Winter mit Ausblick |
20.01.2012 15:39 Uhr |
Von Annette Behr / Die dunkle und kalte Jahreszeit empfinden viele Menschen als unangenehm. Sie sehnen sich nach Licht und Sonne und wünschen den Frühling herbei. Dennoch: Auch der Winter kann für wohlige Stunden sorgen, zum Beispiel mit zahlreichen Aktivitäten drinnen und draußen.
»Ein halbes Jahr muss ich nun im Dunkeln aufstehen, und wenn ich nach Hause komme, ist es schon wieder finster«, jammerte mein Mann bereits im November. Wie ein Maulwurf fühlt er sich bisweilen im Winter. Ein Mangel an Tages- und Sonnenlicht schlägt nachweislich auf die Stimmung, denn sogenannte Glückshormone bildet der Körper nur bei Licht. Bei Dunkelheit produziert er hingegen das Melatonin, das müde und schlapp macht. Eine milde Form der winterlichen Melancholie erwischt »jede dritte Frau und jeden vierten Mann«, wissen die Experten der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN).
Na ja, so schrecklich finde ich die kalte Jahreszeit nicht. »Alles eine Frage der Einstellung«, sagte meine Oma immer und jagte uns Kinder bei klirrender Kälte an die frische Luft.
Recht hatte sie damit, denn die Wintermelancholie ereilt diejenigen seltener, die ihren Kreislauf in Schwung halten, am besten draußen, auch wenn die Sonne nicht scheint. Selbst bei scheinbar total verhangenem Himmel dringen immer noch UV-Strahlen durch die Wolken.
Unter dem gefürchteten Winterblues dürften bis jetzt nur wenige Menschen leiden. Im sonst nebligtrüben November hielt sich wochenlang über Deutschland ein Hoch mit viel Sonnenschein. Eine großartige Entschädigung für das wankelmütige Sommerwetter. In der Mittagspause drehte so mancher schnell mal eine Runde um den Block, andere tranken ihren Kaffee sogar vor dem Café. Denn seit Raucher draußen bleiben müssen, luden dort vermehrt wärmende Decken auf den Stühlen auch in lauen Wintern zum Verweilen ein.
Schneeliebhaber und Sportsfreunde toben sich seit Weihnachten in den Ski-Gebieten der Alpen aus und können sich vor Pulverschnee kaum retten. Anschließend bevölkern viele dann noch die Wellness- und Spa-Bereiche der Wintersporthotels. Beim Schwimmen, Saunieren und Massieren entspannen sie Körper, Geist und Seele.
Viele Hotels, quer durch Deutschland bis hoch in den Norden, haben in ihrem Angebot das »Kneippen« als Fitnesskur für das Immunsystem. Wechselduschen sollen dabei die Abwehrkräfte des Körpers anregen und stabilisieren. Die stimulierenden Wasseranwendungen nach Pfarrer Sebastian Kneipp werden mancherorts durch Zusätze von Pflanzenwirkstoffen, eine Ernährungsberatung und einen individuell abgestimmten Bewegungsplan komplettiert. Auch Zuhause kann jeder selbst am Morgen mit kalten Güssen kneippen. So ein Ritual stärkt das Immunsystem langfristig, und es kann Erkältungserregern besser trotzen.
Hilfe bei Matschwetter
»Mama, lässt du mir die Wanne einlaufen«, ruft es aus dem Zimmer meiner Tochter. Während sie noch telefoniert, erfülle ich ihr als gehorsame Mutter den Wunsch. Selbst ich als Frischluftfanatikerin setze an manchen dunklen, regnerischen und stürmischen Tagen keinen Fuß vor die Tür, wenn ich nicht muss. Dann lohnt sich ein wunderbares Entspannungsbad, einfach abschalten und genüsslich vor sich hin träumen, gelingt am besten im entsprechenden Ambiente. Im angenehm warmen Raum sorgen Teelichter oder Kerzen für die richtige Stimmung, je nach Lust und Laune unterstützt durch die Lieblingsmusik, Meeresrauschen oder ein Hörbuch. Meine Tochter und ich verwandeln an solchen Tagen unser Bade- zimmer in eine Kosmetik-Lounge.
In der kalten Jahreszeit macht die trockene Heizungsluft der Haut ganz schön zu schaffen. Allein der Duft eines luxuriösen Bodyscrubs wirkt betörend, und nach dem Peeling fühlt sich die Haut rosig und zart an. Steigerungsfähig ist dieses Gefühl nur noch durch ein Vollbad von 20 Minuten. Die Badetemperatur sollte idealerweise zwischen 36 und 38 Grad liegen, sonst wird es für den Kreislauf zu belastend. Das Sahnehäubchen dieser Baderituale sind milchige, ölige und feuchtigkeitsspendende Zusätze in Form von Badelotionen, Ölen oder Salzkristallen.
