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Schuppen

Nicht nur ein ästhetisches Problem

Datum 23.03.2012  16:53 Uhr

Von Ute Koch / Kopfschuppen in den Haaren und auf der Kleidung sind meist harmlos, den Betroffenen jedoch sehr unangenehm. Bei manchen Mitmenschen wecken sie den falschen Eindruck ­unzureichender Körperpflege. Hervorgerufen durch ein Problem der Kopfhaut, lässt sich die verstärkte Schuppung häufig im ­Rahmen der Selbstmedikation normalisieren.

Die Haut, auch die des Kopfes, erneuert sich ständig. Dadurch schilfern unentwegt kleinste Schuppen (Hautzellen) ab, die normalerweise niemand wahrnimmt. Sind sie jedoch für das bloße Auge sichtbar, können ganz unterschiedliche Ursachen dafür verantwortlich sein. Diese reichen von falscher Haarpflege bis hin zu chronischen Krankheiten. So äußert sich das Beschwerdebild manchmal in herkömmlichen trockenen Kopfschuppen, aber auch mit fest haftenden großen Schuppen, wie sie bei Menschen mit einem seborrhoischen Ekzem oder einer Schuppenflechte vorkommen.

Die äußerst feinen, trockenen und hellen Schuppen sind schon auf der Kopfhaut sichtbar, besonders jedoch auf dunkler Kleidung. Im Gegensatz zum seborrhoischem Ekzem und der Schuppenflechte fehlen Entzündungszeichen ganz oder sind nur leicht ausgeprägt. Juckreiz ist äußerst selten. In der Fachsprache heißen »normale« Kopfschuppen Pityriasis simplex. Typisch ist ihr schubartiges Auftreten mit mehr oder weniger langen symptomfreien Phasen, die bis zu Jahren anhalten können. Betroffen sind vor allem Männer zwischen dem 20. und 45. Lebensjahr. Zu den vielfältigen Ursachen gehören falsche Haarpflege, Stress, kalte und trockene Luft sowie hormonelle Einflüsse. Begünstigend wirkt auch eine Veranlagung zu trockener, sensibler Haut, zum Beispiel beim atopischem Ekzem.

Außerdem scheint der Hefepilz Pityrosporum ovale (Malassezia furfur) am lästigen Beschwerdebild beteiligt zu sein. Er ist ein natürlicher und normalerweise unschädlicher Bewohner der Kopfhaut, dessen Wachstum durch eine vermehrte Talgproduktion gefördert wird. Seine Stoffwechselprodukte reizen die Kopfhaut und stimulieren die Schuppenbildung. Gemäß strenger medizinischer Definition sind »normale« Kopfschuppen eine milde Form des seborrhoischen Ekzems, für das Pity­ro­sporum ovale ebenfalls als mitverantwortlich gilt.

Festsitzende Kopfschuppen

Das seborrhoische Ekzem (seborrhoische Dermatitis) ist in vielen Fällen erblich bedingt. Typischerweise tritt es ebenso wie die »normalen« Kopfschuppen schubartig auf. Charakteristisch sind scharf begrenzte, rötliche Entzündungsflächen, auf denen gelbliche, fettige, große Schuppen fest aufliegen. Juckreiz besteht eher selten. Gelegentlich siedeln sich Bakterien an den entzündeten Hautarealen an und die bakterielle Sekundärinfektion verstärkt das Entzündungsgeschehen. Die Schuppenbildung steht im engen Zusammenhang mit einer erhöhten Talgproduktion. Folglich tritt das seborrhoische Ekzem an Arealen auf, die dicht mit Talgdrüsen (Glandulae sebaceae) besetzt sind: an der behaarten Kopfhaut, am Haaransatz, ebenso an der Stirn (besonders an den Augenbrauen) und der Furche zwischen Nase und Lippen.

