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Langes Sitzen

Auf Reisen vor Thrombosen schützen

Reisen mit ununterbrochenen Sitzphasen ab vier Stunden erhöhen die Gefahr der Entstehung einer Thrombose und Thromboembolie – mit steigendem Risiko ja nach Sitzdauer. Insbesondere wer per se individuelle Risikofaktoren aufweist, sollte vor der Reise seinen persönlichen Gefährdungsgrad durch den behandelnden Arzt einschätzen lassen. Das machte Professor Jürgen Ringwald auf einer Veranstaltung des Centrums für Reisemedizin (CRM) deutlich.
Christiane Berg
03.03.2022  16:00 Uhr

Für die meisten Menschen sei das Risiko gering, so der Transfusionsmediziner. »Für diese reichen kleine gymnastische Übungen, etwa ein regelmäßiges Fußwippen oder aber regelmäßige Bewegungspausen, um den ansonsten leicht stockenden Blutfluss aufrechtzuerhalten«, so Ringwald, der zudem rät, auch das Übereinanderschlagen der Beine sowie zu enge Kleidung zu meiden. Auf langen Flugreisen sei auch ein Gangsitz vorteilhaft, da dies ein regelmäßiges Dehnen und Strecken und damit die Aktivierung der Muskelpumpe erleichtern könne. Gleichermaßen empfehlenswert sei es, ausreichend Flüssigkeit zuzuführen, um die Fließeigenschaften des Blutes zu verbessern. »Am besten alle zwei Stunden einen Viertelliter Wasser oder Tee trinken und Kaffee und Alkohol möglichst meiden«, so sein dringender Appell.

Für Menschen mit mittelgradigem Risiko sei das Tragen knielanger Kompressionstrümpfe angezeigt. Dazu gehören Ringwald zufolge beispielsweise Personen

  • über 60 Jahre,
  • mit bereits bekannter Thrombophilie (Neigung zur Bildung von Blutgerinnseln),
  • mit chronisch venöser Insuffizienz,
  • mit positiver Familienanamnese für venöse Thromboembolien (VTE),
  • mit ausgeprägten Varizen,
  • mit Adipositas,
  • mit erhöhtem Thromboserisiko durch die Einnahme von Pille/Hormonersatztherapie,
  • mit einer Körpergröße über 190 cm beziehungsweise unter 160 cm
  • sowie werdende Mütter.

Antikoagulantien nur nach Abwägung

Die Gabe von Medikamenten, die die Blutgerinnung herabsetzen, insbesondere die sogenannter Direkter Oraler Antikoagulantien (DOAK) wie Dabigatran, Apixaban oder Rivaroxaban in prophylaktischer Dosierung, könne vom Arzt nach reiflicher Überlegung und Abwägung in Betracht gezogen werden. Dafür sollten jedoch mehr als zwei Risikofaktoren vorliegen oder die Reise länger als 16 bis 20 Stunden dauern.

Grundsätzlich allerdings seien Antikoagulantien nur bei Menschen mit einem hochgradigen Thrombose-Risiko durch manifeste maligne Erkrankungen und hier auch Krebs beziehungsweise Immobilisation zum Beispiel durch einen Gipsverband oder aber durch kürzlich zurückliegende große Operationen angezeigt. Ringwald hatte zuvor deutlich gemacht, dass der Effekt der Gabe von Acetylsalicylsäure reisemedizinisch hinsichtlich der Thromboseprophylaxe als nicht ausreichend eingestuft wird.

»Mit den erst seit einigen Jahren verfügbaren und einfach zu applizierenden neuen DOAK scheint sich in der Praxis eine Tendenz zu einer verstärkten und unkritischen medikamentösen RTE-Prophylaxe abzuzeichnen«, warnte er im weiteren Verlauf seiner Ausführungen. Ob in der Arztpraxis oder in der Apotheke: Im Beratungsgespräch sei daher stets aufzuzeigen, dass es an evidenzbasierten Leitlinien zur Prophylaxe der Sitzthrombose mangelt und DOAK nur im »off-label-use« zum Einsatz kommen.

Es sei außerdem auf die besonderen reisebedingten Risiken antikoagulierter Patienten unter anderem durch die erhöhte Blutungsgefahr bei Verletzungen, die per se stärkere Blutungsneigung gerade in warmen Regionen oder auch die Gefahr der Interaktionen mit Medikamenten wie zum Beispiel Antibiotika oder Antimalariamitteln zu verweisen.

»Die Möglichkeit der einfachen und bequemen Einnahme der DOAK darf keinesfalls dazu verführen, dass die Antikoagulantien reisemedizinisch ohne wirklichen Grund, also ohne ein wirkliches thrombophiles Risiko verordnet beziehungsweise eingenommen werden«, mahnte Ringwald. Hier sei äußerste Zurückhaltung geboten.

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