Astaxanthin im Check |
Eine häufige »Indikation« für Astaxanthin ist die Vorbeugung und Behandlung von altersbedingten Erkrankungen der Augen wie der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD). Für diesen Zweck werden häufig NEM mit Antioxidanzien wie Vitamin C und E, Zink, Kupfer oder Beta-Caroten empfohlen, die die Schäden der Zellen in der Netzhaut verringern sollen. Eine vorbeugende oder gar therapeutische Wirkung von Astaxanthin wurde bisher wissenschaftlich nicht ausreichend bestätigt.
Eine gewisse Wirkung auf die Augen konnte jedoch in klinischen Studien gezeigt werden. Bei Probanden verringerte Astaxanthin die Augenmüdigkeit bei Bildschirmarbeit und verbesserte die Sehschärfe. Bei Augenerkrankungen fragen Patienten am besten erst in ihrer Augenarztpraxis, ob die Einnahme eines NEM mit antioxidativen Substanzen wie Astaxanthin für sie sinnvoll sei.
Die starken antioxidativen Eigenschaften von Astaxanthin nutzt außer der Supplement-Industrie noch die Kosmetikbranche. Als Zusatz in Hautpflegeprodukten soll das Carotinoid die Hautzellen vor UV-induzierten Schäden bewahren sowie Falten und Altersflecken reduzieren.
Wenn bei einer Substanz Wirkungen auf die Gesundheit postuliert werden, stellt sich regulatorisch die Frage, wie sie rechtlich einzuordnen und in Verkehr gebracht werden darf. Astaxanthin ist in NEM als Algenextrakt aus Haematococcus pluvialis (natürlich) oder als synthetische Variante enthalten. Beide gelten als neuartige Lebensmittel (novel food) und ihre Sicherheit wurde von der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) bewertet.
Die EFSA legte 2019 eine zulässige tägliche Aufnahmemenge (ADI) von 0,2 mg/kg Körpergewicht fest. Die empfohlene Tagesdosis der Präparate variiert je nach Anwendungszweck zwischen 4 und 12 mg. Kinder und Jugendliche können die ADI somit schnell überschreiten. Sie sollten wie Schwangere und Stillende von einer Einnahme absehen. Ein Hinweis auf der Verpackung sollte zudem darüber informieren, dass die Einnahme weiterer Astaxanthin-haltiger Produkte am selben Tag vermieden werden muss.
Wechselwirkungen mit Medikamenten sind vermutlich vorhanden, allerdings bislang unzureichend untersucht. Studien zeigen, dass Astaxanthin die Leberenzyme beeinflussen kann, insbesondere die Cytochrom-P450-Enzyme, die für den Abbau vieler Arzneimittel verantwortlich sind. Personen, die regelmäßig Medikamente einnehmen, sollten vor der Einnahme von Astaxanthin Rücksprache in der Arztpraxis oder Apotheke halten. Wer unter einer Krustentierallergie leidet, muss schauen, aus welcher Quelle das Astaxanthin stammt. Die Bioverfügbarkeit kann durch fettreiche Nahrung erhöht werden. Das Carotinoid wird besser aufgenommen, wenn es in ölbasierten Formulierungen verabreicht wird.
Obwohl Astaxanthin bereits relativ gut untersucht ist, bleiben noch viele Fragen offen. Zukünftige Forschung könnte sich auf die molekularen Mechanismen seiner Wirkung, seine Interaktion mit anderen bioaktiven Substanzen sowie Arzneistoffen und seine langfristige Sicherheit konzentrieren. Viele Carotinoide wie Astaxanthin haben zwar bewiesenermaßen gesundheitsfördernde Wirkungen. Verbraucher müssen allerdings nicht zu NEM greifen, um davon zu profitieren, sondern können sie auch über die Nahrung aufnehmen.
Neben den astaxanthinreichen Lebensmitteln wie Lachs und Garnelen enthalten viele pflanzliche Lebensmittel Carotinoide. Gemüse und Obst in leuchtenden Gelb-, Orange- und Rottönen sind reich an den fettlöslichen Pflanzenfarbstoffen, grünblättrige Gemüsesorten wie Spinat, Grünkohl, Brokkoli, Paprika und Erbsen liefern vor allem Lutein und Zeaxanthin.