Berufspolitik im Fokus |
23.03.2012 17:12 Uhr |
Von Michael van den Heuvel, Frankfurt / Die Apothekengewerkschaft Adexa war vor Ort: Am Messestand während der Interpharm in Frankfurt vom 9. bis zum 11. März konnten sich Interessierte bei Adexa über die tarifliche Altersvorsorge informieren oder Kontakte zu ihrer Fachgruppe knüpfen.
Drei Tage vollgepackt mit spannenden Vorträgen: Pharmazeutisch standen Volkskrankheiten im Mittelpunkt, bei denen immer häufiger die Beratungskompetenz von PTA und Apothekern gefragt ist: Von der Entstehung diverser Krebserkrankungen über die Therapie und das Management zahlreicher Nebenwirkungen bis hin zur wirksamen Schmerzbekämpfung spannte sich der Bogen zu Beginn. Weiter ging es mit Diabetes Typ 2 – durch eine engmaschige pharmazeutische Betreuung in der Apotheke steigt auch die Therapietreue, und Langzeitfolgen treten seltener auf. Während immer mehr junge Menschen an dieser Stoffwechselerkrankung leiden, betraf der letzte Veranstaltungstag vor allem ältere Patienten: Nieren- und Leberinsuffizienz, Stürze, Harninkontinenz oder Mangelernährung, so lauten die Gefahren, mit denen Apothekenteams rechnen müssen. Beim Thema Beratung gibt es wahrscheinlich in Kürze auch gesetzliche Änderungen. Die berufspolitischen Vorträge befassten sich unter anderem mit den geplanten Änderungen zur Apothekenbetriebsordnung – für PTA ist vor allem die geplante Beratungspflicht interessant: Allen Patienten müssen Informationen mit auf den Weg gegeben werden. Von den Neuregelungen ist auch der Botendienst betroffen. Falls Kunden in der Apotheke nicht beraten wurden, ist pharmazeutisches Personal gefordert, um Präparate auszuliefern und vor Ort Auskünfte zu geben.
Änderungen, die zu einer drastischen Verschlechterung der Qualität geführt hätten, scheinen endgültig vom Tisch zu sein – die »Apotheke light« ohne eigene Rezeptur wird es nicht geben. »Auch Adexa hatte sich im Rahmen einer Expertenanhörung vehement dagegen ausgesprochen, sich aber dafür eingesetzt, dass der Verantwortungsbereich von PTA nicht eingeschränkt wird, sondern ihre Kompetenzen zum Beispiel auch in der Beratung stärker gewürdigt werden«, sagte Adexas Erste Vorsitzende Barbara Neusetzer. Inwieweit Notdienste nach Genehmigung durch die Apothekerkammern dennoch auf andere Filialen übertragen werden können, etwa bei geringer räumlicher Distanz, bleibt abzuwarten.
Bald Wirkstoffverordnung?
Ebenfalls interessant für die Beratungspraxis: Auf der Interpharm diskutierten Experten Vor- und Nachteile des sogenannten »ABDA-KBV-Modells«, eines gemeinsam von den Spitzenorganisationen der Apotheker und Ärzte, der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), entwickelten Konzepts zum Medikationsmanagement. Geplant ist, dass Patienten in der Arztpraxis Wirkstoffe verschrieben bekommen, inklusive Dosierung, Therapiedauer und gegebenenfalls Galenik. Anhand der ärztlichen Vorgaben wählen PTA oder Apotheker dann geeignete Präparate aus, unter pharmazeutischen, aber auch unter ökonomischen Gesichtspunkten. Zusammen mit Medizinern begleiten sie Patienten auch während der Therapie, Honorar inklusive. Das Konzept soll jetzt voraussichtlich im Kammerbezirk Thüringen getestet werden, bis zur möglichen Einführung auf Bundesebene kann es also noch dauern.
Wesentlich konkreter sind die Möglichkeiten, Angebote für neue Zielgruppen zu entwickeln. Dazu hatte Adexa zusammen mit PKAaktiv ein Seminar rund um Wellness-Angebote für Mutter und Kind in der Apotheke organisiert. Apothekerin Marion Sparenberg, Dozentin an der PTA-Schule Universitätsklinikum Homburg/Saar, zeigte PKA und PTA interessante Möglichkeiten für Apotheken auf, die sich in diesem Segment spezialisieren möchten.
