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Der Haronga-Baum

Bewährte Hilfe für Magen und Darm

Datum 08.02.2016  10:38 Uhr

Von Ernst-Albert Meyer / Noch heute interessieren sich Wissenschaftler für die Heilmittel und -methoden von Naturvölkern und lernen bei ihren Aufenthalten neue Arzneipflanzen kennen. So wurde der afrikanische Haronga-Baum vor mehr als 100 Jahren von einem Apotheker entdeckt und zur Therapie der funktionellen Dyspepsie eingeführt.

Europäische Seeleute kannten das Phänomen schon von ihren Aufenthalten auf Madagaskar, aber erst der deutsche Apotheker und Anhänger der Homöopathie Dr. Willmar Schwabe (1839–1917) ging bei einem Besuch der Insel der ­Sache auf den Grund: Er beobachtete, wie die Eingeborenen fettes Schafsfleisch problemlos verdauen konnten, wenn sie bestimmte Rindenstücke kauten. So lernte Schwabe den Haronga-Baum kennen, dessen rötliche Rinde die Verdauung fördert.

Der Baum ­(Harungana madagascariensis), auch Drachenblutbaum genannt, wird bis zu 12 m hoch und ist vor allem auf Madagaskar und in Ost- und Südafrika beheimatet. Als Droge werden die Rinde und die Blätter verwendet. Diese enthalten 1,8-Dihydroxyanthracenderivate, die Rinde circa 0,1 Prozent, darunter Harunganin und Madagascin, die Blätter dimere Derivate wie Hypericin und Pseudohypericin, die auch im Johanniskraut vorkommen. Weitere Inhaltsstoffe sind Gerbstoffe, Flavonoide und Phytosterole sowie Spuren an ätherischem Öl. Als »Haronga« wird ein Extrakt aus der Rinde und den Blättern bezeichnet.

Nach erfolgreichen Tierexperimenten analysierten Forscher den Magen- und Dünndarmsaft von Menschen, die Haronga erhalten hatten. Bei ihrer Untersuchung fanden die Wissenschaftler deutlich erhöhte Mengen an Magensaft und Magensäure. Außerdem ­wurde die Cholerese angeregt und der Pankreas stimuliert. Das zeigte sich in einem Anstieg des Bilirubins sowie der Pankreasamylase.

Insgesamt gelten derzeit folgende pharmakologische ­Eigenschaften der Droge als belegt: ­Stimulierung der exokrinen Pankreasfunktion, Anregung der Magensaft-­Sekretion, ein choleretischer und cholekinetischer Effekt, karminative Eigenschaften sowie eine antimikro­bielle Wirkung. Der Drachenblutbaum regt somit die gesamte Verdauung ­intensiv an.

Funktionelle Dyspepsie

Laut Umfragen kennt etwa jeder dritte Deutsche dyspeptische Beschwerden, das heißt Verdauungsstörungen, ohne dass eine organische Erkrankung als ­Ursache vorliegt. Medizinisch korrekt sind dafür die Begriffe »funktionelle Dyspepsie« beziehungsweise »Reiz­magen«. Wissenschaftler gehen davon aus, dass Dauerstress der Auslöser ist. Über zu viel Stress klagt heute fast ­jeder. Denn die meisten Menschen in den westlichen Industriestaaten leben in einer hektischen Welt und sind ständig dem Einfluss ganz unterschied­licher Stressfaktoren ausgesetzt: Hohe Arbeitsbelastung, permanente optische und akustische Reizüberflutung, zunehmende Existenzängste, seelische Probleme, Natur­katastrophen und Mobbing. Aber auch ­Arbeitslosigkeit, Armut und Geldmangel sind hier zu nennen. Wirken solche Stressoren ständig auf den Organismus ein und fehlen die notwendigen Erholungs­phasen, wird Stress zu einem Dauer­zustand.

