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Vitamin D

Sonderling unter den Vitaminen

10.03.2014  14:00 Uhr

Von Susanne Poth / Vitamin D ist anders als die anderen. Eigentlich ist es kein echtes Vitamin, da der Körper es selbst herstellen kann. Auch betonen Experten heute zunehmend seinen Status als Hormon, denn Vitamin D fördert nicht nur die Knochengesundheit, sondern stimuliert und reguliert auch viele andere Prozesse im menschlichen Organismus.

Um den Bedarf des Körpers an Vitamin D zu decken, stellt die Leber aus Cholesterol das Provitamin D3 (7-Dehydrocholesterol) her. In den Keratozyten der Haut entsteht daraus mithilfe von UVB-Strahlen Cholecalciferol, also Vitamin D3. Dies verwandelt die Leber in die Speicherform Calcidiol (25-Hydroxy-Vitamin D). Bei Bedarf produziert die Niere daraus das biologisch aktive Calcitriol (1,25-Dihydroxy-Cholecalciferol) und gibt es ins Blut ab. Doch nicht nur die Niere, sondern auch andere Organe sind nach dem heutigen Wissensstand dazu in der Lage, den aktiven Metaboliten Calcitriol herzustellen.

Calcitriol gehört wie die Sexualhormone oder das Stresshormon Cortisol zu den Steroidhormonen. Die Substanz bindet an spezifische Vitamin-D-Rezeptoren, die in den meisten Körperzellen vorkommen. Schon seit Langem ist bekannt, dass Vitamin D den Calcium- und Phosphatstoffwechsel regelt und die Mineralisierung und Härtung des Knochens fördert. Gemeinsam mit dem Parathormon hält es die Calciumkonzentration im Blut auf dem physiologisch notwendigen Niveau. Darüber hinaus ist Vitamin D an vielen weiteren Stoffwechselvorgängen im Körper beteiligt, beispielsweise am Muskelstoffwechsel und der Infektabwehr. Vitamin-D-Rezeptoren sind daher in den Langerhans’schen Inselzellen der Bauchspeicheldrüse, den Herz- und Skelettmuskelzellen sowie in Neuronen zu finden. Außerdem reguliert Vitamin D die Aktivität zahlreicher Gene.

Ursache für Erkrankungen?

Einige Wissenschaftler vermuten, dass ein Vitamin-D-Mangel an der Entstehung einiger chronischer Erkrankungen beteiligt ist. Dazu gehören Autoimmunkrankheiten wie Multiple Sklerose und Diabetes mellitus Typ 1, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, Herzgefäß- und Krebserkrankungen. Auch bei Erkrankungen des Nervensystems wie Morbus Alzheimer oder Demenz könnte eine unzureichende Vitamin-D-Versorgung eine Rolle spielen. Andere Forscher glauben wiederum, Vitamin-D-Mangel sei eine Folge, keine Ursache bestimmter Erkrankungen.

Jeden Tag Sonne tanken

Theoretisch könnte jeder seinen Bedarf an Vitamin D allein dadurch decken, dass er täglich ausreichend lange die Sonne genießt. Denn unter optimalen Bedingungen stellt die Haut bis zu 20.000 Internationale Einheiten (IE) Vitamin D pro Tag selbst her. Zusätzlich nimmt der Mensch Cholecaliferol über die Nahrung auf. Hering, Wildlachs, Makrele und Thunfisch enthalten pro 100 Gramm zwischen 500 und 1000 Internationale Einheiten (IE). Spitzenreiter ist Lebertran mit 12. 000 IE. In deutlich geringerem Maße liefern auch Leber, Eigelb, Milchprodukte und einige Speisepilze Vitamin D. Dass die meisten Deutschen diese natürlichen Ressourcen nicht ausreichend nutzen, zeigen Angaben des Robert-Koch-Institutes (RKI), nach denen etwa 60 Prozent der Deutschen nicht ausreichend mit Vitamin D versorgt sind. Insbesondere ältere Menschen und Heimbewohner weisen laut RKI einen deutlichen Mangel auf. Andere Fachkommissionen bezeichnen hierzulande sogar annähernd 90 Prozent als unterversorgt: Die Vitamin-D-Zufuhr über die Ernährung sei vernachlässigbar gering und insbesondere in den Monaten Oktober bis März sei in Deutschland die UVB-Einstrahlung zu schwach für einen ausreichend hohen Serumspiegel. Und auch in den verbleibenden Monaten ließe der Lebensstil der meisten Deutschen keine ausreichende Produktion zu.

