unter die Marke von 10.000 gefallen (9645).
Seit dem Höchststand im Jahr 2008 (21.602) ist die Apothekenzahl um mehr als 18 Prozent gesunken. Das belegt eine Berechnung der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, die auf den Meldungen der Landesapothekerkammern in allen 16 Bundesländern basiert. Mit 21 Apotheken pro 100.000 Einwohnern liegt die hiesige Apothekendichte damit mittlerweile weit unter dem europäischen Durchschnitt von 32 pro 100.000.
»Die Apotheken sichern die wohnortnahe Arzneimittelversorgung der gesamten Bevölkerung zwischen Ostsee und Alpen, sie sind zudem ein unverzichtbarer Teil jeder lokalen Infrastruktur«, sagt ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. »Jede Apotheke, die schließt, ist ein herber Verlust für die Patientinnen und Patienten. Immer häufiger entstehen weitere Wege zur nächsten Apotheke.«
Overwiening erinnert daran, dass die Lieferengpass-Krise ohne die Apotheken nicht zu schultern sei. Und auch die erklärungsbedürftige Einführung des E-Rezeptes würde die Gesellschaft ohne die Expertise der Apothekenteams überfordern. »Viele Inhaberinnen und Inhaber müssen dennoch aufgeben, weil ihnen die wirtschaftliche Basis wegbricht«, beklagt die ABDA-Präsidentin. Und für den pharmazeutischen Nachwuchs werde die Neugründung einer Apotheke wegen fehlender wirtschaftlicher Perspektiven immer unattraktiver.
Overwiening ruft die Ampel-Koalition zum Handeln auf: »Wir haben in den vergangenen Monaten mehrfach deutschlandweit protestiert und auf die wirtschaftlichen Missstände im Apothekensystem hingewiesen. Doch statt die Apotheken finanziell zu stabilisieren, hat das Bundesgesundheitsministerium gefährliche Pläne vorgelegt, die in einer weiteren wirtschaftlichen Schwächung des Systems und in einer Zwei-Klassen-Versorgung resultieren würden.«
Das Apothekenhonorar wurde seit mehr als zehn Jahren nicht mehr angepasst und zuletzt sogar nochmals gekürzt – obwohl im selben Zeitraum der Verbraucherpreisindex um 38 Prozent und die Kosten in Apotheken sogar um 60 Prozent geklettert sind, so die Apothekerin. »Wir fordern die Ampel-Parteien daher dringend dazu auf, ein Apotheken-Rettungsgesetz vorzulegen, das unter anderem eine sofortige Anpassung des Honorars der Apotheken beinhaltet. Und um nicht erneut in eine elfjährige Honorar-Nullrunde zu geraten, muss das Honorar der Apotheken künftig automatisch an wirtschaftliche Entwicklungen angepasst werden.«