Bei manchen Betroffenen breitet sich das Exzem auch auf der Mitte des Rumpfes, das heißt, in der vorderen und hinteren Schweißrinne aus. Möglicherweise wird das Auftreten des seborrhoischen Ekzems durch Androgene stimuliert, die die Talgproduktion anregen. Diese Hypothese würde zumindest erklären, warum mehr Männer erkranken als Frauen und Frauen vor allem während der Wechseljahre. Auch bei Parkinson-Patienten und HIV-Infizierten ist das Risiko für das Ekzem erhöht. Wie bei den »normalen« Kopfschuppen scheint hier ebenfalls der Hefepilz Pityrosporum ovale eine Rolle zu spielen. Stress und andere psychische sowie starke körperliche Belastungen verstärken oft die Hauterscheinungen. Wohldosiertes Sonnenlicht hingegen bringt eine Besserung. Hieraus resultieren nicht-medikamentöse Maßnahmen wie Aufenthalte im Freien und Methoden zum Stressabbau. Das Beschwerdebild ist insgesamt betrachtet harmlos und gut behandelbar. Rückfälle sind trotzdem häufig.

Häufigste Sonderform

Am seborrhoischen Säuglingsekzem (seborrhoische Säuglingsdermatitis) erkranken Babys in den ersten drei Lebensmonaten. Zumeist heilt es nach wenigen Wochen folgenlos ab – und das fast immer ohne Behandlung. Typisch sind fettige, gelbliche, fest haftende Schuppenkrusten, vor allem am Kopf. Umgangssprachlich heißt dieses Ekzem Gneis oder Milchschorf. Die unschönen Hautveränderungen erscheinen manchmal außerdem an den Augenbrauen, hinter den Ohren und am Hals.

Die Eltern sollten unbedingt wissen, dass Milchschorf nicht immer ein harmloses, seborrhoisches Säuglings­ekzem ist, sondern auch das erste Anzeichen einer Neurodermitis sein kann. Daher sollten sie mit dem betroffenen Säugling immer einen Kinderarzt aufsuchen. Selten breitet sich das Ekzem auf dem gesamten Körper aus. Dann verschlechtert sich der Zustand des Säuglings, denn das schwere Krankheitsbild geht mit Fieber, Erbrechen und Durchfall einher.

Die Palette der in der Apotheke erhältlichen Anti-Schuppen-Shampoos ist groß. Hinzu kommt, dass derartige Produkte auch in Drogerie- und Supermärkten sowie in Parfümerien angeboten werden – und das meist ohne fachkompetente Beratung. Doch viele der von Kopfschuppen geplagten Kunden wissen nicht, dass sie nicht »irgendein« Anti-Schuppen-Shampoo anwenden sollten, sondern ihre Beschwerden je nach Ausprägung gezielt behandeln müssen. Daraus ergeben sich große Chancen für die Apotheke, sich durch eine individuelle Beratung auch im Segment »Produkte für Kopfhaut- und Haarprobleme« von anderen Anbietern abzugrenzen.

Fachkompetenz gefragt

Dafür ist es allerdings unverzichtbar, die einzelnen Wirkstoffe, die genauen Indikationen und die jeweiligen Gebrauchsinformationen der zahlreichen, in der Apotheke verfügbaren Anti-Schuppen-Shampoos zu kennen. Bei deren Rezepturen berücksichtigen die Hersteller sowohl die Beschaffenheit der Kopfschuppen als auch die der Kopfhaut. Trockene Schuppen sind normalerweise mit einer trockenen Kopfhaut assoziiert und fettige Schuppen mit einer fettigen. Und nicht zuletzt: Hochwertige Shampoos enthalten zusätzlich Pflegesubstanzen, zum Beispiel Panthenol und Conditioner, die den Glanz und die Kämmbarkeit des Haares verbessern.

Bei den apothekenexklusiven Anti-Schuppen-Shampoos (unter anderem von Vichy, La Roche Posay, Stiefel) sind manche Produkte auf trockene, andere auf fettige Kopfschuppen mit oder ohne Juckreiz abgestimmt. Für eher leichte Beschwerden eignen sich Produkte mit verschiedenen pflanzlichen Extrakten oder Ölen, unter anderem aus Huflattich, Klettenwurzel, Weide, Thymian oder Zypresse, zum Beispiel von den Firmen Rausch und Phyto. Bei leichter Schuppung kann bereits der Wechsel auf ein herkömmliches, mildes Shampoo, das für das tägliche Haare­waschen entwickelt wurde, zum Erfolg führen.

