PTA-Forum online Avoxa
instagram facebook
Gesundheitsförderung

Gesundes Essen für fitte Kinder

Datum 26.02.2009  10:09 Uhr

Gesundheitsförderung

Gesundes Essen für fitte Kinder

von Annette Behr, Berlin

Die Zahl der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen nimmt weltweit massiv zu. Bewegungsmangel und falsche Ernährungsgewohnheiten sind die Ursachen. Genussvolles Kochen in Kindergärten, Schulen und zu Hause mit gesunden Zutaten ist ein Rezept, um dem Problem zu Leibe zu rücken.

In Deutschland sind fast 2 Millionen Mädchen und Jungen zu dick. Dadurch nehmen die ernährungsbedingten Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes zu. Weltweit sind mehr als 250 Millionen Menschen fettsüchtig. Die Tendenz ist steigend, besonders bei Kindern: Nach der Studie Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) des Robert-Koch-Instituts ist die Zahl der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen im Alter bis zu 17 Jahren seit den 1990er-Jahren um 50 Prozent gestiegen. In keiner anderen Altersgruppe ist diese Entwicklung vergleichbar hoch. Bewegungsmangel ist ein Grund für die Zunahme übergewichtiger Kinder. Stundenlanges Sitzen vor dem Computer oder dem Fernseher ersetzt nur allzu häufig das Spielen an der frischen Luft. Dabei ist der Zusammenhang zwischen Fernsehkonsum und Fettsucht eindeutig. Jugendliche zwischen 11 und 17 Jahren, die am Tag nicht mehr als eine halbe Stunde vor dem Fernseher saßen, sind nur zu 6 Prozent fettleibig. Unter den Jugendlichen, die bis zu zwei Stunden fernsahen, sind es 7 Prozent, bei drei und mehr Stunden erhöht sich der Anteil auf 12 Prozent. Außerdem gehören Stubenhocken und Chillen (Abhängen) zu den Lieblingshobbys vieler Teenager, gleichzeitig essen sie Fettreiches und Süßes.

Generation Fastfood

Eine frisch zubereitete, gesunde, warme Mahlzeit täglich ist für viele Kinder nicht mehr selbstverständlich. Fast- und Convenience Food haben sich zur Regelernährung entwickelt, (das englische Wort Convenience bedeutet Bequemlichkeit). Die Pizza aus dem Kühlfach, Pommes frites oder eine Fünfminutenterrine sind zu Grundnahrungsmitteln geworden. Obst und Gemüse sind dagegen Mangelware. Das »schnelle Essen« enthält häufig zu viel Fett und Geschmacksverstärker, die möglicherweise den Appetit noch zusätzlich anregen. Fertigmahlzeiten enthalten kaum noch Vitamine und Mineralstoffe, dafür aber viele Kalorien. Viele Eltern wissen zu wenig über gesunde Ernährung, dasselbe gilt für ihre Kinder.

»Die Qualität von Lebensmitteln, das heißt ihr Gehalt an lebenswichtigen Mikronährstoffen, hat eine wesentliche Bedeutung für die Gesundheit jedes Einzelnen, jetzt und in Zukunft«, mahnte Professor Dr. Hans Konrad Biesalski kürzlich beim Berliner Bioethik Forum. Die Fragen, ob der Staat Verantwortung für eine gesunde Ernährung trägt und was unter einer gesunden Ernährung zu verstehen ist, diskutierten Experten und Politiker gemeinsam mit der Fernsehköchin Sarah Wiener. Der Ernährungswissenschaftler der Universität Hohenheim, Biesalski und die engagierte Köchin fordern eine bessere Wissensvermittlung in Sachen Ernährung: »Es sollte so früh wie möglich vermittelt werden, also bereits in Kindertagesstätten und vor allem in den Schulen, und nicht nur theoretisch, sondern durch gemeinsames Kochen.«

Mit dieser Strategie würden alle Kinder erreicht, denn die Studie hat gezeigt, dass Kinder aus Familien mit geringem Einkommen dreimal so häufig übergewichtig sind als Kinder aus Familien mit hohem sozialen Status. Inzwischen sehen die Politiker, auch aufgrund der drohenden Kosten, Handlungsbedarf, denn aus übergewichtigen Kindern werden meist kranke Erwachsene. Schließlich gehen ein Drittel der Kosten im Gesundheitswesen auf Fehlernährung zurück.

Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt setzt sich daher mit Kampagnen für eine gesundheitsbewusste Ernährung und mehr Bewegung ein. Mit dem diesjährigen Deutschen Präventionspreis »Gesund aufwachsen« sollen Grundschulen ausgezeichnet werden, die gute Konzepte zur Gesundheitsförderung entwickelt haben. »Gesundheitsförderung an Grundschulen ist so wichtig wie das Einmaleins. Die Schule als Lebenswelt eignet sich besonders gut, die gesundheitlichen Chancen von Kindern zu verbessern und ihre Gesundheit zu fördern«, so Schmidt. 

»Spaß an gesundem Essen« lautet auch das Motto von Sarah Wiener, Deutschlands prominenter Köchin. Sie möchte den Kindern schon im Kindergarten gesundes Essen anbieten. Dafür reist die gebürtige Österreicherin durch die Lande, um der »kulinarischen Einöde« den Garaus zu bereiten. Wiener prangert die Fehl- und Mangelernährung der Fastfood-Generation mit minderwertigen, nährstoffarmen Lebensmitteln an. »Der derzeitige Ernährungshit an Schulen sind China-Instant-Suppen, die ohne Wasser konsumiert werden«, berichtet sie entsetzt. 

