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Was ich noch erzählen wollte

Wenn die Arme zu kurz werden

31.01.2008  10:02 Uhr

Was ich noch erzählen wollte...

Wenn die Arme zu kurz werden

Annette Behr, Berlin

Ab dem vierzigsten Lebensjahr ändert sich einiges. So stellen manche 40-Jährige plötzlich verwundert fest, dass sie die Zeitung nur noch mit ausgestreckten Armen lesen können. Wem dann das Einfädeln eines Fadens nur noch mit viel Licht und Glück gelingt, der sollte einen Termin beim Augenarzt vereinbaren.

»Das nehme ich auch«, sagt die Frau am Nachbartisch zu ihrem Partner, als dieser ein exotisches Gericht aus der kleingedruckten Speisekarte auswählt. Etwas später, als der Mann kurz zur Toilette gegangen ist, holt sie ihre Brille hervor. Schnell liest sie, was sie bestellt hat. Es war wohl nicht nach ihrem Geschmack, denn das Essen rührt sie später kaum an. Ganz offensichtlich war es ihr wichtiger, vor ihrer charmanten Begleitung keine Schwäche zu zeigen. Das erstaunt ein wenig, denn die Zahl der Brillenträger steigt. Trugen 1952 noch 43 Prozent der Erwachsenen eine Brille, waren es im Jahr 2005 bereits 64 Prozent. Vermutlich verdanken wir diesen Trend der visuellen Datenflut und stundenlanger Arbeit am Computer.

Lange wollte ich es nicht wahr haben, aber auch vor meinen Augen verschwammen die Buchstaben und Zahlen am Bildschirm immer mehr. Beim Einkaufen konnte ich das Kleingedruckte auf den Verpackungen nicht mehr lesen. Die Konsequenz: Seit drei Jahren besitze und trage ich eine Lesebrille. »Die Alterssichtigkeit ist die Folge des langsam mit dem Alter zunehmenden Verlustes der Fähigkeit des Auges zur Naheinstellung«, erfahre ich aus dem Internet.

»Sie benötigen eine Computerarbeitsplatzbrille«, diagnostizierte schließlich mein Augenarzt. »Wie schrecklich!«, war mein erster Gedanke. Immer so ein Ding auf der Nase zu haben, fand und finde ich äußerst lästig. Auch musste ich an meine Schulfreundin denken. Die Ärmste war extrem weitsichtig, und ihre Brille verunstaltete ihr Gesicht. Erst als sie Kontaktlinsen trug, wurde sichtbar, welch schöne Augen sich hinter den dicken Brillengläsern verbargen. Plötzlich wurde aus dem etwas verunsicherten Mädchen ein ganz neuer selbstbewusster Mensch. Nicht verwunderlich, denn unsere Augen ermöglichen die erste Kontaktaufnahme zu unseren Mitmenschen. Was wäre ein Flirt ohne Blicke. Wie spannend ist es, einem Unbekannten tief in die Augen zu schauen, Gefühle und Sehnsüchte darin zu lesen. »Die Augen sind der Spiegel der Seele«, heißt es. Und natürlich brauchen wir unsere Augen zur Orientierung. Sie schützen uns vor Gefahren und verschaffen uns die nötige Übersicht. Daher ist es unerlässlich, Sehschwächen zu korrigieren.

Akkommodation und Dioptrien

Vor dem Gang zum Augenarzt informierte ich mich noch über einige Fachbegriffe. Der Begriff Akkommodation stammt aus dem Lateinischen und bedeutet: anpassen, adaptieren, anlegen und festmachen. Wenn die Augen akkommodieren, ändert sich die Form der Augenlinse und damit ihre optische Brechkraft. Dies ermöglicht, dass auf der Netzhaut unterschiedlich weit entfernte Gegenstände alle scharf abgebildet werden. Die Brechkraft der Linsen und Linsensysteme wird in Dioptrien gemessen. Von Alterssichtigkeit spricht man, wenn die Akkommodation nicht mehr perfekt gelingt.

