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Tiergesundheit

Niereninsuffizienz als Katzenschicksal

Datum 16.12.2011  15:27 Uhr

Von Regina Thomas / Katzen sind Meister darin, gesundheitliche Probleme zu verbergen. So bemerken die Besitzer meist zu spät, dass ihr Tier an Niereninsuffizienz erkrankt ist. Zu dem Zeitpunkt ist eine Heilung zwar nicht mehr möglich, aber dennoch können die Besitzer einiges dafür tun, das Leben ihres Lieblings zu verlängern und ­seine Lebensqualität zu erhalten.

Sehr aufmerksame Katzenbesitzer reagieren vielleicht schon, wenn die Katze etwas mehr als gewohnt trinkt. Andere gehen erst dann zum Tierarzt, wenn die Katze schlecht frisst, sich öfter erbricht und abmagert. Diagnostiziert dieser eine chronische Niereninsuffizienz, sind zu dem Zeitpunkt in aller Regel schon etwa 75 Prozent des Nierengewebes zerstört. Die Erkrankung kann sich über Jahre unbemerkt entwickeln. Während dieser Zeit gehen zwar kontinuierlich Nephrone zugrunde, aber relativ lange kompensiert das verbliebene intakte Nierengewebe deren Funktion. Erst wenn auch diese ­Anteile überlastet sind und versagen, fallen sehr schnell lebenswichtige Funktionen aus. In der Folge verschlechtert sich der Allgemeinzustand des ­Tieres dann rasch.

Besonders Katzen erkranken sehr häufig an Niereninsuffizienz. Circa 10 Prozent aller Tiere ab sieben Jahre und sogar rund ein Drittel aller Tiere über zehn Jahre sind betroffen. Damit zählt die chronische Niereninsuffizienz zu den häufigsten Todesursachen bei Katzen. Anders bei Hunden: Hier scheinen nur einige Hunderassen für die Erkrankung anfällig zu sein, zum Beispiel Pudel, Berner Sennenhunde und Yorkshire-Terrier. Ansonsten spielt sie bei Hunden eine geringere Rolle.

Multifunktionsorgan Niere

Wer das Krankheitsbild sowie die ­Behandlungsmöglichkeiten verstehen möchte, muss sich die Vielzahl der Aufgaben vergegenwärtigen, die gesunde Nieren erfüllen: Über den Harn scheiden sie Abbauprodukte und Gifte aus, sie regulieren den Wasserhaushalt, das Säure-Basen-Gleichgewicht im Blut, den Elektrolyt- und Mineralhaushalt, den Blutdruck sowie die Abgabe von speziellen Hormonen, die die Blutbildung stimulieren.

Sobald die geschädigten Nieren nicht mehr in der Lage sind, die Abfallprodukte des Stoffwechsels – hauptsächlich Harnstoff und Kreatinin – aus dem Blut zu filtern und mit dem Harn aus dem Körper zu entfernen, vergiftet der Organismus nach und nach. Harnstoff stammt aus dem Protein- und Aminosäure-Stoffwechsel und gehört ebenso zu den harnpflichtigen Substanzen wie Kreatinin, das als Stoffwechselprodukt des Muskelgewebes entsteht. Die Harnstoff- und Kreatininwerte zieht der Tierarzt als Parameter heran, um die Qualität der Nierenfunktion zu ermitteln. Sind die Konzentrationen im Vergleich zu früheren Untersuchungen gestiegen, ist die Aussagekraft des Testes besonders hoch.

Knochen gefährdet

Bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz ist zudem der Phosphatwert im Blut erhöht. Auch Phosphat wird normalerweise mit dem Harn ausgeschieden. Erbringen die Nieren diese Filtra­tionsleistung nicht mehr, reichert sich Phosphat im Blut und in verschiedenen Geweben an. Die Hyperphosphatämie hat weit reichende Folgen für den Calcium- und Phosphorhaushalt im Körper. Sobald der Phosphorgehalt im Blut ansteigt, wird die Nebenschilddrüse aktiviert. Diese setzt dann vermehrt Parathormon frei, und als Folge kann sich ein sekundärer Hyperparathyreo­idismus entwickeln. Im weiteren Krankheitsgeschehen führen erhöhte Parat­hormon-Werte dazu, dass die Knochen entkalken und Weichteilgewebe wie die Nieren »verkalken«.

