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Schnupfensprays

Suchtgefahr durch Sympathomimetika

Datum 25.01.2013  15:02 Uhr

Von Almut Molzberger / Abschwellende Schnupfensprays sind bei einer verstopften Nase häufig die erste Wahl – lindern sie die Symptome doch schnell und zuverlässig. Allerdings bergen die rezeptfrei erhältlichen Nasensprays je nach Anwendungsdauer auch Gefahren. Schätzungen zufolge sind in Deutschland weit mehr als 100 000 Menschen von abschwellenden Nasensprays abhängig.

Die Wirkstoffe der abschwellenden Nasensprays stimulieren α-Adreno­rezeptoren und sorgen so dafür, dass sich die Gefäße in der Nasenschleimhaut verengen. Dadurch wird die Schleimhaut weniger stark durchblutet und schwillt ab. Die ersten der sogenannten topischen Vasokonstriktoren waren Abkömmlinge des Ephedrins. Deren Wirkung setzt zwar schnell ein, hält allerdings nur kurz an. Hinzu kommt, dass ihr langfristiger Gebrauch zu einem Rebound-Effekt führt, das heißt, die Nasenschleimhaut schwillt nach Absetzen dieser Substanzen erneut an. Dieses Phänomen wurde bereits 1946 beschrieben und fortan als »Rhinitis medicamentosa« bezeichnet.

In den 1970er Jahren wurden die Wirkstoffe Oxymetazolin und Xylometazolin synthetisiert, die aufgrund ihrer länger anhaltenden Wirkung das Risiko einer Rhinitis medicamentosa verringern, möglicherweise sogar ganz beseitigen sollten. Aber auch bei diesen Sympathomimetika tritt nach längerfristigem Gebrauch ein Gewöhnungseffekt auf, der die Nasenschleimhaut wieder anschwellen lässt. Dieser Rebound-Effekt macht es den Betroffenen schwer, auf das abschwellende Nasenspray zu verzichten – die Abhängigkeit ist da.

Nicht langfristig anwenden

Um das Risiko einer Abhängigkeit zu verringern, empfehlen die Hersteller abschwellender Nasensprays in der Gebrauchsanweisung, das Spray nicht häufiger als dreimal täglich über einen Zeitraum von maximal einer Woche anzuwenden. Auf diese Anwendungs dauer sollten PTA oder Apotheker die Patienten unbedingt hinweisen. Nach 30 Tagen entwickelten in einer Studie bei dreimal täglicher Gabe eines Oxymetazolin-haltigen Nasensprays alle Teilnehmer eine Rhinitis medicamen­tosa. Dieses Ergebnis zeigt, wie wichtig es ist, die Empfehlungen zu beachten und abschwellende Nasensprays nicht länger als sieben Tage anzuwenden. Sind die Beschwerden, das heißt der Schnupfen und die verstopfte Nase, nach dieser Frist noch immer nicht abgeklungen, sollte der Patient einen Arzt aufsuchen.

Der genaue Mechanismus, der zum Rebound-Phänomen bei abschwellenden Nasensprays führt, ist noch nicht hinreichend geklärt. Zwei Möglichkeiten werden diskutiert: Der Langzeit-Gebrauch der Nasensprays könnte bewirken, dass der gefäßverengende Effekt mit der Zeit abnimmt und immer kürzer anhält, sodass sich die Gefäße schneller wieder weit stellen und die Nasenschleimhaut anschwillt. Die dauernde Vasokonstriktion durch α-Sympathomimetika könnte aber auch den Blutfluss in der Nasenschleimhaut so verringern, dass ein Sauerstoffmangel eintritt und in der Folge das Gewebe anschwillt.

Gefährdet: Allergiker

Da ein Schnupfen meist nur ein paar Tage dauert, wenden Erkältete Nasensprays in der Regel auch nicht länger als eine Woche an. Im Unterschied dazu benutzen Allergiker abschwellende Nasen­sprays häufig über die empfohlenen 7 Tage hinaus – eine Abhängigkeit ist somit programmiert. Dann müssen Betroffene abschwellende Nasensprays immer häufiger sprühen, um die gleiche Wirkung zu erzielen.

Auf das abschwellende Nasenspray zu verzichten, fällt den Abhängigen schwer – denn sobald die Wirkung des Nasensprays nachlässt, schwillt die Nasenschleimhaut wieder an und die Nase verstopft. Insbesondere am Abend vor dem Zubettgehen greifen Betroffene wieder zum Nasenspray, um erholsam schlafen zu können. Dieser übermäßige Gebrauch schädigt jedoch langfristig die Nasenschleimhaut.

Langsam entwöhnen

Wer es nicht schafft, das Spray abrupt abzusetzen, sollte nach der Ein-Loch-Methode verfahren: Das abschwellende Nasenspray wird immer nur in ein Nasenloch gesprüht. Dadurch schwillt die Schleimhaut in der anderen Nasenhälfte zwar trotzdem an, der Betroffene kann jedoch durch die behandelte Seite ausreichend atmen. Während dieser Entwöhnungsphase empfiehlt es sich, in das »unbehandelte« Nasenloch Salzlösung zur Pflege der Schleimhaut einzusprühen. Nach einigen Tagen geht die Schwellung des unbehandelten Nasenlochs so weit zurück, dass das abschwellende Nasenspray entbehrlich wird.

Eine andere Möglichkeit ist die Verdünnungs-Methode: Das abschwellende Nasenspray wird nach und nach in immer niedrigerer Dosierung angewendet – also ausschleichend. Die Abhängigen können von Nasensprays für Erwachsene auf die niedriger dosierten für Kinder und schließlich auf die für Säuglinge umsteigen.

Auch wenn die Symptome einer Rhinitis medicamentosa relativ schnell nach Absetzen des abschwellenden Nasensprays verschwinden, bleibt über Wochen bis hin zu einem halben Jahr eine erhöhte Empfindlichkeit der Nasenschleimhäute gegenüber Histamin bestehen. PTA und Apotheker sollten den Patienten dies erklären und ihnen zu Geduld raten, wenn nach einer Rhinitis medicamentosa die Nase bei einem Schnupfen trotz Nasenspray schneller verstopft. /

E-Mail-Adresse der Verfasserin

a.molzberger(at)fai-healthcare.de

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