Die Diagnose meines Augenarztes kam für mich nicht überraschend, eher die vielfältigen Möglichkeiten zur Korrektur meiner Sehschwäche. Neben einer Bifokal- oder Gleitsichtbrille und Mehrstärken-Kontaktlinsen könnte er die Fehlsichtigkeit auch durch eine Laserbehandlung, Schnitte oder Implantate korrigieren. Aber diese operativen Eingriffe sind nicht ohne Risiko. Da die Methoden erst seit zehn bis zwanzig Jahren angewendet werden, fehlen Langzeitergebnisse. Zudem betragen die Kosten für derartige Operationen 1300 bis 2000 Euro pro Auge.

Tiefer Griff ins Portemonnaie

Da ich bei gutem Licht noch ohne Brille auskomme, entschied ich mich für eine einfache Lesebrille. Enttäuschend fand ich allerdings, dass meine Krankenkasse nicht einen Euro für die Sehhilfe dazuzahlte. Denn seit 2004 entfällt der Zuschuss der gesetzlichen Krankenkassen zu Brillengläsern und Kontaktlinsen, vom Brillengestell ganz abgesehen. Wurde zu Zeiten meiner Großeltern wenigstens noch das geschmacklich umstrittene »AOK-Kassengestell« finanziert, muss nun jeder erwachsene Patient selbst komplett für seine Brille aufkommen.

Zur Pflege meiner Augen befolge ich den Rat meines Augenarztes: »Wenn Sie abends die Buchstaben nicht mehr genau sehen, hören Sie einfach auf zu lesen oder schreiben.« Um meine Augen zu trainieren und zu entspannen, habe ich mir noch weitere Tricks angewöhnt: Die Lesebrille trage ich nur beim Lesen oder am Computer. Zwischendurch setze ich sie ab und gönne den Augen Ruhephasen.

Augentraining und Wohlfühlbrillen

Meine Schwester hat sich eine Rasterbrille gekauft und zusätzlich mit einem Training der Augen begonnen. Als Schneiderin verbringt sie ihren Tag mit detaillierter Feinarbeit. »Ständig hatte ich Kopfschmerzen, und auch mein Nacken war nach der Arbeit völlig verspannt«, sagt sie. Ihre Augen sind ganz einfach überansprucht. Die Rasterbrille bündelt den einfallenden Lichtstrahl mit Hilfe eines Punktrasters bereits vor dem Auge. Dadurch soll das Licht direkt die Netzhautmitte erreichen. Das kann sich positiv auf das Fokussierungsverhalten der Augen auswirken und trainiert den Augenmuskel. Naturvölker haben diesen »Lochblenden-Effekt« entdeckt. Aus Tierknochen und Muscheln schnitzten sie Brillen mit einem einzigen Sehschlitz, um sich besser in ihrer Umgebung zurechtzufinden.

Langfristig soll ihr das Training ermöglichen, wieder ohne Brille zu arbeiten. »Der Schlüssel zu der Fähigkeit, alle Objekte in jeder Distanz klar zu sehen, ist die Flexibilität Ihrer Muskeln um Auge und Linse«, heißt es in dem Trainingsprogramm. Das Verfahren, welches Fehlsichtigkeit durch Trainieren und Entspannen der Augenmuskulatur mindert oder sogar beseitigt, geht auf den amerikanischen Augenheilkundler William Bates zurück. In seinem 1919 erschienenen Buch »Rechtes Sehen ohne Brille« beschreibt er verschiedene Sehübungen in Kombination mit entspannenden Körperbewegungen. Mich erinnern die Übungen an Joga- und Pilateselemente. Das Gesamtkonzept mit weiteren Maßnahmen wie einer Ernährungsumstellung soll auch der Überbeanspruchung der Augen durch Bildschirmarbeit entgegenwirken.

Für Tagschläfer, Menschen mit ständigen Kopfschmerzen, Konzentrations- oder Schlafstörungen empfehlen sich absolut lichtundurchlässige Schlafbrillen. Die gibt es in dezentem schwarz, in zartrosa mit Perlen oder mit Leopardenmuster. »Augenpflege« in Form von Schlafeinheiten entspannt und regeneriert den gesamten Körper. In jedem Alter.

 

E-Mail-Adresse der Verfasserin:
blaubehr(at)gmx.net

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