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Heller Hautkrebs

Prävention beginnt im Kindergarten

23.03.2012  16:43 Uhr

Von Brigitte M. Gensthaler, Zugspitze / Viele Menschen in ­südlichen Ländern halten zur Mittagszeit Siesta. Diese dient nicht nur ihrer Erholung, sondern schützt sie auch vor zu intensiver ­Sonne. Denn ultraviolettes Licht kann Hautkrebs auslösen.

Sonnenlicht ist angenehm und lebenswichtig. Ultraviolette (UV) Strahlung wirkt aber auch krebsauslösend (karzinogen). Hautkrebs ist mittlerweile weltweit die häufigste Krebsart der weißen Bevölkerung. Allein in Deutschland erkranken jedes Jahr rund 220 000 Menschen am »hellen Hautkrebs« und etwa 15 800 am bekannteren »schwarzen Hautkrebs«, dem malignen Melanom. Tendenz steigend!

»Hauptrisikofaktor für die Entstehung von Hautkrebs sind Sonnenbrände, vor allem in der Kindheit«, warnte Professor Dr. Eggert Stockfleth, Leiter des Hauttumorzentrums an der Berliner Charité und Leiter der Europäischen Hautkrebsstiftung (ESCF), während einer Pressekonferenz der Stiftung am 8. März auf der Zugspitze. Dass immer mehr Menschen in Deutschland an Hautkrebs erkranken, führt der Mediziner auf das Freizeitverhalten der meisten zurück. Um möglichst schnell braun zu werden, gehen viele Menschen am Meer oder in den Bergen möglichst lange ungeschützt in die Sonne und riskieren damit Sonnenbrände und andere Hautschäden.

Haut als Sonnenkonto

Stockfleth bezeichnete die Haut als »Sonnenkonto«, auf das die Menschen mit UV-Strahlung einzahlen, aber nicht mehr »abheben« können. Wie viel das Konto fassen kann, hängt entscheidend vom Hauttyp ab. Menschen mit heller Haut und blonden oder rötlichen Haaren (Hauttyp I oder II) haben laut Stockfleth ein kleineres Konto und somit ein deutlich erhöhtes Risiko als dunklere Hauttypen. Das Hautkrebsrisiko steigt, wenn das persönliche Sonnenkonto aufgefüllt ist.

»Der helle Hautkrebs ist eigentlich ein Krebs älterer Menschen. Aber heute werden die Patienten immer jünger, da sie ihr Sonnenkonto immer schneller auffüllen«, erklärte der Arzt. Zum hellen Hautkrebs gehören das Basalzellkarzinom (Basaliom, etwa 80 Prozent) und das Plattenepithelkarzinom (spinozelluläres Karzinom, etwa 20 Prozent). Die Frühform nennt man aktinische Keratose (siehe Kasten).

»UV-Licht ist ein vermeidbares Karzinogen«, betonte Stockfleth. Prävention müsse schon im Kindergarten beginnen. Denn eine Umfrage der ESCF bei etwa 3400 Familien ergab, dass jedes fünfte Kind bereits einen oder mehrere Sonnenbrände hatte. Daher hat die Stiftung 2009 ein Kindergartenprojekt gestartet.

Kinder besonders gefährdet

Mit dem Projekt »SunPass« zeichnet die ESCF Kindergärten aus, die sich aktiv um den Sonnenschutz bemühen. Zu den Hauptzielen gehört laut Stockfleth, Kinder vor zu viel UV-Strahlung zu schützen und die Aufmerksamkeit von Erziehern und Eltern zu steigern, um so das Hautkrebsrisiko langfristig zu senken. In einer Schulung erfahren Erzieher und Eltern, welche negativen Auswirkungen Sonne auf die Haut hat und wie sie die Kinder schützen können. Die Kinder wiederum lernen die selben Zusammenhänge durch Geschichten mit der Schildkröte »Paulchen« auf spiele­rische Weise.

Langärmelige Kleidung sowie Kopf- und Nackenbedeckung gehören zu den wichtigsten Schutzmaßnahmen. Ebenso wichtig sei es, die »Draußenzeiten« der Kinder vor 11 Uhr vormittags und nach 15 Uhr zu verlegen, sagte der Arzt. Damit könne man einen Großteil der schädigenden Strahlen vermeiden. Auch Sonnenschirme und -segel schützen vor UV-Licht. Kinder sollten auf die Kinderhaut abgestimmte, unparfümierte und wasserfeste Sonnenschutzcremes verwenden. Ein hoher Lichtschutzfaktor ist nötig, da die kindliche Haut nur eine sehr dünne Hornschicht hat, nur eingeschränkt Pigmente bildet und damit hochempfindlich auf Sonnenlicht reagiert.

Bislang wurden insgesamt in Deutschland 55 Kitas zum »Sonnen­schutz­kindergarten« erklärt, berichtete Stockfleth. 2012 solle das Projekt bundesweit in 1000 Kindergärten stattfinden. Mit dabei sind die Landesgesellschaften der Deutschen Krebsgesellschaft.

Eine Patientenbroschüre zu hellem Hautkrebs hat die Deutsche Gesellschaft für Dermopharmazie (GD) e. V. erstellt, die Interessierte als pdf-Datei von der Website der GD herunterladen können. /

Wie gefährlich sind aktinische Keratosen?

Aktinische Keratosen sind die Frühform von Plattenepithelkarzinomen (Heller Hautkrebs). Aus anfänglich kleinen, hautfarbenen oder rötlichen, rauen Hautstellen – laut Stockfleth wie »Schmirgelpapier« – entwickeln sich feste schuppenartige Knötchen. Sie entstehen über Jahre hinweg infolge starker UV-Strahlung auf den sogenannten Sonnenterrassen der Haut, zum Beispiel im Gesicht, an den Ohren, Händen und Unterarmen sowie auf einer Glatze. Circa 10 Prozent der aktinischen Keratosen gehen in ein invasives Karzinom über, das auch Tochtergeschwulste (Metastasen) bilden kann. Nach einem Bericht des Europäischen Forums für Dermatologie haben sich in Europa bei 34 Prozent der Männer und 18 Prozent der Frauen über 70 Jahre solche Frühformen bereits gebildet. Diese sollten auf jeden Fall behandelt werden, in der Regel topisch, oder operativ entfernt werden.

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bm.gensthaler(at)t-online.de

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