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Plausibilitätsprüfung

Creme mit Clobetasolpropionat und Harnstoff

15.12.2014  10:16 Uhr

Von Andreas Melhorn / Hautärzte verordnen Glucocorticoide häufig als Individualrezeptur. So können sie die Wirkstoffkonzentration ebenso wie die Grundlage ganz individuell für den jeweiligen Patienten auswählen. Vor der Herstellung gilt es in der Apotheke, die Plausibilität der Arzneistoffkombination und die Stabilität der Rezeptur zu prüfen.

Eine Patientin legt der PTA ein Rezept für eine Individualrezeptur vor. Die Frau ist damit einverstanden, dass sie die Creme am nächsten Tag abholen kann. Sofort fällt der PTA auf, dass eine Gebrauchsanweisung fehlt. Als sie die Patientin dazu befragt, antwortet diese, sie hätte eine mündliche Anweisung erhalten und solle die Creme einmal täglich dünn auf die Hände auftragen.

Als der Apothekenleiter einen Blick auf das Rezept wirft, kommentiert er die Verordnung: »Ich meine mich zu erinnern, dass es irgendetwas bei Corticoid in wasserhaltigen Cremes zu beachten gab.« Und fügt hinzu: »Überprüfen Sie das bitte beim Plausibilitätscheck.«

 

Die PTA macht sich also zunächst an die Überprüfung der Verordnung. Das Rezept ist gut leserlich und auf den ersten Blick fallen ihr keine Ungereimtheiten auf. Die von der Patientin genannte Gebrauchsanweisung notiert sie und geht an einen Computer, um weiter nachzuforschen. Als erstes schaut sie nach, was für einen Zweck die einzelnen Bestandteile in der Rezepturformel haben könnten. Clobetasolpropionat ist eines der hochwirksamsten Glucocorticoide für die dermale Anwendung (Klasse IV) und eindeutig der Wirkstoff der Creme. Der Harnstoff dient nicht nur dazu, Feuchtigkeit in der Haut zu halten, sondern fördert auch die Penetration des Corticoids durch die Haut. Glycerol wird ein günstiger Effekt auf die Hornschichtregeneration zugesprochen und es kann in Kombination mit Harnstoff eingesetzt werden. Kaliumsorbat soll wahrscheinlich als Konservierungsmittel dienen, eine sinnvolle Maßnahme in Anbetracht des Wassergehalts der Creme. Allerdings konserviert das Kaliumsorbat nur dann, wenn auch eine Säure enthalten ist. Die PTA vermerkt diesen Umstand für später. Die restlichen beiden Bestandteile bilden mit dem Wasser die Grundlage der Creme.

Zwar fördert der beigefügte Harnstoff nachweislich die Penetration der Creme durch die Haut, doch fragt sich die PTA, inwieweit die Kombination mit dem stark wirksamen Corticoid Clobetasolpropionat sinnvoll ist. Als sie bei ihrer Recherche im NRF nach einer vergleichbaren Rezeptur sucht, findet sie einen Kommentar zur NRF-Rezeptur »Hydrophile Clobetasolpropionat-Creme 0,05 % (NRF 11.76.)«: Danach ist die Kombination der beiden Stoffe therapeutisch umstritten. Zwar muss das Apothekenteam in diesem Fall nicht unbedingt tätig werden und könnte die Creme abgeben, dennoch notiert sie, mit ihrem Chef zu besprechen, ob sie den Arzt nach einer Einschränkung der Anwendungsdauer befragen soll.

Rezeptur

Clobetasolpropionat 0,025 g

Harnstoff 5,0 g

Glycerol 85% 5,0 g

Kaliumsorbat 0,14 g

Gereinigtes Wasser 15 g

Eucerinum anhydricum ® 49,89 g

Unguentum Alcoholum Lanae aquosum 24,95 g

Dem Hinweis ihres Chefs folgend betrachtet die PTA die Stabilität der Creme. Aus der Rezepturvorschrift für die »Hydrophile Clobetasolpropionat-Creme 0,05 % (NRF 11.76.)« leitet sie ab, dass die ihr vorliegende Rezeptur prinzipiell herzustellen ist. Allerdings wird im NRF darauf hingewiesen, dass sich Clobetasolpropionat in saurem und leicht basischem Milieu leicht zersetzt. Da Harnstoff im Laufe der Zeit NH3 freisetzt, erhöht sich nach und nach der pH-Wert der Creme.

