PTA-Forum online Avoxa
instagram facebook
Antihistaminika

Nase frei bei Heuschnupfen

Datum 10.03.2014  14:00 Uhr

Von Verena Arzbach / Warme Sonnenstrahlen locken ins Freie, doch Allergiker leiden unter brennenden und tränenden Augen, ihre Nase juckt und läuft. Gegen die typischen Heuschnupfen- Symptome geben PTA oder Apotheker am häufigsten Antihistaminika ab. Welcher Wirkstoff sich dabei für welchen Patienten am besten eignet, ist vor allem eine Frage der Nebenwirkungen.

Bei Allergikern reagiert das Immunsystem überschießend auf ein im Grunde harmloses Allergen. Heuschnupfen zählt zu den Typ-1-Allergien, auch Allergien vom Sofort-Typ genannt. Bei Kontakt mit dem Allergen heften sich sofort Immunglobulin E-(IgE)-Antikörper an Mastzellen. Diese wiederum schütten direkt Histamin aus, das die typischen Allergiesymptome auslöst (siehe auch PTA 04/2014: Allergie: Beschwerdefrei nach Sensibilisierung).

Gegen diese Symptome können Betroffene in der Selbstmedikation Mastzellstabilisatoren, Glucocorticoide und H1-Antihistaminika einsetzen. Antihistaminika verdrängen Histamin kompetitiv vom Rezeptor und verhindern so, dass der Entzündungsmediator dort andocken kann. H1-Antihistaminika wirken nicht nur bei allergischem Schnupfen und gereizter Bindehaut, sondern auch bei anderen Allergieformen wie einer Nahrungsmittelallergie oder allergischen Reaktionen auf Medikamente. Bei Nesselsucht (Urtikaria) und Neurodermitis stoppen sie den quälenden Juckreiz.

Behandeln Betroffene ihren Heuschnupfen nicht, besteht die Gefahr eines Etagenwechsels, also einer Verlagerung der Entzündung in tiefere Lungenabschnitte, die zu asthmatischen Beschwerden führen kann. Antihistaminika der ersten Generation (zum Beispiel Diphenhydramin und Doxylamin) wirken relativ unselektiv und können die Blut-Hirn-Schranke überwinden. Daher sind zentrale anticholinerge Nebeneffekte häufig, zum Beispiel Schläfrigkeit oder Mundtrockenheit. Als Antiallergika werden diese Substanzen heute meist nur noch dann verwendet, wenn der sedierende Effekt ausdrücklich erwünscht ist, beispielsweise wenn der Juckreiz den Schlaf stört. Dimetinden (Fenistil® Gel) und Bamipin (Soventol® Gel), ebenfalls beide Antihistaminika der ersten Generation, kommen häufig noch lokal zur Linderung von Juckreiz und Schwellung zum Einsatz. Ärzte verordnen Dimetinden oft auch Kindern noch zur oralen Einnahme, da dieser Arzneistoff schon lange auf dem Markt und daher relativ sicher ist.

Neue Generation

Antihistaminika der zweiten Generation wie Loratadin oder Cetirizin haben deutlich weniger oder gar keine zentralen Effekte, sie wirken spezifischer am H1-Rezeptor. Aufgrund ihrer ausreichend langen Halbwertszeit genügt eine Dosis täglich. Loratadin hat zum Beispiel eine Halbwertszeit von etwa acht Stunden, sein aktiver Metabolit sogar von circa 24 bis 27 Stunden, da er wesentlich langsamer abgebaut wird. Cetirizin hingegen wirkt kürzer, seine Halbwertszeit beträgt nur sechs bis zehn Stunden. Die Standarddosierung beider Arzneistoffe ist 10 Milligramm täglich. Je nach Darreichungsform sind die Wirkstoffe schon für Kinder ab einem Jahr zugelassen. In der Selbstmedikation sollten Eltern sie allerdings erst bei Kindern ab zwei Jahren einsetzen. Wiegt das Kind weniger als 30 Kilogramm, wird in der Regel die Dosis halbiert.

