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Selbstmedikation

Neuorientierung in den Wechseljahren

16.12.2010  19:40 Uhr

Von Christiane Eickhoff / Jede Frau erlebt die Wechseljahre anders: Manche haben eine positive Einstellung zu den körperlichen Veränderungen und nehmen diese locker hin, andere leiden unter starken Beschwerden und fühlen sich auch psychisch schwer belastet. Dann wird eine Behandlung erforderlich. PTA und Apotheker können die Frauen über die Möglichkeiten der Selbstmedikation und Hormontherapie informieren.

Die Wechseljahre sind eine einschneidende Phase im Leben jeder Frau. Während der hormonellen Umstellung um die Menopause stellen die Eierstöcke nach und nach ihre »Arbeit« ein. Bei manchen Frauen beginnt das Klimakterium bereits mit 40 Jahren, bei anderen erst mit Mitte 50; der statistische Durchschnitt liegt in Deutschland bei 51 Jahren. Wurden die Eierstöcke operativ entfernt oder erhält die Frau eine Chemotherapie, beispielsweise aufgrund eines Tumors in der Brust, setzen die Wechseljahre schon früher ein.

Das Klimakterium lässt sich in folgende Phasen einteilen:

  • Perimenopause: Zeitraum vor der Menopause. In dieser Zeit treten die Menstruationen unregelmäßig auf und bleiben gelegentlich ganz aus.
  • Menopause: Zeitpunkt der letzten ovariell ausgelösten Menstruation. Der Punkt kann erst im Nachhinein definiert werden, nachdem ein Jahr lang die Blutung ausblieb.
  • Postmenopause: Zeitraum von 12 Monaten nach der Menopause

 

Die natürliche Hormonumstellung in den Wechseljahren erfolgt über einen Zeitraum von mehreren Jahren. Etwa ein Drittel der Frauen haben nur geringe oder gar keine Beschwerden. Doch schätzungsweise 20 Prozent leiden sehr unter den Folgen der Hormonumstellung. In diesen Fällen ist eine Behandlung indiziert.

Am häufigsten klagen die Frauen über Hitzewallun­gen und Schweißausbrüche, die deshalb auch als Leitsymptome des sogenannten klimakterischen Syndroms gelten. Sie sind durch den sinkenden Estrogenspiegel und die dadurch veränderte Ther­moregulation bedingt. Außerdem sind Schlaf­störun­gen und Schwindel noch relativ häufig.

Haut und Muskeln weniger elastisch

Von den Frauen zunächst unbemerkt nehmen Hautdicke und -elastizität ab. Auch die Scheiden­schleim­haut verändert sich: Sie verliert an Elastizität und wird trockener. Da der pH-Wert der Vagina steigt, werden die Frauen anfälliger für Harnwegs- und Genitalinfekte. Die Muskulatur des Beckenbo­dens wird ebenfalls unelastischer, sodass es zu plötzlichem Harnabgang bis hin zur Inkontinenz kommen kann. Viele Frauen stellen mit Schrecken fest, dass sie plötzlich zunehmen, obwohl sie ihr Essverhalten nicht geändert haben. Der Grund dafür ist der veränderte Stoffwechsel. Außerdem fallen den Menschen ihrer Umgebung, aber auch ihnen selbst psychische Veränderungen auf: Die Stimmung schwankt, die Frauen sind reizbarer, manchmal sogar depressiv und haben Konzentrationsprobleme. Zunächst unbemerkt hat die sinkende Estrogenkonzentration weitere Folgen: Das Gefahr der Osteoporose steigt, und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird vergleichbar hoch wie das der Männer.

Die hormonellen Veränderungen vollziehen sich über einen längeren Zeitraum: Zuerst geht die Progesteronbildung zurück, später die Estrogenproduktion. Epidemiologische Studien zeigen aber, dass für die Beschwerden auch psychosoziale Faktoren eine große Rolle spielen. Frauen mit einem ausgefüllten Leben leiden seltener unter Wechseljahresbeschwerden als Frauen, die mit ihrer Lebenssituation unzufrieden sind.

Problematisch für viele Betroffene ist sicher, dass sie die Wechseljahre mit negativen Bildern assoziieren, zum Beispiel mit einer verminderten Attraktivität und Leistungsfähigkeit. In anderen Kulturkreisen, in denen mit dem Alter der soziale Status der Frauen steigt, sind Wechseljahresbeschwerden eher selten. Mit dem Bewusstsein, dass aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung die Wechseljahre lediglich die Lebensmitte markieren, gelingt vielen Frauen heutzutage eine Neuorientierung.

Hormonersatztherapie in der Kritik

Seit die Ergebnisse mehrerer großer Studien Zweifel an der Sicherheit der Hormonersatztherapie aufkommen ließen, verordnen Ärzte die Hormonpräparate nicht mehr so selbstverständlich. Die Hormongabe erhöhte in den Studien das Risiko für Brustkrebs, Schlaganfälle, Infarkte und Thrombosen. Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) erarbeitete daraufhin Empfehlungen, die Interessierte auf der Homepage unter www.dggg.de nachlesen können. Seit 2009 ermöglicht auch eine Leitlinie dem Arzt, Nutzen und Risiko der Hormonersatztherapie individuell zu bewerten, bevor er gemeinsam mit der Patientin eine Entscheidung trifft.

