Arthritis und Arthrose unterscheiden |
Barbara Döring |
05.08.2025 16:00 Uhr |
Im Krankheitsverlauf treten bei RA Schwellungen der Fingergrundgelenke auf, die sich – anders als die Heberden-Knoten bei Arthrose – weich, prall und elastisch anfühlen. Die schmerzhaften Schwellungen entstehen, wenn sich die entzündete Gelenkinnenhaut (Synovitis) verdickt. Synovitis-Schwellungen sind anders als Heberden-Knoten mit einer antientzündlichen Medikation zu behandeln. Je länger sie bestehen, umso eher besteht die Gefahr, dass die Entzündung Knorpel und Knochen angreift und zu irreparablen Schäden führt. Davon zu unterscheiden sind »Rheumaknoten«, die in der Regel nur bei länger bestehender RA vorkommen und wenn der Rheumafaktor sowie CCP-Antikörper im Blut nachweisbar sind. Rheumaknoten sind in der Regel nicht schmerzhaft und lassen sich unter der Haut um das Gelenk herum ertasten.
Der Verlauf einer rheumatoiden Arthritis kann sehr unterschiedlich sein. Oft beginnt sie kaum merklich an den kleinen Fingergelenken beider Hände. In anderen Fällen stellen sich abrupt Schmerzen an einem oder beiden Handgelenken ein. Die Fingerendgelenke sind in der Regel nicht betroffen. Mitunter sind innerhalb von Wochen oder Monaten fast alle Gelenke des Körpers befallen. In anderen Fällen scheint die Krankheit jahrelang still zu stehen, bevor schubweise weitere Gelenke hinzukommen. Auch die Halswirbelsäule kann betroffen sein – im Gegensatz zu anderen Bereichen der Wirbelsäule, die typischerweise nur bei Spondyloarthritiden wie Morbus Bechterew erkranken..
Im späteren Krankheitsstadium einer RA kann es zur Entkalkung der gelenknahen Knochen kommen. Sowohl der Knochen an den Ansatzstellen der Gelenkkapseln wie auch der Gelenkknorpel wird zunehmend beschädigt. Durch die Entzündung verändern sich die Gelenkflächen, sodass der Gelenkknochen aus seiner normalen Stellung weicht. Die Fehlstellung und der Schmerz schränken die Beweglichkeit zunehmend ein, sodass mitunter selbst einfache Handgriffe nicht mehr möglich sind.
Anders als bei Arthrose können bei einer rheumatoiden Arthritis auch andere Organe wie Herz, Niere, Lunge oder Darm betroffen sein. Die Entzündung greift mitunter die Blutgefäße an, sodass die Durchblutung beeinträchtigt wird und Hautgeschwüre entstehen können. Typisch ist zudem eine Beteiligung von Tränen- und Speicheldrüsen. Dann ist vom Sicca-Syndrom die Rede, das etwa ein Drittel aller RA-Patienten betrifft. Die Folgen sind Mundtrockenheit und trockene Augen.
Bei Gelenkbeschwerden sollten Patienten möglichst zeitig ärztlichen Rat suchen, um möglichen Gelenkschäden frühzeitig vorzubeugen. Zur Schmerzlinderung kommen sowohl bei Arthrose als auch RA nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) zum Einsatz. Bei Arthrose können zudem Schmerzgele zur äußerlichen Anwendung eine Wahl sein. Kortisoninjektionen lindern die Beschwerden bisweilen für einige Wochen, bergen jedoch bei wiederholter Anwendung das Risiko für Knorpelschäden.
Um Entzündungsprozesse zu hemmen und langfristig Gelenkschäden vorzubeugen, stehen bei RA zudem krankheitsmodifizierende Präparate zur Verfügung. Dazu zählen klassische Rheumamittel (DMARDs) wie Methotrexat, sowie Biologika (dDMARDs) oder »targeted synthetic« (tsDMARDs). Ein wichtiger Behandlungsfokus ist in beiden Fällen die Entlastung der Gelenke. Zudem sind Übungen für mehr Beweglichkeit und Kräftigung wichtig. Sinnvoll ist es, das Verhalten im Alltag, Handgriffe und Arbeitsweisen mithilfe von Ergotherapie langfristig umzustellen. Dabei wird auch ermittelt, welche Hilfsmittel individuell hilfreich sein können, um Einschränkungen der Beweglichkeit auszugleichen.