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Interview

Gibt es eine Rheuma-Diät?

Datum 30.01.2009  12:01 Uhr

Interview

Gibt es eine Rheuma-Diät?

von Hildegard Tischer

Wegessen lässt sich die rheumatoide Arthritis nicht. Allerdings gibt es Lebensmittel, die den Entzündungsprozess anheizen, und andere, die ihn beruhigen. Professor Dr. Olaf Adam erklärt, wie sich bestimmte Lebensmittel auf den Stoffwechsel auswirken.

PTA-Forum: Gibt es Nahrungsmittel, die eine Gelenkentzündung begünstigen?

Adam: Das sind vor allem tierische Produkte, also Fleisch, Butter, Käse. Sie enthalten Arachidonsäure. Man weiß heute, dass die Arachidonsäure im Stoffwechsel an Entzündungsprozessen beteiligt ist. Jeder Mensch benötigt etwa 50 Milligramm Arachidonsäure pro Tag, mit der herkömmlichen Hausmannskost verzehren die Deutschen aber siebenmal so viel. Pflanzliche Produkte enthalten keine Arachidonsäure. Deshalb enthält das Fleisch von Pflanzenfressern weniger Arachidonsäure als das von Allesfressern wie Schweinen.

Für Patienten mit rheumatoider Arthritis ist eine lactovegetabil orientierte Ernährung anzuraten. Ein völliger Fleischverzicht ist nicht nötig. In der Praxis bedeutet das: pro Woche zwei Fischmahlzeiten, dafür höchstens zwei Portionen Fleisch und zwei Eier. Ebenfalls nur sparsam verwenden sollten sie Butter, Sahne und fetten Käse. Damit sie genügend Calcium aufnehmen, empfiehlt es sich, einen halben Liter fettarme Milch 1,5 Prozent pro Tag zu trinken oder eine entsprechende Menge fettreduzierten Joghurt, Quark oder Käse zu essen. 

Nur Omega-3-Fettsäuren aus Fischen hemmen das Entzündungsgeschehen. In bestimmten Pflanzenölen wie Raps-, Walnuss- oder Leinöl findet sich eine Vorläufersubstanz, die alpha-Linolensäure, aus der die entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren vom Organismus aufgebaut werden können. Olivenöl hat davon nur wenig zu bieten, es schadet aber auch nicht. Sonnenblumen- und Maiskeimöl sind weniger geeignet, da sie keine alpha-Linolensäure enthalten.

PTA-Forum: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Genussmitteln und rheumatoider Arthritis?

Adam: Rauchen verschlimmert die Krankheit. Für Alkohol und Kaffee gilt: Drei, vier Tassen Kaffee oder Tee und – wenn sonst nichts dagegen spricht – ein Glas Wein oder Bier pro Tag sind in Ordnung.

PTA-Forum: Brauchen Rheumapatienten Nahrungsergänzungsmittel?

Adam: Sie benötigen mehr Antioxidanzien als Gesunde, da die chronische Entzündung den Anfall von Sauerstoffradikalen deutlich steigert. Untersuchungen haben gezeigt, dass der Vitamin-E-Spiegel im Blut von Arthritispatienten sehr häufig zu niedrig ist. Die Arteriosklerose tritt bei Rheumapatienten doppelt so häufig auf wie in der Normalbevölkerung. Eine konsequente Ernährungstherapie und eventuell eine Supplementierung mit 100 bis 200 Milligramm Vitamin E ist daher angebracht. Vitamin C und selenhaltige Enzyme ermöglichen die Reaktivierung des oxidierten Vitamin E. Vitamin C und Selen müssen deshalb ebenfalls in ausreichender Menge aufgenommen werden.  

Die Besserung der Arthritis hängt wesentlich von dem Verhältnis der Arachidonsäure zu den Fischöl-, also Omega-3-Fettsäuren (Eicosapentaensäure) im Blut ab. Eine Besserung ist zu erwarten, wenn das Verhältnis im Blut bei 1:4 oder niedriger liegt. In der deutschen Durchschnittsbevölkerung findet man ein Verhältnis von 1:16. Um den Omega-3-Spiegel anzuheben, empfiehlt sich die Einnahme von Fischölkapseln. Über die Ernährung ist die nötige Zufuhr kaum zu schaffen, denn dazu müsste man jede Woche vier Makrelen oder vier Heringe essen. Es dauert in der Regel drei Monate, bis die Fischölkapseln das Verhältnis so reguliert haben, dass danach zwei Fischmahlzeiten pro Woche ausreichen.

PTA-Forum: Wie lange dauert es, bis sich eine Ernährungsumstellung bemerkbar macht?

Adam: Man muss etwa zwei bis drei Monate abwarten, bis ausreichend hohe Spiegel der Fischölfettsäuren erreicht sind und die Arachidonsäure-Konzentration im Körper abgenommen hat.

PTA-Forum: Was halten Sie von Fastenkuren?

Adam: Fasten bessert die Beschwerden binnen zwei bis drei Tagen. Zum einen wird mehr Cortison gebildet, dasselbe gilt für die Endocannabinoide, die die Schmerzempfindung vermindern. Aber auch die Entzündungsvermittler nehmen um zwei Drittel ab, da beim Fasten keine Arachidonsäure aufgenommen wird. Allerdings ist Fasten nur bei Übergewicht ratsam, sonst verstärkt Fasten die bei Rheumapatienten häufig vorliegende Mangelernährung. 

Außerdem können Nahrungsmittel bei Rheumatikern Erkrankungsschübe auslösen. Diese Nahrungsmittelsensitivitäten muss man individuell austesten. Das geschieht mit einem Ernährungs- und Beschwerdenprotokoll, einem Auslass- und einem Reexpositionsversuch.

Besser als Fastenkuren ist eine vernünftige Ernährung. Zu einer solchen gehört übrigens auch, Salz nur sparsam zu verwenden, Gewürze dafür großzügig. Kardamom, Ingwer und Curcuma beispielsweise wirken entzündungshemmend. Bei Asiaten, die diese Gewürze traditionell verwenden, und bei Bewohnern von Küstenländern wie Norwegen, die mehr Fisch essen, kommen rheumatische Erkrankungen deutlich seltener vor. In den westlichen Industriestaaten haben sie dagegen in den vergangenen zehn Jahren um 90 Prozent zugenommen. Das zeigt klar, dass rheumatische Erkrankungen mit dem Lebensstil zusammenhängen. Oder, wie Paracelsus sagte: »Wenn der Vater der Krankheit unbekannt ist, ist ihre Mutter die Ernährung.«

Weiterführende Literatur

Ernährungsexperte Professor Dr. Olaf Adam ist außerdem Autor zahlreicher Fachbücher. Unter anderem hat er das folgende Buch geschrieben: »Diät + Rat bei Rheuma und Osteoporose«, Verlag Hädecke, ISBN 3-7750-0351-7, 16,90 Euro.

Interessenten können das Buch direkt beim Govi-Verlag, Tel. 06196 928257, per E-Mail service(at)govi.de  oder unter www.govi.de bestellen.

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