PTA-Forum online Avoxa
instagram facebook
Depressionen

Johanniskraut für junge Menschen

Datum 27.02.2008  15:39 Uhr

Depressionen

Johanniskraut für junge Menschen 

Sabine Laerum, Frankfurt am Main 

Bis auf wenige Ausnahmen sind synthetische Antidepressiva für Kinder und Jugendliche in Deutschland nicht zugelassen. Ihr Off-Label-Use bereitet vielen Ärzten Kopfzerbrechen, seit bekannt ist, dass sie das Risiko für Selbstmordversuche bei den Behandelten erhöhen können. Bieten Johanniskraut-Präparate eine Alternative?

Im Gegensatz zum Öl aus den frischen Blütenblättern, das gegen Wunden und leichte Verbrennungen hilft, wird das ganze Kraut (Hyperici herba) wegen seiner antidepressiven Inhaltsstoffe verarbeitet. Trotz intensiver Forschung konnte bisher nicht geklärt werden, welcher Inhaltstoff die Wirkung ausmacht. Hyperforin scheint an der depressiven Wirkung maßgeblich beteiligt zu sein. Bisher kommt daher nur der Gesamt-Trockenextrakt zum Einsatz, der mit einem Ethanol- oder Methanol-Wasser-Gemisch ausgezogen wird. Früher wurde der Extrakt auf  Hypericin standardisiert, inzwischen geben die Hersteller nur die Milligramm Trockenextrakt pro Kapsel oder Tablette an. Innerlich hilft der Trockenextrakt gegen leichte bis mittelschwere Depressionen, Angst und nervöse Unruhe. Zurzeit diskutiert der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht, ob Johanniskraut-präparate zur Therapie mittelschwerer Depressionen unter die Rezeptpflicht -gestellt werden sollen. Bis das Phytopharmakon wirkt, dauert es oft vier bis sechs Wochen. Erst nach dieser Zeit haben sich die Konzentrationen der Neurotransmitter Serotonin, Noradrenalin und Dopamin sowie deren Rezeptorendichte im Gehirn so weit verändert, dass sich der Patient besser fühlt.

Bei Erwachsenen gehört Johanniskraut-Extrakt längst zum Standard der Behandlung von leichten und mittelschweren Depressionen. Inzwischen wird der Extrakt auch bei Kindern und Jugendlichen angewendet. Zwar gibt es keinen Goldstandard zur Behandlung der juvenilen Depression, aber in Deutschland verschreiben Ärzte ihren jungen Patienten immer häufiger Johanniskraut-Präparate: Sie behandeln etwa acht von zehn der depressiven jungen Menschen mit dem Phytopharmakon. 10 Prozent sind jünger als 10 Jahre, die Hälfte aller Verordnungen geht an junge Frauen zwischen 15 und 19 Jahren.

Nur 20 Prozent der depressiven Kinder und Jugendlichen werden mit klassischen Antidepressiva therapiert, mit Trizyklika (TCA) und Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI). Beide Wirkstoffgruppen sind in Verruf geraten, nachdem der Europäischen Zulassungsbehörde EMEA und der amerikanischen FDA immer öfter Nebenwirkungen gemeldet wurden: TCA und SSRI können bei Kindern und Jugendlichen das Risiko für Selbstverletzungen bis hin zu Selbstmorden verstärken. Daher empfehlen deutsche und internationale Gesundheitsbehörden TCA und SSRI nur unter bestimmten Voraussetzungen einzusetzen: Wenn sich ein Arzt für die Therapie mit einem Wirkstoff aus den beiden Arzneistoffgruppen entscheidet, muss er während der gesamten Behandlung und etwa drei Monate danach auf Nebenwirkungen achten. 

Johanniskraut-Extrakte sind für Kinder ab 12 Jahren zugelassen. Nebenwirkungen treten bei dem Naturarzneimittel nur selten auf, beispielsweise gastrointestinale Beschwerden, allergische Reaktionen, Müdigkeit oder Unruhe. Darüber hinaus erhöhen die Präparate die Lichtempfindlichkeit der Haut, darum empfehlen die Hersteller insbesondere hellhäutigen Menschen während der Anwendung von Johanniskraut-Präparaten eine intensive UV-Bestrahlung zu meiden.

Einige Wechselwirkungen schränken die Therapie jedoch ein: Der Trockenextrakt sorgt dafür, dass andere gleichzeitig eingenommene Arzneimittel in der Leber schneller abgebaut werden und daher nur eingeschränkt oder gar nicht mehr wirken. Bei Kontrazeptiva können daher Zwischenblutungen auftreten und der Verhütungsschutz gefährdet sein. Relevant abgeschwächt wird auch die Wirksamkeit von gerinnungshemmenden Medikamenten (zum Beispiel Phenprocoumon, Warfarin), Immunsuppressiva (Ciclosporin, Tacrolimus, Sirolimus), AIDS-Arzneimitteln und einigen Zytostatika.

E-Mail-Adresse der Verfasserin:
Laerum(at)web.de 

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.
TEILEN
Datenschutz