Puffer zusetzen

Aus diesem Grund sollte ein Puffer zugesetzt werden, zum Beispiel ein Milchsäure-Natriumlactat-Puffer. Außerdem würde der saure pH-Wert dafür sorgen, dass das Kaliumsorbat eine konservierende Wirkung entfaltet. Die restlichen Komponenten wären im so entstehenden pH-Milieu ebenfalls stabil genug.

 

Die PTA ändert die Rezeptur entsprechend und legt sie dem Apotheker vor. Gemeinsam besprechen sie, den Hautarzt anzurufen. Die Gebrauchsanweisung, die die Patientin mündlich vom Arzt erhielt, muss der Dermatologe auf jeden Fall bestätigen, um Retaxationen zu vermeiden. Wegen der Ergänzung der Rezepturformel um das Puffersystem wäre eigentlich keine Rücksprache erforderlich. Da sich das Apothekenteam aber recht gut mit dem Dermatologen versteht, entscheiden sie, sich auch das bestätigen zu lassen. Der Arzt befürwortet die Änderung der Rezeptur zur Stabilitätsverbesserung, bestätigt die Gebrauchsanweisung und bittet darum, die Anwendung auf zwei Wochen zu begrenzen. Da davon nichts der Unterschrift des Arztes bedarf, macht die PTA entsprechende handschriftliche Vermerke auf dem Rezept:

 

Die PTA bereitet die Herstellungsanweisung vor. Sie überlegt, wie sie die geringe Menge von 25 mg Clobetasolpropionat exakt abwiegen und homogen verarbeiten soll. Zwar eignet sich die Analysenwaage für eine mg-Einwaage, doch bleibt die homogene Verteilung nach wie vor schwierig. Daher beschließt sie, auf ein Wirkstoffkonzentrat mit 10 % Clobetasolpropionat in Reisstärke zurückzugreifen. Das Konzentrat kann sie mit einer kleinen Menge Eucerinum anhydricum® anreiben und nach und nach mit der Grundlage weiter verdünnen. Als Inprozesskontrolle wird sie dann überprüfen, ob die Verreibung homogen und ohne Klümpchen ist. Anschließend kann sie die Unguentum Alcoholum Lanae aquosum mit dem bisherigen Ansatz verrühren, dann den Harnstoff in den 12 g Wasser lösen, das Kaliumsorbat und die Pufferbestandteile hinzugeben. Hierbei ist eine bestimmte Reihenfolge zu beachten: Zuerst das Kaliumsorbat und dann die anderen Bestandteile. Würde stattdessen das Kaliumsorbat in die Milchsäure gegeben, könnte aufgrund lokaler Übersättigung Sorbinsäure ausfallen, die sich danach nicht wieder lösen würde. Anschließend wird das Glycerol mit der wässrigen Phase vermischt und in Anteilen in die fettige Phase eingearbeitet. Ganz zum Schluss wird die PTA auf einem Objektträger prüfen, ob die fertige Creme homogen ist.

Veränderte Rezeptur

Clobetasolpropionat 0,025 g

Harnstoff 5,0 g

Glycerol 85 % 5,0 g

Kaliumsorbat 0,14 g

Gereinigtes Wasser 12 g

Eucerinum anhydricum® 49,89 g

Unguentum Alcoholum Lanae aquosum 24,95 g

Natriumlactat 2,0 g Milchsäure 1,0 g

Anwendung nach telefonischer Rücksprache mit dem Arzt: einmal täglich dünn auf die roten Stellen auftragen. Nicht länger als zwei Wochen anwenden.

Der Apotheker unterschreibt die Herstellungsanweisung und die PTA beginnt mit der Herstellung, damit die Patienten ihre Creme am nächsten Tag abholen kann. /

Rezeptur-Videos

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