Mehr bakterielle Darminfektionen unter Säurehemmern |
30.01.2017 13:10 Uhr |
Medikamente, die die Überproduktion von Magensäure hemmen, gelten als nebenwirkungsarm. Eine aktuelle Studie zeigt jedoch, dass die Einnahme dieser Arzneimittel das Risiko für bakterielle Darminfektionen erhöht.
Eine mögliche Erklärung liegt nahe: Magensäure ist eine natürliche Barriere für Krankheitserreger. Nimmt unter der Therapie das saure Milieu im Magen ab, können Mikroben in den Darm eintreten, die unter normalen Bedingungen die Magenpassage nicht überlebt hätten.
Die Forscher der Universität Dundee in Schottland verglichen Patienten, die Protonenpumpeninhibitoren oder H2-Blocker eingenommen hatten, mit Patienten ohne eine derartige Behandlung. In der mit Säurehemmern behandelten Gruppe fanden die Forscher zwei erhöhte Risiken: für Darminfektionen mit dem Bakterium Clostridium difficile betrug der Faktor 1,7 und für Campylobacter-Infektionen lag er sogar bei 3,7. Bei Krankenhaus-Patienten stieg das Risiko um das 1,4- beziehungsweise 4,5-Fache. Sollten weitere Studien diese Ergebnisse als praxisrelevant bestätigen, wird der Einsatz von Protonenpumpeninhibitoren und H2-Blockern wohl in Zukunft kritischer bewertet werden. Der Nutzen der Medikamente für Patienten mit Magengeschwüren oder Refluxkrankheit steht außer Frage, doch die Nutzen-Risiko-Bewertung könnte im Einzelfall anders ausfallen. (ais)