Phosphatzufuhr reduzieren

Früher galt die Proteinurie – die vermehrte Ausscheidung von Eiweiß über den Harn – als wichtigster Parameter für das Stadium der Erkrankung. Heute wird die Phosphatanreicherung im Stoffwechsel als Hauptfaktor für das Fortschreiten der Nierenschäden betrachtet. Daher sollten bei an chronischer Niereninsuffizienz erkrankten Katzen sowohl die Phosphataufnahme begrenzt als auch der Phosphatgehalt im Blutplasma regelmäßig überprüft werden.

Funktionsausfälle der Nieren führen zu einer Vielzahl von Symptomen:

  • erhöhter Durst der Katze
  • vermehrter Harnabsatz
  • verminderter Appetit
  • schleichender Gewichtsverlust
  • Erbrechen
  • Maulgeruch
  • verminderte Aktivität
  • erhöhter Schlafbedarf
  • struppiges Fell

Erkennt der Tierarzt eine chronische Niereninsuffizienz frühzeitig, zum Beispiel durch erhöhte Harnstoff- und ­Kreatininwerte bei einer Routineuntersuchung, bewirkt die Phosphatreduzierung in der Tiernahrung, dass die Erkrankung langsamer fortschreitet. Bei Katzen ab sieben Jahren sollten die Besitzer deshalb jährlich einen Nierencheck machen lassen!

Zwar führt der Handel spezielle Nierendiätprodukte mit reduziertem Protein- und damit auch verringertem Phosphatgehalt, doch zeigten Studien, dass über 30 beziehungsweise 50 Prozent der Katzen nicht auf eine Nierendiät umgestellt werden konnten. Da Proteine gleichzeitig Geschmacks­trä­ger sind, schmeckte den Tieren das ­Diätfutter nicht.

Lebensqualität erhalten

Eine Alternative dazu ist der Zusatz von geschmacksneutralen Phosphatbindern in das Futter. Der Einsatz eines Phosphatbinders ist schon in einem frühen Krankheitsstadium sinnvoll, um eine Anreicherung von Phosphat im Organismus zu verhindern. So kann die Katze das gewohnte Futter fressen, und gleichzeitig wird das überschüs­sige Phosphat gebunden.

Die bisherigen Phosphatbinder basierten auf Aluminium- und Calciumverbindungen mit Nebenwirkungsrisiken. Ein auf Basis von Lanthancarbonat entwickelter Phosphatbinder, der in der Humanmedizin seit Jahren erfolgreich eingesetzt wird, erwies sich auch bei Katzen als wirksam und gut verträglich (Renalzin® mit dem Wirkstoff Lantharenol®). Renalzin wird unter das Nass- oder Trockenfutter gemischt und, da es geschmacksneutral ist, fressen die Katzen das Futter in der Regel gut. In späteren Stadien der chronischen Niereninsuffizienz richten sich die Maßnahmen nach der individuellen Symptomatik jedes Tieres. Primär soll die verbliebene Nierenfunktion unterstützt und die Lebensqualität der Katze erhalten werden. Dann verordnet der Tierarzt unter anderem Medikamente zur Senkung des Blutdrucks und Förderung der Blutbildung, daneben Vitamine und Mineralstoffe, gegebenenfalls erhält das Tier Infusionen als Flüssigkeitsersatz.

Aufs Trinken achten

Die Tierhalter sollten dafür sorgen, dass die kranke Katze ausreichend trinkt. Da die Nieren den Harn nicht stärker konzentrieren können, müssen die Tiere ständig urinieren. Wird dieser Flüssigkeitsverlust nicht durch die Trinkwasseraufnahme ausgeglichen, trocknet das Tier quasi von innen aus – ein Zustand, der schnell lebensbedrohlich wird.

Auch muss sichergestellt werden, dass das Futter genügend Energie liefert. Sonst droht der Stoffwechsel noch weiter zu entgleisen. Verweigert die Katze die Nierendiät, sollte sie die mit einem Phosphatbinder gemischte Nahrung bekommen, die sie besonders gerne mag: sei es nun gekochter Schinken, Leberwurst oder Fleischwurst. Hauptsache, sie frisst. /

Fernkolleg online

Apothekenmitarbeiter, die selbst ein Katze besitzen oder betroffenen Katzenhaltern mit Rat und Tat zur Seite stehen möchten, können sich im neuen Bayer-Fernkolleg Niere mit dem Thema vertraut machen. Mehr Informationen dazu stehen unter www.tiergesundheit.bay-as.de und unter www.renalzin.de.

E-Mail-Adresse der Verfasserin

thomas.regina(at)gmx.de

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