Beim Kauf dieser Produkte lohnt sich ein Blick auf die Inhaltsstoffe. Menschen mit empfindlicher Haut sollten auf Präparate mit hautunverträglichen Tensiden, Emulgatoren und bekannten Allergenen verzichten. Gegen den Grauschleier auf dem Gesicht wirkt das sanfte Waschen mit Mandelkleie Wunder. Je nach Hauttyp sollte Frau danach eine Maske aufgelegen. Meine Tochter schwört hier auf Gurkenscheiben.
Gutes für sich und andere
Gute Vorsätze zum Jahreswechsel machen sich viele Menschen. Allerdings scheitern etliche dabei, diese dann auch in die Tat umzusetzen. Es gilt dabei oft, seinen inneren Schweinehund zu überwinden. »Ich fange im Januar mit einem Tai-Chi-Kurs an«, berichtete mir meine Nachbarin schon Ende Dezember. Meine beste Freundin möchte in diesem Jahr ihre Wohnung renovieren. Und ich habe mir fest vorgenommen, in 2012 noch ein wenig mehr Sport zu treiben und einige Lebensbereiche zu entrümpeln. Diesen Drang habe ich jedes Jahr. Also nahm ich mir gleich in den ersten Tagen des neuen Jahres einen Wandschrank vor. Er hatte es nötig. Neben kleinen und großen Kartons – die kann man ja immer gebrauchen – fand ich auch endlich meine lang gesuchte Mütze in der hintersten Ecke wieder. Außerdem entdeckte ich alte Bilderrahmen inklusive Inhalt. »Lange nicht gesehen und immer noch schön«, dachte ich. In der Küche stellte ich beim Umplatzieren der Bilder dann fest, dass die Wände einen Neuanstrich vertragen können. Das erledige ich im Frühling.
Das Wohlbefinden in den eigenen vier Wänden finde ich sehr wichtig. Ähnlich gut möchte ich mich auch an meinem Arbeitsplatz fühlen. Bei der Umgestaltung können die Aspekte des Feng Shui helfen. Feng Shui soll die Lebensenergie und Zufriedenheit fördern. Obwohl die Lehren und das Konzept schon über 3000 Jahre alt sind, fanden die Prinzipen des Feng Shui erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der westlichen Welt Interesse. Heute berücksichtigen Architekten, Innendesigner und Psychologen die Erkenntnisse. Wer seine Räume nach den Prinzipien des Feng Shui einrichten möchte, kann auch einen geschulten Berater unterstützend mit einbeziehen. Auch wer kein Anhänger dieser östlichen Lehre ist, wird zustimmen, dass die Gestaltung unserer Lebens- und Arbeitsräume großen Einfluss auf unser geistiges und körperliches Be- und Empfinden hat.
Bei der Sorge um das eigene Wohlbefinden verlieren viele ihre Mitmenschen nicht aus dem Auge. So kann jeder Verbraucher durch kritisches Hinterfragen und Konsumieren einen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität anderer Menschen beitragen, zum Beispiel indem er soweit möglich Produkte aus fairem Handel kauft. Regt zum Nachdenken und Handeln an, finde ich.
Meine Tochter hat für ihre politisch engagierte Freundin im Internet ein tolles Geburtstagsgeschenk entdeckt. Dort präsentiert die Entwicklungshilfeorganisation Oxfam auf ihrer Homepage (www.oxfamunverpackt.de) Geschenke der besonderen Art: Eine schlappohrige Ziege, ein neugieriger Esel und ein großäugiges Kalb recken auf der Startseite keck ihre Köpfe ins Bild. Meine Tochter hat für ihre Freundin ein Ziegenpaar ausgesucht. Die Beschenkten in Deutschland erhalten eine Grußkarte, das Geld fließt in Projekte, die Menschen helfen, sich aus der Armut zu befreien. Doch Oxfam ist nicht die einzige Organisation, auch andere internationale Hilfsorganisationen sowie in Deutschland »Apotheker helfen« und »Apotheker ohne Grenzen« sind auf Spender aus Deutschland angewiesen, damit sie mit ganz unterschiedlichen Projekten bedürftigen Menschen helfen können. Ein guter Gedanke für das neue Jahr. /
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