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Wechselwirkungen

Problemlöser PTA und Apotheker

20.01.2012  15:48 Uhr

Von Brigitte M. Gensthaler, München / Wechselwirkungen ­zwischen Arzneimitteln oder Arznei- und Nahrungsergänzungsmitteln sind keine Seltenheit. Apotheker und PTA können viele Interaktionen erkennen und im Beratungsgespräch lösen.

Eine Kundin löst ein Rezept über ein Schilddrüsenhormonpräparat ein und will außerdem Calciumtabletten kaufen. Auf Nachfrage der PTA berichtet sie, dass sie immer alle Arzneimittel morgens zum Frühstück einnimmt, damit sie dies im Tagesverlauf nicht vergisst. Trotzdem seien ihre Schilddrüsenwerte nicht optimal. Bei der PTA klingeln die Alarmglocken. Sie erklärt der Kundin, dass sie das Schilddrüsenpräparat unbedingt morgens nüchtern, das heißt mindestens eine halbe Stunde vor dem Frühstück, und die Calciumtabletten frühestens zwei Stunden später einnehmen soll.

Eine andere häufige Interaktion: Ein Bluthochdruckpatient, der Betablocker oder ACE-Hemmer einnimmt, verlangt in der Apotheke ein nicht-steroidales Antirheumatikum gegen seine ständigen Rückenschmerzen. Diese Wirkstoffe können sich gegenseitig beeinflussen; dadurch nimmt die Blutdrucksenkung ab. In diesem Fall raten PTA oder Apotheker dem Kunden, regelmäßig den Blutdruck zu kontrollieren und mit dem Arzt über seine Dauerschmerzen zu sprechen.

Viele solche und andere Wechselwirkungen haben Apotheker und PTA in einer Studie dokumentiert, die die Bayerische Akademie für Klinische Pharmazie (BA KlinPharm) in Juli 2011 durchgeführt hat. »Die Arzneimitteltherapie ist ein Hochrisikoprozess, in dem die Apotheke als Sicherheitsfaktor wirkt«, betonte Apothekerin Dr. Sonja Mayer, Geschäftsführerin der Akademie, bei der Vorstellung der Studienergebnisse Mitte Januar in München. Das Interaktionsrisiko steige mit dem Alter des Patienten, mit der Zahl der eingenommenen Arzneimittel sowie der Zahl der konsultierten Ärzte und Apotheken.

An der Studie beteiligten sich Apotheker und PTA aus 96 Apotheken in ganz Bayern, die vorher eine spezielle Fortbildung absolviert hatten. Rund ein Drittel der Fortbildungsteilnehmer waren PTA. Sie erhoben knapp 24 000 Datensätze von 20 890 Kunden. »Bei 3374 Kunden deckten sie genau 5272 Wechselwirkungen auf«, berichtete Mayer. »Das heißt, dass das Apothekenteam bei jedem sechsten Kunden potenzielle Wechselwirkungen bei seinen Arzneimitteln bemerkte. In jedem achten Fall waren Selbstmedikationspräparate beteiligt.« Die häufigsten Problemgruppen waren Schmerzmittel, Mineralstoffpräparate, Antihypertonika und Antidepressiva.

Mehr als die Hälfte aller Meldungen entfiel auf 14 verschiedene Wechselwirkungen. Erfreulicherweise seien die »Top Twenty« der Interaktionen aber nicht lebensbedrohlich, sagte Mayer. Jedoch lag bei jedem 200. Kunden eine schwerwiegende Interaktion vor. In diesen Fällen sei die gleichzeitige Einnahme der Arzneimittel kontraindiziert und könne lebensbedrohlich sein, warnte Mayer. Als Beispiel nannte sie die gleichzeitige Gabe eines Statins zur Lipidsenkung und des Antibiotikums Clarithromycin, die zu schweren Muskelschäden führen kann. Starke Blutungen können auftreten, wenn ein Marcumar-Patient seine Kopfschmerzen mit hoch dosierter Acetylsalicylsäure bekämpft. Rein statistisch gesehen decke jede Apotheke einmal täglich eine schwerwiegende Interaktion auf. »Hochgerechnet auf Bayern sind es 870 000 schwere Wechselwirkungen pro Jahr.«

Positives Ergebnis der Studie: In den meisten Fällen können Apotheker und PTA das Problem sofort lösen. 82 Prozent der erkannten Interaktionen klärten sie direkt im Beratungsgespräch mit dem Kunden und empfahlen beispielsweise die zeitversetzte Einnahme der Medikamente oder die häufigere Kontrolle von Blutdruck oder Blutzucker. In 8 Prozent der Fälle halfen sie dem Kunden durch Rücksprache mit dem Arzt.

»Ein Großteil der Wechselwirkungen ist vorhersehbar und damit vermeidbar«, betonte Ulrich Koczian, Sprecher der BA KlinPharm und Vizepräsident der Bayerischen Landesapothekerkammer. Das Apothekenteam könne mit seiner Beratung daher viel zur Arzneimitteltherapiesicherheit beitragen. Dies gilt auch, wenn der Patient, zum Beispiel ein Kind oder ein bettlägeriger Mensch, seine Medikamente nicht selbst abholt. Die Apotheke solle die Informationen zur Medikamenteneinnahme den Eltern, den Angehörigen oder dem Pflegedienst am besten schriftlich mitgeben, empfahl Koczian.

Apotheken in Brandenburg, Bayern, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Westfalen-Lippe weisen derzeit die Bevölkerung auf das Problem Wechselwirkungen hin. Mit einem lustigen Plakat und Postkarten fordern sie die Kunden auf, sich beraten zu lassen. /

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