Was Vernünftiges zu essen

Um Kindern zu zeigen, dass »Kochen Laune macht und essen noch viel mehr« gründete Sarah Wiener in Deutschland, unter anderem mit der Unterstützung von Alfred Biolek, 2007 die gleichnamige, gemeinnützige Stiftung. Mit dem Leitsatz »Für gesunde Kinder und was Vernünftiges zu essen« möchte Wiener Kinder an die Vielfalt der frischen vitaminreichen Lebensmittel heranführen und erreichen, dass sie sich gesünder ernähren. Denn nur Gesunde könnten ihre Leistungsfähigkeit voll ausschöpfen, so Wiener. Kindergärten und Schulen bietet die Stiftung daher Frühstücksrunden, Kochkurse, Waren- und Kochkunde an.

Dort lernen Kinder in kleinen Gruppen über einen Zeitraum von drei Monaten gesundes Kochen. Vor allem mit viel Spaß sollen die Kinder in den Kochschulen schnippeln, kochen und abschmecken. Bei ihrer Arbeit stützt sich die Stiftung überwiegend auf die Erkenntnisse der deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), des Forschungsinstitutes für Kinderernährung (FKE) sowie des Agrarinformationsdienstes (aid). Im Gespräch mit PTA-Forum sagte Sarah Wiener: »Unser Ziel ist es, Kinder mindestens dreimal während ihrer Kindergarten- und Schulzeit zu erreichen. Natürlich möchten wir in allen Schulen kochen, aber unser Hauptaugenmerk liegt auf den Grundschulen. Denn wir finden es wichtig, dass Kinder so früh wie möglich mit dem Kochen beginnen.«

Falls möglich sollen die Kinder auf dem Schulgelände einen Kräutergarten anlegen und pflegen. Exkursionen zu Biobauernhöfen runden das Angebot der Stiftung ab und sollen der Ernährung einen besonderen Stellenwert im Leben der Kinder geben. Wiener will nicht darauf warten, bis die Politik vergleichbare Initiativen in den Schulen etabliert. Sie fordert außerdem regelmäßigen Gesundheitsunterricht, Kochkurse und ein kostenloses, schmackhaftes Schulessen für alle Kinder. Nach Wieners Meinung ist unsere Gesellschaft verpflichtet, jedes Kind über die Grundlagen einer gesunden Ernährung zu unterrichten und ihm den Respekt vor der Natur und den sogenannten Nutztieren nahe zu bringen. 

Geschmack trainieren

Wiener plädiert dafür, Kinder selbst entscheiden zu lassen, was sie gerne essen möchten. Man dürfe Kinder auch nicht überfordern. Sie müssten acht- bis zehnmal etwas Neues probiert haben, bevor sie wüssten, ob es ihnen schmeckt oder nicht. »Geschmack muss man trainieren«, sagt Wiener. Für ein Kind eine Extramahlzeit zu kochen, würde sie aber nicht. Stattdessen empfiehlt sie den Eltern mehr Gelassenheit. 

Auch mit den eher schwierigen 12- bis 15-Jährigen hat Wiener im Sommer 2008 Erfahrungen gesammelt. Mit einer Zwölfergruppe reiste sie für eine neue Fernsehreihe nach Südfrankreich auf ein Landgut. Die Abenteuerreise in die Welt der Ernährung mit Hühnern, Kaninchen und einem großen Gemüsegarten dauerte vier Wochen. Jeden Tag kochte die Gruppe zunächst einfache, dann immer kompliziertere Gerichte. Das abwechslungsreiche Menü wurde nach Ausflügen ins nächste Dorf, auf den Bauernhof oder die Geflügelfarm jeden Tag neu zusammengestellt. »Mitmachen wollten alle, und, wie zu erwarten, haben alle ihr eigenes Werk gerne gegessen«, berichtet die Köchin. Die mehrteilige Dokumentation »Sarah und die Suppenkasper« wird der Fernsehsender Arte im Frühjahr senden. 

Verständnis ist ein guter Koch

»Die Lust auf die Kochkunst zu wecken, hat viele Vorteile«, sagt die Ernährungsexpertin und Gesundheitspsychologin Hanni Rützler. In einer Gruppe zu kochen, mache immer Spaß. In der gemeinsam verbrachten Zeit entstünden viele kreative Ideen, die Helfer tauschten sich aus und probierten zwischendurch immer wieder ihr Werk. Eine Freude für Leib und Seele.

Die gemeinsame Mahlzeit sei oft die einzige Gelegenheit des Tages, zu der die Familie zusammenkomme. Der Esstisch eigne sich ideal, um sich auszutauschen. Kinder erzählten aus dem Kindergarten oder der Schule, die Eltern von der Arbeit und den Plänen für das Wochenende. Bisweilen sei das Essen selbst auch Balsam für die Seele. »Nie geht es beim Essen allein darum, den Hunger zu stillen. Wir stillen dabei immer auch unsere Bedürfnisse nach Nähe, Geborgenheit und Anerkennung«, so Rützler. Sie empfiehlt Eltern, sich von autoritären Verhaltensweisen zu verabschieden. Der Spruch: »Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt«, stamme aus der Zeit des Nahrungsmangels. »Kinder sollen keine braven Schlucker werden«, findet Rützler. Den Geschmack von Kindern könnten die Eltern formen, indem sie ihre Neugierde wecken. Dabei seien sie die wichtigsten Vorbilder. 

Eltern, die ihre Kinder frühzeitig für die Kunst des Kochens begeistern, werden möglicherweise mehrfach belohnt: Die Kinder entwickeln sich zu fitten Jungköchen und bereiten ihren Eltern gelegentlich eine gesunde und leckere Mahlzeit.

E-Mail-Adresse der Verfasserin:
blaubehr(at)gmx.net

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.
TEILEN
Datenschutz