Wissenswertes für Angestellte
Für Gespräche rund um Arbeitsrecht und Tarifvertrag stand das Adexa-Team mit Messechefin Ute Landmann parat. Ein wichtiges Thema war die Umsetzung der tariflichen Altersvorsorge – Susanne Kazemieh, Expertin der FrauenFinanzGruppe Hamburg, und Adexa-Juristin Iris Borrmann berieten Interessierte. »Seit Anfang des Jahres gilt ein neuer Tarifvertrag zur arbeitgeberfinanzierten betrieblichen Altersvorsorge«, so Neusetzer. »Das ist ein Thema, mit dem sich alle PTA beschäftigen sollten, denn die gesetzlichen Rentenansprüche werden immer weiter zurückgeschraubt.« Doch müssen es nicht immer Unsummen sein. »Bei der ApothekenRente sind kleinere Beiträge in aller Regel ebenfalls sehr rentabel – und die Über-55-Jährigen können sich nach entsprechender Beratung auch dafür entscheiden, das Geld auszahlen zu lassen«, ergänzte Adexas Zweite Vorsitzende Tanja Kratt. Übrigens gibt es bei der Apothekengewerkschaft eine Vertretung speziell für jede Berufsgruppe. Die Fachgruppenleiterin der PTA, Ingrid Heberle, und ihre Stellvertreterin Michaela Jäger stehen für spezielle Fragen auch per E-Mail unter fachgruppe-pta(at)adexa-online.de zur Verfügung.
PTA im Notdienst?
Am Interpharm-Sonntag befragte die Fachgruppe PTA Kolleginnen und Kollegen nach ihrer Tätigkeit im Rahmen von Notdiensten. Vor allem interessierten sie sich dafür, inwieweit PTA bei Notdiensten mitarbeiten und – falls ja – wie diese Stunden vergütet werden. Wer nicht die Interpharm besuchte, aber trotzdem bei der Umfrage mitmachen möchte, findet einen Online-Fragebogen unter www.adexa-online.de/notdienstumfrage.
Mitgliedschaft macht Sinn
Adexa-Mitglieder profitieren neben diesen Informationsangeboten von der Tarifbindung, wenn auch ihre Chefs im entsprechenden Arbeitgeberverband organisiert sind: Der Tarifvertrag von Adexa und dem Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken (ADA) sieht beispielsweise 33 Tage Urlaub vor, auch für Azubis und Berufseinsteiger. Nach fünf Jahren in derselben Apotheke bekommen alle Gewerkschaftsmitglieder einen zusätzlichen Urlaubstag – im Vergleich beträgt der gesetzliche Urlaubsanspruch ohne Tarifvertrag nur 24 Werktage. Neusetzer: »Natürlich kämpfen wir auch für angemessene Gehaltssteigerungen und die Anerkennung von Fortbildungsaktivitäten. Außerdem arbeiten wir an einer zeitgemäßen Ausbildungsnovellierung, die die aktuellen und künftigen Belange des PTA-Berufstandes berücksichtigt. Etliche Gründe, um Adexa-Mitglied zu sein oder zu werden.«
Wer sich spontan zur Mitgliedschaft entschloss oder den Schritt schon in der Vergangenheit getan hatte, konnte sich vom Schnellzeichner Mr. Kiss porträtieren lassen. Und wie immer wartete ein Rätsel auf die Interpharm-Besucher – zu gewinnen gab es unter anderem eine Übernachtung samt Reisekostenzuschuss für den Adexa-Erlebnis- und Gewerkschaftstag in Hamburg am 21. April. »Ein Tag, an dem Sie die Adexa-Aktivitäten und -Aktiven kennenlernen können, aber sich auch fachlich fortbilden – und natürlich Punkte für das freiwillige Fortbildungszertifikat erwerben können«, so Tanja Kratt. Wer nicht zu den Gewinnern gehört, ist trotzdem herzlich eingeladen. Die Teilnehmer können sich auf einen spannenden Mix aus fachlichen, aktuellen berufspolitischen und unterhaltsamen Programmpunkten freuen. Die Veranstaltung ist kostenfrei! Weitere Informationen unter www.adexa-online.de /
E-Mail-Adresse des Verfassers