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Selbstmedikation

Wie gelähmt bei Prüfungsstress

Datum 27.04.2010  10:39 Uhr

Selbstmedikation

Wie gelähmt bei Prüfungsstress

von Andrea Hämmerlein

Nur wenige Menschen gehen cool in eine Prüfung. Die meisten befällt Nervosität in der Zeit davor oder währenddessen. Bis zu einem gewissen Grad ist sie angemessen. Was aber, wenn sich eine so starke Angst entwickelt, dass das Denken kaum noch gelingt?

Alle Menschen sind Zeit ihres Lebens vielfältigen Prüfungen ausgesetzt. Die »heiße« Prüfungszeit liegt meist zwischen dem 16. und 30. Lebensjahr. In diese Lebensphase fallen der Schulabschluss, die Führerscheinprüfung, das Examen am Ende der Ausbildung oder des Studiums sowie Bewerbungsgespräche. Nicht wenige Menschen empfinden Prüfungen als Hölle und die Zeit der Vorbereitung als einzige Qual. In diesen Fällen hat die Angst überhand genommen und verhindert beziehungsweise erschwert die gute Vorbereitung und Bewältigung der Prüfung.

Angst ist eine natürliche Reaktion des Menschen auf bedrohliche Situationen. Prüfungen gehören zweifelsohne dazu. Wenn der Tag der Prüfung näher rückt, steigen Anspannung und Nervosität. Das ist völlig normal und auch gut so, denn das innere Alarmsystem sorgt dafür, dass Menschen Prüfungssituationen ernst nehmen und sich angemessen darauf vorbereiten. Es wäre eher Besorgnis erregend, wenn jemand ohne jede Anspannung in die Prüfung ginge. Problematisch kann jedoch ein zu hohes Ausmaß an Anspannung oder Unruhe werden. Wer unter Prüfungsangst leidet, muss nicht generell ein ängstlicher Mensch sein. Vielmehr löst einzig diese konkrete Stresssituation die Angst aus. Prüfungsangst ist die Angst vor der Bewertung der persönlichen Leistungsfähigkeit. 

Ängste gehen immer mit Angst erregenden Vorstellungen einher (Zeichnung), über deren Ausmaß entscheiden die Gedanken. Ist der Geängstigte in der Lage, die Situation aktiv zu bewältigen, ist die Angst angemessen. Unangemessene Angst führt dagegen zu Vermeidungsverhalten: Der Ängstliche drückt sich vor der Situation, schiebt das Lernen auf oder verhält sich völlig »kopflos« und lernt beispielsweise unkoordiniert, ohne zwischen wichtigen und unwichtigen Inhalten zu unterscheiden. Angst kann den Betroffenen daran hindern, sein Wissen bei einer Prüfung unter Beweis zu stellen.

Innerer Alarm läutet

Unter Stress produziert die Nebennierenrinde vermehrt Adrenalin und Noradrenalin. Diese Hormone steigern die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit. Wird der Grad der Erregung aber zu hoch, blockiert eine zu hohe Menge an ausgeschütteten Hormonen die Synapsen im Gehirn. Wer sich also vor Prüfungen regelrecht verrückt macht, schränkt seine geistige Leistungsfähigkeit und auch seine Lebensqualität ein. Konzentrationsstörungen und Denkblockaden sind die Folge. Unter diesen Umständen sind die gute Vorbereitung und das Durchstehen der Prüfung kaum noch möglich.

Menschen mit extremer Prüfungsangst fühlen sich unsicher und sind leicht reizbar. Oft leiden sie unter starken Stimmungsschwankungen und Unlust, was sich bis zur Depression steigern kann. Ängste begleiten immer auch körperliche Beschwerden: Dazu zählen Schweißausbrüche, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Durchfall, Verstopfung, Erbrechen, Schwindel, Herzrhythmusstörungen, Müdigkeit, Heißhungerattacken genauso wie Appetitlosigkeit.

Kindheit spielt eine Rolle

Auch wiederholt gute Erfahrungen und gelungene Prüfungen befreien nicht automatisch von Prüfungsangst. Die allermeisten Betroffenen sind in ihrem Leben noch nie durch eine Prüfung gefallen. Warum fürchten sich manche Menschen trotzdem so sehr vor Prüfungen? Die Antwort der Experten lautet: aus Angst, bei einer Prüfung zu versagen. Dies kann viele Gründe haben. Eine bedeutende Rolle spielt die innere Einstellung eines Menschen in Bezug auf die Prüfung, die eigenen Fähigkeiten, den Prüfer und den Prüfungsstoff. Hinzu kommt die individuelle Angstdisposition eines jeden Prüflings. Diese basiert zum einen auf genetischen Faktoren, kann aber auch eng mit Erfahrungen in der Kindheit zusammenhängen. 