Stress als Auslöser

Wie kommt es bei Stress zu den funk­tionell dyspeptischen Beschwerden? Das ­vegetative Nervensystem steuert die Funktion der inneren Organe, beeinflusst aber ebenfalls das enterische Nervensystem, das auch Bauchhirn genannt wird, wobei Sympathikus und Parasympathikus als Antagonisten ­wirken. Der Parasympathikus steuert die Verdauungsbewegungen (Motilität) von Magen und Darm und die Sekretion der Verdauungssäfte, von Magensalzsäure, Gallen- und Pankreassaft. Er sorgt also dafür, dass die Verdauung reibungslos funktioniert.

Dauerstress stimuliert allerdings den Sympathikus stark und anhaltend. Das wiederum wirkt sich hemmend auf die Verdauungsfunktionen aus und kann zu belastenden Beschwerden führen. Die Folge sind krampfartige Schmerzen im Oberbauch, Druck- und Völlegefühl, Stuhl­unregelmäßigkeiten wie Diarrhö oder Obstipation und Blähungen. Zudem klagen Patienten mit funktioneller Dyspepsie über Sodbrennen, Übelkeit und Brechreiz. Hinzu kommen zusätzlich vegetative Symptome, zum Beispiel beeinträchtigtes Allgemein­befinden, Schlafstörungen, erschwerte, manchmal schmerzhafte Blasenent­leerung (Dysurie), Schwindel, Schweißausbrüche, Blutdrucklabilität sowie Konzentrations- und Leistungsschwäche. Oft treten die Krankheitsbilder »Reizmagen« und »Reizdarm« gemeinsam auf. Besonders Senioren klagen über dyspeptische Beschwerden, da bei ihnen altersbedingt die Produktion der Verdauungssäfte abnimmt.

Die Kommission E beim ehemaligen Bundesgesundheitsamt bestätigte die genannten pharmakologischen Eigenschaften der Droge und nennt in ihrer Positiv-Monographie »Harunganae madagascariensis cortex et folium« als Anwendungsgebiete: leichte exokrine Pankreasinsuffizienz und Dyspepsie. Bei der empfohlenen Tagesdosis von 7,5 bis 15 mg eines wässrig-alkoholischen ­Trockenextrakts sind keine Neben- und Wechselwirkungen bekannt.

Als Gegenanzeigen gelten: akute Pankreatitis, schwere Leberfunktionsstörungen, Gallensteinleiden, Verschluss der Gallenwege, Gallenblasenemphysem (Blähungen in der Gallenblase) und Darmverschluss (Ileus). Obwohl bis jetzt sehr selten beobachtet, können Hypericin und Pseudohypericin bei hellhäutigen Personen zu einer Photosensibilisierung führen.

In anderen Ländern ist eine Vielzahl von Phytopharmaka mit der Droge ­Haronga erhältlich, doch in Deutschland sind – obwohl verkehrsfähig – ­zurzeit keine Präparate mit dieser Heilpflanze im Handel.

Wertvoll für Homöopathen

In der Homöopathie gelten Haronga-Präparate als Mittel der Wahl bei dyspeptischen Beschwerden – auch bei Reizmagen – und bei leichter exogener Pankreasinsuffizienz. Für die Beratung in der Apotheke stehen zum Beispiel das homöopathische Einzelmittel ­Haronga in verschiedenen Potenzen als Dilution, Tabletten und Globuli oder homöopathische Komplexmittel wie metaharonga® zur Verfügung. Das Komplexmittel mit Haronga-Urtinktur enthält außerdem Eichhornia (Wasserhyazinthe), Okoubaka, Syzygium jambolanum (Jambulbaum), Nux vo­mica (Brechnuss), Taraxacum (Löwenzahn) und Asa foetida (Stinkasant). Aufgrund seiner Zusammensetzung hat sich dieses Homöopathikum bei verschiedenen Verdauungsbeschwerden bewährt. So beispielsweise bei Appetitlosigkeit (Anorexie) und wenn süße, schwer verdauliche und fettreiche Nahrungsmittel dyspeptische Beschwerden verursachen. Außerdem kann es die Enzymproduktion der Bauchspeicheldrüse anregen, wenn die Patienten über starke Blähungen, Druck- und Völlegefühl im Oberbauch klagen. /

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