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Antibakterielle Produkte

Keimfrei mit Kehrseite

Die Substanz löst Allergien aus und fördert die Resistenzbildung des hartnäckigen Keims Pseudomonas aeruginosa gegen Antibio­tika, was vor allem in Krankenhäusern ein großes Problem ist. »Kaum zu glauben«, so Ökotest, dass diese Produkte sogar zur Reinigung von Schnullern empfohlen würden. Weiterhin waren krebserregende halogenorganische Verbindungen enthalten und hauttoxische Substanzen wie Diethylphthalat (DEP) und polyzyklische Moschus-Duftstoffe. Neben haut- und atemwegsreizenden sowie allergisierenden Effekten seien manche der Produkte darüber hinaus »brennbar und ätzend«, so Schuster.

Temperatur entscheidend

Im Unterschied dazu setzen manche Unternehmen auf »natürliche Additive« in Form von Metallionen: zinkhaltige Fasern in Bekleidung, Putzlappen, Bett- und Unterwäsche oder Silberionen in Waschkugeln, die zur Wäsche gegeben werden. »Bei 30 Grad wird Wäsche nicht richtig sauber«, sagt Natalia Kohne, Marketingleiterin der Firma Smartfiber AG. Die Bakterien blieben am Leben, der Geruch werde durch Duftstoffe im Waschmittel nur übertüncht.

Tatsächlich schaffen Feuchtigkeit und angenehme Temperaturen während des Waschvorganges ein Paradies für Mikroben. Das BfR hält auch diese Art von Desinfektionsmitteln für unnötig. Zwar reduzierten die milden, bleichmittelfreien Waschmittel die Keimbelastung bei 30 °C kaum, bleichmittelhaltige Vollwaschmittel aber sehr wohl. Die Experten empfehlen, stark belastete Textilien wie Sportkleidung oder Putztücher bei 60 °C zu waschen. Das BfR räumt allerdings ein, eine Waschtemperatur von 90 °C beziehungsweise Desinfektionsmittel seien dann von Nutzen, wenn im Haushalt Menschen mit übertragbaren Erkrankungen oder mit Immunschwäche leben.

»Ich halte biozide Schwermetalle oder deren Salze in Textilien für überflüssig«, so Schuster. Ein Infektionsschutz sei nicht zu erwarten, zudem wären mögliche Negativwirkungen auf die Hautflora bislang ungeklärt. Kohne informiert, schon in der Antike hätten die Menschen Silber zur Desinfektion von Wasservorräten benutzt und dazu, die Milch länger frisch zu halten. Und ergänzt, dass Smartfiber kein Nanosilber verwendet, vor dessen möglichen schädlichen Spätfolgen der Bund für Umwelt und Naturschutz warnt.

Hygiene in der Apotheke

Hygienisches Arbeiten ist in der Apotheke selbstverständlich. Jedoch ist es häufig nicht ganz einfach zu entscheiden, welche Maßnahmen angebracht und ausreichend sind. Für die nicht sterile Herstellung gibt es kaum verbindliche Vorgaben und häufig fehlt im Arbeitsalltag die Zeit, sich ausführlich mit umfangreichen Regelwerken und Leitlinien auseinanderzusetzen.

Das vorliegende Schulungsmaterial ist auf die Apothekenpraxis zugeschnitten und fasst den aktuellen Stand der Empfehlungen in kompakter Form zusammen. Fünf Vorträge vermitteln, was für ein funktionierendes Hygienemanagement in der Apotheke wichtig ist. Besprochen werden Grundlagen, Raumhygiene, Personalhygiene, Herstellung und Kontrolle, Leihgeräte und Blutuntersuchungen. Am Ende jedes Kapitels wiederholen Checkboxen das Wichtigste noch einmal in Kürze.

Mit den Powerpoint-Präsentationen auf der beiliegenden CD-ROM gelingt die jährlich empfohlene Mitarbeiterschulung des Apothekenteams einfach und schnell. Eine Vorlage zur Dokumentation der Schulung ist enthalten.

Die Buchautorin, Apothekerin Lisa Britta Schlegel, ist in der Abteilung »QS Apothekenpraxis« des Zentral­laboratoriums Deutscher Apotheker in Eschborn tätig. Dort betreut sie unter anderem das Hygienemoni­toring für Apotheken und die Ringversuche zur Qualitätssicherung von Blutuntersuchungen.

Lisa Britta Schlegel, Hygiene – Mitarbeiterschulung in der Apotheke, 2016, 56 Seiten, kartoniert, Buch und CD-ROM, ISBN: 978-3-7741-1293-3, 29,90 Euro.

Zu bestellen beim Govi-Verlag unter Tel. 06196 928257, per E-Mail service@govi.de oder unter www.govi.de.

Selbstredend ist eine gründliche Desinfektion in vielen Fällen unverzichtbar, beispielsweise in Kranken­häusern, Lebensmittelbetrieben, in der Veterinärmedizin sowie bei der Herstellung von Rezepturen in Apotheken. »Biozide sollten jedoch nur von ausgebildeten Personen angewendet werden, die sich mit Konzentration, Wirkungsspektrum und Einwirkzeiten auskennen«, so Schuster. Denn diejenigen Bakterien, die den halbherzigen Angriffen der antimikrobiellen Haushalts­reiniger nicht zum Opfer fallen, bilden Resistenzen aus. Dadurch besteht zum einen die Gefahr, dass die notwendigen Desinfektionsmittel ihre Wirkung verlieren. Andererseits könnten Kreuzresistenzen die ohnehin abnehmende Wirksamkeit von Antibiotika zusätzlich schwächen. In ihrer Kampagne »Wir-gegen-Viren« erläutern die Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung (BzGA) und das RKI einfache Verhaltensregeln, wie man sich ohne Chemie vor Krankheitserregern schützen kann (siehe Kasten »Hygiene im Haushalt«).

Nur Werbeslogans

Trotz aller Gegenwehr verkaufen sich antimikrobielle Chemikalien für Küche, Bad und Baby gut. Pflichtbewusst erklärt der Marktführer unter den Herstellern auf seinem Internetauftritt, Verbraucher sollten »Biozide vorsichtig und sicher verwenden« und dass die meisten Bakterien für Menschen unschädlich, einige Arten sogar gut wären. Vor allem aber suggerieren die Marketingstrategen des Unternehmens, die Produkte könnten der Familie Schutz, Sicherheit und ein unbesorgtes Leben bieten. Auf die Bitte um eine Stellungnahme zu den Kritiken der Gesundheitsbehörden und Verbraucherverbände antwortete das Unternehmen, es könne dazu »leider keine Unternehmensinformationen herausgeben«. /

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