Zu groß oder zu klein geraten |
Handelsname | Hersteller |
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Genotropin® | Pfizer Pharma |
Humatrope® | Lilly Deutschland |
Norditropin® | Novo Nordisk |
NutropinAq® | Ipsen Pharma |
Omnitrope® | Sandoz Pharmaceuticals |
Saizen® | Merck Serono |
Zomacton® | Ferring Arzneimittel |
Vor allem sollten die Eltern wissen: Die Therapie sollte möglichst früh beginnen, dann kann das Längendefizit vollständig ausgeglichen werden. »Durch die Substitution kann das Kind 20 bis 30 Zentimeter aufholen«, sagt dazu Willig.
Schulkinder lernen schnell, sich das Hormon täglich subcutan mit einem Pen zu injizieren. Inzwischen sind viele Applikationshilfen wie nadelfreie Injektoren oder Injektoren mit einem Nadelsichtschutz auf dem Markt, die den kleinen Patienten den Gebrauch der Pens erleichtern. Die meisten Präparate müssen nach Anbruch im Kühlschrank gelagert werden, nur wenige bei Raumtemperatur. Die häufigsten Nebenwirkungen treten zu Beginn der Therapie auf, unter anderem Ödeme mit Kopfschmerzen, Gelenk- und Muskelschmerzen sowie Rötung und Juckreiz an der Injektionsstelle. »Die Präparate werden gut vertragen. Die Nebenwirkungen sind inzwischen alle bekannt und in Datenbanken bei über 200 000 Kindern erfasst«, so Willig.
Zu groß gewachsen
Aus Erfahrung weiß der Professor, dass Eltern auf ein besonders großes Kind eher stolz sind. Hochwuchs bei einem Kind akzeptieren Eltern daher generell besser als Kleinwuchs. Liegen alle Messwerte eines Kindes über der 97. Perzentil-Kurve, werden Mädchen voraussichtlich größer als 180 cm und Jungen größer als 192 cm. Diese Fälle definieren Endokrinologen bereits als Groß- oder Hochwuchs. Nur in ganz seltenen Fällen schütten Hypophyse oder Schilddrüse zu viel Hormone aus oder es lassen sich Mutationen der Geschlechtschromosomen nachweisen.
In den meisten Fällen ist das übermäßige Wachstum familiär, also genetisch bedingt. Die Kinder entstammen Familien, in denen über mehrere Generationen hinweg überdurchschnittlich große Menschen geheiratet und Kinder bekommen haben. Bei den betroffenen Kindern stimmen Knochenalter und tatsächliches Alter überein, auch beginnt ihre Pubertät völlig normal.
Trotzdem befürchten einige Eltern, ihre auffallend großen Kinder würden Haltungsschäden entwickeln, Kopf und Schultern einziehen und ihren Rücken krumm machen, um zwischen Gleichaltrigen nicht aufzufallen. Vor allem sehr große Mädchen könnten psychisch leiden und Angst bekommen, keinen Partner zu finden. Um diese Sorgen zu besprechen, sollten sich die Eltern rechtzeitig an einen Endokrinologen wenden. Er kann sie über die Vorzüge und Gefahren einer Therapie aufklären und ihnen ab- oder zuraten. Mediziner befürworten generell erst dann eine Therapie, wenn ein Mädchen voraussichtlich größer wird als 185 cm und ein Junge größer als 205 cm.
»Ich schätze, dass in Deutschland pro Jahr maximal 500 Kinder mit Hochwuchs therapiert werden, Mädchen deutlicher öfter als Jungen«, meint Willig. Manchmal entscheidet sich der Arzt, das Ende der Pubertät medikamentös »vorzuverlegen«, sodass sich die Epiphysen vorzeitig schließen. Dazu müssen Mädchen in der Regel ein bis zwei Jahre lang Estrogenpräparate einnehmen, Jungen ein Jahr lang alle 14 Tage ein Depot-Testosteron intramuskulär gespritzt bekommen. Diese Therapie muss am besten beim Auftreten der ersten Pubertätszeichen beginnen. Manche Mädchen sind dann bereits 160 bis 165 cm groß und Jungen 170 bis 175 cm. Durch die Therapie werden sie etwa 4 bis 6 cm »kleiner« als ohne Behandlung. /