Die Wirkung von Cetirizin und Loratadin tritt schnell ein, und die meisten Patienten vertragen beide Wirkstoffe sehr gut. Cetirizin wirkt Studienergebnissen zufolge stärker bei allergischen Reaktionen der Haut, bei Heuschnupfen scheinen keine klinischen Unterschiede zwischen beiden Substanzen zu bestehen. Zwar wurden bisher bei beiden Wirkstoffen keine negativen Effekte auf das Ungeborene beobachtet, dennoch sollten PTA und Apotheker Schwangeren mit schweren Allergiesymptomen zum Arztbesuch raten.

Cetirizin macht schläfrig

Während der Therapie mit Loratadin oder Cetirizin klagen einige Patienten über Kopfschmerzen, Benommenheit, Mundtrockenheit, Ausschlag und Juckreiz. Cetirizin kann außerdem zu einer leichten Sedierung führen, besonders in Kombination mit Alkohol. Loratadin hingegen wirkt so gut wie nicht sedierend. Gerade bei Tätigkeiten, die erhöhte Aufmerksamkeit und Konzentration erfordern, sollten PTA und Apotheker daher bevorzugt Loratadin empfehlen. Cetirizin sollten Allergiker am besten abends vor dem Schlafengehen einnehmen.

Ist PTA oder Apotheker bekannt, dass der Patient an einem schweren Leberschaden oder an Niereninsuffizienz leidet, müssen sie ihn darauf hinweisen, dass er die Dosis des Antihistaminikums reduzieren muss. Dies sollte der Betroffene mit seinem Arzt besprechen. Effekte auf das Herz, wie sie unter dem inzwischen vom Markt genommenen Terfenadin aufgetreten waren, haben beide Wirkstoffe nicht.

Lokal behandeln

Betrifft die allergische Reaktion beispielsweise nur Nase oder Augen und sind die Symptome leicht bis moderat, lohnt sich eine lokale antiallergische Behandlung. Die Wirkstoffe Levocabastin und Azelastin stehen als Augentropfen oder Nasenspray zur Verfügung. Beide Arzneistoffe lindern innerhalb von 15 bis 20 Minuten relativ zuverlässig die lästigen Beschwerden. Ihre systemischen Nebenwirkungen sind bei der Anwendung zu vernachlässigen. PTA oder Apotheker sollten Allergikern bevorzugt unkonservierte Präparate empfehlen: Konservierungsstoffe können die Flimmerhärchen der Nasenschleimhaut und die Hornhaut schädigen oder selbst zu Allergien führen.

Einige Allergiker bekommen die Symptome mit einem Antihistaminikum der zweiten Generation nicht ausreichend in den Griff. Sie profitieren häufig von einem rezeptpflichtigen Antihistaminikum der dritten Generation. Das gilt laut Untersuchungen besonders für Patienten mit starken nasalen Beschwerden. Vertreter der dritten Generation sind Desloratadin und Fexofenadin, die aktiven Metabolite von Loratadin beziehungsweise Terfenadin und Levocetirizin (das aktive Enantiomer von Cetirizin) sowie Rupatadin.

Die meisten Antihistaminika baut der Körper über das Cytochrom-P450-Enzymsystem ab. Dadurch sind Wechselwirkungen bei gleichzeitiger Einnahme von Substanzen zu erwarten, die ebenfalls über dieses Enzym verstoffwechselt werden. Dies ist bei Makrolid-Antibiotika und bestimmten Antimykotika der Fall. Bei den Wirkstoffen der dritten Generation ist die Gefahr möglicher Wechselwirkungen geringer. /

Antiallergika der ersten, zweiten und dritten Generation

Wirkstoff (Beispiele) Dosierung (Erwachsene)
Antihistaminika der 1. Generation
Dimetinden 3 x tgl. 1 mg
Clemastin 2 x tgl. 1 mg
Antihistaminika der 2. Generation
Cetirizin 1 x tgl. 10 mg
Loratadin 1 x tgl. 10 mg
Azelastin 2 x tgl. 2 mg, lokal 2 x tgl. ein Sprühstoß beziehungsweise ein Tropfen
Levocabastin Auge: 2 x tgl. 1 Tropfen, Nase: 2 x tgl. 2 Sprühstöße
Antihistaminika der 3. Generation (Rp)
Desloratadin 1 x tgl. 5 mg
Fexofenadin 1 x tgl. 120 mg (Fexofenadinhydrochlorid)
Levocetirizin 1 x tgl. 5 mg
Rupatadin 1 x tgl. 10 mg
Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.
TEILEN
Datenschutz