Neue Empfehlungen

Dass dem so ist, bestätigte nun auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), die ihre Empfehlungen stets zurückhaltend formuliert hatte. Die wenigsten Deutschen halten sich lange genug in der Sonne auf und wenn, schützen sie ihre Haut mit Kleidung und Sonnenschutzmitteln vor der Wirkung der UV-Strahlen. So gab die DGE im Jahr 2012 neue, vierfach höhere Referenzwerte für die Vitamin-D-Zufuhr heraus, unabhängig von der hauteigenen Synthese des Vitamins bei Sonnenexposition.

Wie hoch der Vitamin-D-Spiegel im Serum ist, bestimmen Labormediziner anhand der Serumkonzentration von 25-Hydroxyvitamin-D (Calcidiol). Dieser Wert bezieht sowohl die Vitamin-D-Zufuhr mit der Nahrung als auch die endogene Synthese in der Haut mit ein. Allerdings besteht unter Experten bislang kein Konsens, wie hoch dieser Wert sein muss, damit der Körper ausreichend versorgt ist. So nennt die DGE eine 25-Hydroxyvitamin-D-Serumkonzentration von mindestens 20 ng/ml Serum (50 nmol/l Serum) als Ziel (siehe Grafik blauer Pfeil). Einen Mangel sieht die Gesellschaft bei Werten unter 12 ng/ml (30 nmol/l). Einige Mediziner halten die Werte für zu niedrig. Ideal für die Gesundheit seien 40 bis 60 ng/ml (100 bis 150 nmol/l), bereits Werte unter 20 ng/ml seien Zeichen eines Mangels, sagten beispielsweise Wissenschaftler beim Vitamin-D-Update 2013 in der Berliner Charité.

Maßangaben für Vitamin D

Vitamin D wird in Mikrogramm (µg) oder in internationalen Einheiten (IE) angegeben:

  • 1 µg entspricht 40 IE
  • 1 IE entspricht 0,025 µg.

Die Serumkonzentration wird in ng/ml oder nmol/ml angegeben:

  • 1nmol/l entspricht circa 0,4 ng/ml
  • 1 ng entspricht circa 2,5 nmol/l

Auf dem Kongress präsentierten die Experten zum Beispiel die Ergebnisse der prospektiven Intermountain Heart Collaborative Study, an der mehr als 40.000 Menschen teilnahmen. Das Ergebnis: Calcidiol-Werte unter 15 ng/ml waren im Vergleich zu Werten über 30 ng/ml mit einem deutlichen Anstieg der Prävalenz für Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, Dyslipoproteinämie, koronare Herzkrankheit, Myokardinfarkt, Herzinsuffizienz und Schlaganfall verknüpft.

In einer finnischen Kohortenstudie mit rund 12 000 Kindern beobachteten Wissenschaftler den Einfluss der Vitamin-D-Gabe im Rahmen der Rachitis-Prophylaxe im ersten Lebensjahr auf die Wahrscheinlichkeit, Diabetes mellitus Typ 1 zu entwickeln. Es zeigte sich, dass Kinder, die 2000 IE Cholecalciferol im ersten Lebensjahr erhielten, bis zum 30. Lebensjahr seltener an Diabetes erkrankten als Säuglinge, die geringere Dosen des Vitamins bekamen.

Beobachtungsstudien legten zudem nahe, dass Vitamin-D-Mangel mit dem verstärkten Auftreten von Brust- und Dickdarmkrebs verbunden sein könnte, erklärten die Experten beim Update. Sie plädierten dafür, den Vitamin-D-Status bei allen Krebspatienten zu kontrollieren und durch entsprechende Supplementierung auf 40 bis 60 ng/ml zu erhöhen. /

Vitamin-D-Präparate

Wer Vitamin D als Supplement zu sich nehmen möchte, hat die Wahl zwischen Nahrungsergänzungsmitteln und Arzneimitteln. Hier überrascht die aktuelle Gesetzeslage: Während Arzneimittel beispielsweise zur Behandlung von Osteoporose mit einer Tagesdosis von mehr als 400 bis hin zu 1000 IE apothekenpflichtig und solche mit über 1000 IE pro Tag verschreibungspflichtig sind, ist im Bereich der frei verkäuflichen Nahrungsergänzungsmittel derzeit die Höchstmenge für Vitamin D nicht gesetzlich vorgeschrieben.

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