Viren machen keine Pause |
22.03.2010 22:03 Uhr |
Viren machen keine Pause
von Daniela Biermann
Die Nase juckt, der Hals kratzt: Eine Erkältung ist im Anmarsch. Durchschnittlich trifft es jeden Menschen zwei- bis viermal im Jahr. Den banalen Infekt hat die Wissenschaft noch nicht komplett verstanden und kennt noch keine kausale Therapie. Arzneimittel richten sich daher nur gegen die Symptome.
Erkältungsgefahr besteht das ganze Jahr. Gehäuft treten Erkältungen jedoch bei wechselhaftem Wetter und im Winter auf. Warum das so ist, wissen Forscher immer noch nicht genau. Einer Theorie zufolge liegt es am Temperaturwechsel. Starke Temperaturunterschiede setzen den Körper unter Stress, was ihn infektanfälliger macht. In der Übergangszeit wie im Frühling ziehen sich viele Menschen nicht der Witterung entsprechend an. Bei den ersten Sonnenstrahlen verbannen sie ihre Winterjacke zu früh in den Schrank und sind daher nicht gut genug gegen den immer noch kalten Wind gewappnet.
Auch die Luftfeuchtigkeit spielt eine Rolle. In trockener Winter- und Heizungsluft überleben beispielsweise Influenzaviren besonders gut. Zudem gibt es die Theorie, dass bei niedriger Luftfeuchtigkeit die Schleimhäute von Nase, Rachen und Augen austrocknen und anfälliger für Infektionen sind. Im Sommer entfeuchten Klimaanlagen die Luft, was eine Erklärung für Sommererkältungen sein könnte. Vorbeugend sollten Räume daher zu jeder Jahreszeit täglich gelüftet werden.
Ansteckung verhindern
Eine andere plausible Erklärung für die Häufung von Atemwegsinfekten während der Schlechtwetterperioden ist folgende: Wer sich länger in Räumen mit anderen Menschen aufhält, erhöht die Gefahr, sich über die Luft, aber vor allem über die Hände mit Viren zu infizieren. Unbewusst fasst jeder regelmäßig an Nase und Augen und platziert die Viren genau dort, wo sie sich festsetzen. Der wirksamste Schutz vor Erkältungen ist daher, sich regelmäßig die Hände zu waschen sowie große Menschenansammlungen zu meiden.
Mindestens 250 verschiedene Viren können eine Erkältung verursachen. Husten, Schnupfen, Heiserkeit, Kopf- und Gliederschmerzen: Alles geht auf ihr Konto. Bakterien dagegen lösen keine Erkältung aus, können jedoch als Trittbrettfahrer eine Superinfektion verursachen. Nur dann sollte der Arzt Antibiotika verschreiben.
Und was hilft gegen die Viren? Momentan stehen nur wenig antivirale Mittel zur Auswahl und diese wirken oft nur spezifisch gegen bestimmte Virenarten, zum Beispiel die Neuraminidase-Hemmer gegen Influenzaviren. Etwa 30 bis 40 Prozent der Erkältungen gehen jedoch auf das Konto der Rhinoviren. Selbst innerhalb dieser Gruppe gibt es viele verschiedene Subtypen, die sich zudem ständig genetisch verändern und resistent werden. Das macht die Medikamentenentwicklung so schwierig. Andererseits verläuft eine Erkältung ohne Superinfektion in der Regel sehr mild. Auch aufgrund ihres breiten Nebenwirkungsspektrums ist der Einsatz von Virustatika bei Erkältungen nicht gerechtfertigt, anders als bei einer schwer verlaufenden Grippe.
Beim ersten Kribbeln handeln
Wenn sich die ersten Erkältungssymptome bemerkbar machen, haben sich die Viren in der Regel bereits zwei bis vier Tage im Körper vermehrt. Für eine ursächliche Therapie ist es dann zu spät. Besser ist es also, einer Erkältung vorzubeugen. Die meisten Menschen denken zunächst an Vitamin C. Zusätzliches Vitamin C schütze jedoch nicht vor Infekten, so das Ergebnis einer Metaanalyse aus dem Jahr 2005. Auch die Dauer der Erkältung würden zusätzliche Dosen nur marginal beeinflussen. Anders sieht es für das Vitamin D aus. Im Winter trifft weniger Sonne auf unsere Haut, sodass unser Körper nicht genug von dem Vitamin herstellen kann. Nach wenigen Monaten sind die Vorräte aus dem Sommer aufgebraucht. Menschen mit einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel im Blut hätten allerdings ein um 40 Prozent erhöhtes Risiko, an einer Erkältung zu erkranken, ergab eine Studie mit mehr als 19 000 Teilnehmern im vergangenen Jahr. Ob die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten einen wirksamen Schutz liefert, muss jedoch noch untersucht werden.
Auch Zink hat einen positiven Einfluss auf unser Immunsystem. In Laborversuchen hemmte es die Vermehrung von Viren. Ob Zink in der Lage ist, Rhinoviren davon abzuhalten, an den Zellen der Nase anzudocken, wird zurzeit diskutiert. Eindeutige Beweise für die Prävention und Verkürzung von Erkältungen lägen noch nicht vor, wie die Cochrane Collaboration schreibt. Diese Gesellschaft bewertet Studien hinsichtlich ihrer wissenschaftlichen Qualität und führt Metaanalysen durch. Bei Echinacea-Präparaten fällt ihr Urteil etwas positiver aus als bei Zink. So gebe es Hinweise, dass ein Extrakt aus Echinacea purpurea (Purpursonnenhut) bei Erkältungen wirksam sei. Ähnlich positiv mit Vorbehalt lautet das Urteil für Extrakte aus Pelargonium sidoides, der Geranien-Art in Umckaloabo® zur Behandlung von Erkältungen, Sinusitis und akuter Bronchitis.
Einzelmittel oder Kombination
Neben diesen pflanzlichen Allround-Mitteln gibt es zahlreiche Mono- und Kombinationspräparate gegen die Erkältungssymptome. Die Betroffenen sollten das Arzneimittel gezielt nach den vorhandenen Symptomen auswählen. Ist nur die Nase verstopft, reicht ein Nasenspray oder Nasentropfen. Kommen Husten, Kopf- und Gliederschmerzen hinzu, sind Kombinationspräparate sinnvoll. Vor einer Empfehlung sollten sich PTA oder Apotheker bei dem Erkälteten danach erkundigen, ob er regelmäßig Medikamente einnimmt und dadurch Wechselwirkungen auftreten könnten. Außerdem müssen sie bei der Auswahl Kontraindikationen und das Alter beachten.
Einen Tipp können sie jedem Erkälteten mit auf den Weg geben: etwas Heißes trinken. Studien des Schnupfenforschers Professor Dr. Robert Eccles, Direktor des »Common Cold Centre« der Universität Cardiff, zufolge beeinflussen heiße Getränke den Verlauf einer Erkältung positiv. Anscheinend kommt es dabei nicht darauf an, ob man heiße Zitrone, Tee, Brühe oder warmen Orangensaft auswählt. Kalt bleiben dieselben Getränke dagegen wirkungslos. Enthält das Getränk allerdings Arzneimittel gegen die Symptome einer Erkältung wie in Cetebe® antiGrippal Erkältungs-Trunk forte wirkt es selbstverständlich auch kalt, heiß getrunken jedoch besser.
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