Auffrischimpfung ab September für bestimmte Gruppen |
Für Auffrischungsimpfungen in Pflegeheimen sind mobile Impfteams ideal. / Foto: Adobe Stock/Melinda Nagy
Insbesondere bei immungeschwächten, sehr alten und pflegebedürftigen Menschen wiesen Studienergebnisse auf einen verminderten oder schnell nachlassenden Schutz der Covid-19-Impfung hin, heißt es im Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz. Bei diesen Risikogruppen liegen die Impfungen seit Jahresbeginn schon am längsten zurück. Sie sollen daher ab September zuerst eine weitere Spritze angeboten bekommen, »in der Regel mindestens sechs Monate nach Abschluss der ersten Impfserie«. Die Impfung soll entweder durch die niedergelassenen Ärzte oder durch mobile Impfteams durchgeführt werden. Eingesetzt werden die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna.
Zudem sollen ab September auch alle anderen vollständig geimpften Personen, die mit dem Impfstoff von Astrazeneca oder Janssen (Johnson & Johnson) immunisiert wurden, ein zusätzliches Impfangebot mit einem mRNA-Impfstoff erhalten.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz begrüßte die ab September vorgesehenen Auffrischungsimpfungen für Risikogruppen. »Insbesondere bei den 900.000 Pflegeheimbewohnern liegt die zweite Impfung bereits ein halbes Jahr zurück«, sagte Vorstand Eugen Brysch der Nachrichtenagentur dpa. Es sei gut, dort erneut auf aufsuchende Impfungen zu setzen, es fehle aber noch ein verbindlicher Zeitplan. Anders als zu Jahresbeginn dürften die mobilen Impfteams auch die fast 200.000 Menschen im betreuten Wohnen von Anfang an nicht vergessen. Zudem wäre es fatal, das erneute Impfangebot für Heimbewohner nicht mit einem Angebot für Pflegekräfte zu kombinieren.
Die Stiftung hatte auch den Druck der Politik auf die STIKO scharf kritisiert. »Das ist ein Spiel mit dem Feuer«, sagte Brysch. »Wir torpedieren damit die Unabhängigkeit des Gremiums.« Er forderte die STIKO auf, robust gegen das politische Drängen zu sein.
Die STIKO spricht derzeit noch keine Empfehlung für Auffrischimpfungen aus. Sie brauche dafür eine fundierte Grundlage, sagte STIKO-Chef Thomas Mertens am vergangenen Freitag der dpa. Diese gebe es noch nicht. Den unabhängigen Experten gehe es bei den Daten um zwei Aspekte:
Laboruntersuchungen zu Antikörperspiegeln gebe es bereits. Diese erlaubten aber nicht die direkte Schlussfolgerung, dass auch die Schutzwirkung beim Menschen nachlässt, erläuterte Mertens. Es gehe zudem um die Frage, welche Gruppen eine Auffrischung erhalten sollten: zum Beispiel Immunsupprimierte, ältere Menschen oder alle.
Der Virologe betonte weiter, dass nichts dagegenspreche, dass ein Staat aus Fürsorgepflicht entsprechende Impfangebote mache – auch ohne Evidenz. Aufgabe der STIKO seien jedoch Empfehlungen auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse. Insofern warte man eine Datengrundlage ab. Wenn es Neuigkeiten gebe, werde die STIKO dies berücksichtigen, so Mertens.
Israel hatte angesichts steigender Infektionszahlen als erstes Land mitgeteilt, 60-Jährigen und älteren Jahrgängen eine dritte Impfung gegen das Coronavirus anzubieten. Dies gelte für Patienten, die vor mindestens fünf Monaten ihre zweite Impfdosis (Biontech) erhalten haben, hieß es.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.