Arzneistoffe ­einsetzen

Ein weiterer wirksamer Shampoo-Inhaltsstoff ist Selendisulfid (Selen-IV-Sulfid, zum Beispiel in Dercos®). Die Substanz mindert die Neubildung von Hornzellen und somit gleichzeitig die Entstehung von Schuppen. Auch hemmt der Wirkstoff das Wachstum des Hefepilzes Pityrosporum ovale. Aus dem selben Grund enthalten andere Shampoos Antimykotika, zum Beispiel aus der Wirkstoffgruppe der Azole wie Ketoconazol (zum Beispiel in Terzolin®) oder Ciclopiroxolamin aus der Gruppe der Hydroxypyridone (zum Beispiel in Stieprox®).

Kopfschuppen mit Juckreiz lindern Präparate mit Polidocanol und Capry­loyl Glycine. Zum Lösen festsitzender Kopfschuppen sind einigen Shampoos Keratolytika wie LHA (Lipo-Hydroxy-Säure) oder Salicylsäure (zum Beispiel in Kerium®) zugesetzt. Bei ausgeprägt festhaftenden Schuppen sollten diese vor der Haarwäsche mit Präparaten abgelöst werden, die höher dosierte Salicylsäure enthalten. Über die Notwendigkeit einer solchen Behandlung sollte jedoch ein Arzt entscheiden.

Hinweise zur Anwendung

Einige Anti-Schuppen-Shampoos eignen sich zum häufigen, auch täglichen Haarewaschen, können aber auch bei Bedarf angewendet werden. Hartnäckige Beschwerden lassen sich besser mit stärker wirksamen, medizinischen Anti-Schuppen-Shampoos behandeln. Diese werden in der Regel zweimal wöchentlich auf der Kopfhaut einmassiert und nach einer vorgegebenen Einwirkzeit wieder gründlich ausgespült. So wirken sie gegen die Kopfschuppen und reinigen gleichzeitig das Haar. Von allen Produkten dürfen sich die Anwender keine Sofortwirkung versprechen. Um einen Erfolg zu erkennen, müssen sie mindestens drei bis vier Wochen Geduld aufbringen. Im Anschluss an eine Kur können PTA oder Apotheker herkömmliche, milde Shampoos zum Haarewaschen empfehlen.

Kopfschuppen sind oft Begleiterscheinung einer Neurodermitis (atopisches Ekzem), aber insbesondere der Schuppenflechte (Psoriasis). Differenzialdiagnostisch muss dies ein Arzt abklären. Er kann unter anderem eine mikroskopische Untersuchung der Schuppen und/oder einen Allergietest veranlassen. Der Arzt greift dann häufig auf rezeptpflichtige Präparate zurück, beispielsweise bei stark entzündeter Kopfhaut auf ein Glucocorticoid in Form einer fettfreien Lösung, speziell zur Anwendung auf dem behaarten Kopf.

In besonders hartnäckigen Fällen kann auch ein systemisches Antimykotikum erforderlich werden sowie bei einer bakteriellen Sekundärinfektion eine orale antibiotische Therapie. Zum Arztbesuch sollten PTA oder Apotheker den Betroffenen auch immer dann raten, wenn Schuppen gleichzeitig auf anderen Körperstellen auftreten und Verdacht auf Psoriasis besteht.

Silbrig-weiße Kopfschuppen

Mit einer Häufigkeit von 2 bis 3 Prozent gehört die Schuppenflechte zu den häufigsten chronischen Hautkrankheiten. Vieles ist über das Krankheitsbild noch unklar. Fest steht jedoch, dass es sich um eine erblich bedingte Autoimmunkrankheit handelt, bei der sich das körpereigene Abwehrsystem gegen die Zellen der Oberhaut (Epidermis) richtet. Dadurch kommt es dort zu einer beschleunigten Zellteilung und Entzündungsreaktionen. Die Folgen sind ausgeprägte, silbrig-weiße Schuppen auf scharf begrenzten, runden, leicht erhabenen, rötlichen Flecken.

Bei etwa der Hälfte der Psoriasis-Patienten verändern sich auch die Nägel krankhaft. Die entzündlich-schuppenden Herde (Plaques) treten unter anderem bevorzugt am behaarten Kopf (Psoriasis capillitii) auf. Dort überschreiten sie häufig die Haargrenze und breiten sich in Richtung Stirn und seitlich im Gesicht aus. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zum seborrhoischen Ekzem. Die Schuppenflechte ist nicht heilbar, aber in der Regel mit rezeptpflichtigen Medikamenten und geeigneten Produkten zur Hautpflege gut behandelbar. /

E-Mail-Adresse der Verfasserin

ute.koch(at)berlin.de

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