Grundsätzlich soll die Hormondosis so niedrig wie möglich sein und die Therapie auch nur über einen begrenzten Zeitraum erfolgen. Außerdem soll eine Hormon­ersatztherapie nur bei sehr starken Beschwerden erwogen werden. Zur Präven­tion der Osteoporose ist sie nicht Mittel der Wahl, sondern nur dann empfehlenswert, wenn andere Behandlungsmöglichkeiten nicht in Frage kommen.

Traubensilberkerze und Isoflavone

Aufgrund der Diskussion um die Hormonersatztherapie interessieren sich immer mehr Frauen für Phytopharmaka zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden. Einen hohen Bekanntheitsgrad haben Präparate mit Extrakten aus Cimicifuga racemosa, der Traubensilberkerze, auch als Frauenwurzel bezeichnet. Ihre Wirksamkeit, insbesondere bei Hitzewallungen, hat die Heilpflanze in einer Vielzahl von Stu­dien bewiesen. Vermutlich wirken die enthaltenen Triterpenglykoside modulierend am Estrogenrezeptor. Sie werden deshalb als SERM (Selektiver Estrogen-Rezeptor-Modulator) bezeichnet.

PTA oder Apotheker sollten die Frauen darauf hinweisen, dass die Wirkung erst nach etwa vier Wochen einsetzt. Die maximale Wirksamkeit wird sogar erst nach zwei bis drei Monaten erreicht. Die Präparate sind sehr gut verträglich und können problemlos über einen längeren Zeitraum eingenommen werden.

Die Tatsache, dass in Asien weniger Frauen unter Wechseljahresbeschwerden leiden als in Europa, wird unter anderem auf die sojareiche Ernährung zurückgeführt. Die in Soja enthaltenen Isoflavone Genistein und Daidzein sollen hierfür mitverantwortlich sein. Isoflavone ähneln in ihrer Struktur dem 17-beta-Estradiol und werden deshalb als Phytoestrogene ­bezeichnet. Sojapräparate sind als Nah­rungsergänzungsmittel im Handel.

Auch Rotklee (Trifolium pratense) enthält Isoflavone und wird bei Wechseljahresbeschwerden eingesetzt. Die Isoflavon-Konzentrationen im Rotklee sind zwar höher als in Soja, jedoch schwankt der Gehalt je nach Standort der Pflanzen derart, dass nur Präparate mit standardisierten Extrakten eingenommen werden sollten.

Die Studienlage zur Wirksamkeit der Isoflavone ist insgesamt erheblich schlechter als bei den Cimicifuga-Extrakten. Bei Soja-Extrakten wurden positive Effekte auf den Lipidstoffwechsel sowie auf die Knochendichte beobachtet. Die Ergebnisse zu Hitzewallungen sind hingegen widersprüchlich. Erste Studienergebnisse zu Rotklee sind vielversprechend hinsichtlich der antioxidativen Eigenschaften. Auch eine protektive Wirkung bezüglich Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Osteoporose wurde festgestellt.

Frauen mit Schlafstörungen können PTA oder Apotheker Baldrian-, Hopfen-, Melissen- oder Passionsblumenpräparate empfehlen. Johanniskrautpräparate lindern depressive Beschwerden. Mönchspfefferpräparate eignen sich für Beschwerden, die dem prämenstruellen Syndrom ähneln, und nutzen bevorzugt zu Beginn der Wechseljahre. Bei starkem Schwitzen hilft Salbei, in Form eines Tees oder als Fertigarzneimittel.

Da Feuchtigkeit und Dicke der Haut abnehmen, sollten die Frauen sie mit harnstoffhaltigen Cremes pflegen, bei Sonnenschutzmitteln auf einen hohen UV-Schutz achten und auf lange Sonnenbäder möglichst ganz verzichten. Auch die Vaginalschleimhaut wird dünner (vaginale Atropie), häufig folgen Juckreiz oder Harnwegsinfekte. Hier verbessern Estrogen-haltige, verschreibungspflichtige Gele oder Cremes die vaginale Durchblutung und fördern die Schleimsekretion sowie ein saures Milieu. Gegen die Scheidentrockenheit helfen Gleitgele.

Mehr Sport und gesund essen

Bekanntermaßen erhöht Sport die Knochendichte und stärkt das Herz, mindert Hitzewallungen und Schlafstörungen. Viele Sportvereine bieten für die Altersgruppe ein geeignetes Training an. Doch nur die regelmäßige Teilnahme führt zum Erfolg.

Weil viele Frauen während der Wechseljahre unter einer Gewichtszunahme leiden, ist eine gesunde Ernährung besonders wichtig, das heißt: viel frisches Obst und Gemüse, Vollkornprodukte und wenig Fett. Um das Osteoporose-Risiko zu vermindern, sollten Frauen nach der Menopause außerdem auf den Calciumgehalt ihrer Ernährung achten. Kaffee, schwarzer Tee, Alkohol und scharf gewürzte Speisen können Hitzewallungen verstärken. Wer häufig Süßigkeiten nascht, riskiert starke Blut­zuckerschwankungen und begünstigt damit Schweißausbrüche, Müdigkeit und Konzentrationsschwäche. Phytoestrogen-haltige Nahrungsmittel sind vorteilhaft, allen voran Soja, aber auch Hülsenfrüchte, Leinsamen, Haferflocken und Vollkornprodukte, Äpfel und Karotten. /

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