Untersuchungen haben gezeigt, dass der Erziehungsstil der Eltern das Ausmaß der Leistungsangst beeinflusst. Körperliche Strafen, Drohungen und Verbote erhöhen die Angst. Zum Beispiel machen manche Eltern ihre Zuwendung und Liebe von der Leistungserbringung abhängig. Dann lernen und verinnerlichen die Kinder, dass sie nur etwas wert sind, wenn sie etwas leisten.

Eltern haben Vorbildfunktion

Eine weitere Rolle spielt, dass Kinder unbewusst das Verhaltensmuster der Eltern oder Bezugspersonen übernehmen: Sind diese sehr ängstlich oder stark leistungsorientiert, werden es die Kinder ebenfalls. Ferner verstärken auch ungerechte Prüfer die Angst. Ebenso ist von Bedeutung, wie die Mitmenschen auf Misserfolg reagieren. In einer leistungsorientierten Gesellschaft lernt der Einzelne, sein Selbstwertgefühl von den eigenen Erfolgen abhängig zu machen. Außerdem flößt der Beginn eines neuen Lebensabschnittes vielen Menschen Angst ein. 

Prüfungsangst kann auch Defizite bei der Vorbereitung auslösen. Oft haben die Kandidaten weit vor dem Prüfungstermin schon Probleme, sich den Lernstoff richtig einzuteilen und zu strukturieren.

Die Tatsache, dass die Bewertung der eigenen Gedanken die Angst verstärkt, ist ein wichtiger Ansatzpunkt für deren Bewältigung. Daher gilt es, die angstbesetzten Vorstellungen zu ersetzen. Zum Beispiel muss der Kandidat wieder positivere Ansichten gewinnen. Er darf die Prüfung nicht als eine existenzielle Bedrohung ­auffassen. Realistisch und adäquat ­eingeschätzt ist sie eine Zeit, die vergeht und ­einen nicht »das Leben kostet«. Kurse zur Stress- und Angstbewältigung helfen dem Betroffenen, seine Einstellung zu überdenken.

Ferner kann ein gutes Zeitmanagement die Angst vermindern. Dazu muss der Betroffene zunächst abschätzen, wie viel Zeit das Lernen in Anspruch nehmen wird. Nicht jeder lernt gleich schnell. Am besten enthält der Zeitplan auch Ruhepausen, denn das erhöht seine erfolgreiche Umsetzung. 

Entspannungsmethoden sind eine weitere Möglichkeit, vor Prüfungen ruhiger zu werden und sich besser konzentrieren zu können, denn Angst und Entspannung schließen sich gegenseitig aus. Die unterschiedlichen Entspannungstechniken haben das Ziel, sich von den negativen Gedanken zu befreien. Bereits die richtige ­Atmung wirkt entspannend und stärkt die Stressresistenz, siehe »Langsame Bauch­atmung« im Kasten.

Langsame Bauchatmung

Die flache Hand circa 2 cm unterhalb des Bauchnabels auf den Bauch ­legen. Dann tief ein- und langsam ausatmen. Dabei vorstellen, wie der Atem zur Hand strömt und diese sich hebt beziehungsweise wie er den Weg über die Brust zurück zur Nase nimmt, nach außen strömt und die Hand dadurch wieder sinkt.

Angst besser bewältigen

Eine andere Methode ist die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Bei diesem Verfahren werden nacheinander verschiedene Muskelgruppen angespannt und allmählich wieder gelöst. Die Technik muss geübt werden, regelmäßig über eine gewisse Zeit. Fortgeschrittene können mehrere Muskelgruppen gleichzeitig anspannen und die Übung mit entspannenden Gedanken koppeln. 

Rauben trotz Zeitmanagement, Lernplan und Entspannungsübungen immer noch Angst und Unruhe den Schlaf vor einer Prüfung, hilft die kurzfristige Selbstmedikation mit Phytopharmaka. Empfehlenswert sind Fertigpräparate mit Extrakten aus Baldrianwurzel, Hopfenzapfen, Melissenblättern oder Passionsblumenkraut. Hierbei ist zu beachten, dass die Pflanzenextrakte ausreichend hoch dosiert werden. Zudem tritt die volle Wirkung in der Regel erst nach gut zwei Wochen ein.

Nicht zu stark sedieren

Die Behandlung mit Psychopharmaka gehört in die Hand des Arztes. Benzodiazepine können geradezu kontraproduktiv sein, denn sie beeinträchtigen möglicherweise tagsüber die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit und verursachen beim Absetzen nicht selten verstärkt Schlafstörungen beziehungsweise Angstsymptome. Wenn die Prüfungsangst zu massiven Panikattacken führt und Schlafstörungen zur Regel werden, sollten PTA oder Apotheker die Betroffenen an einen Arzt verweisen.

E-Mail-Adresse der Verfasserin:
A.Haemmerlein(at)abda.aponet.de 

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