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Demografie

Das europäische Problem

09.02.2015  11:46 Uhr

Von Daniel Rücker, Bonn / Europa altert. Immer mehr Senioren stehen immer weniger junge Menschen gegenüber. Die Gesellschaft muss sich auf erhebliche Veränderungen einstellen und lernen, mit der großen Zahl von Senioren umzugehen. Das betrifft auch die Apotheken, sagte die Altersforscherin Professor Ursula Lehr in einem Vortrag auf dem Zukunftskongress des Apotheker­verbandes Nordrhein in Bonn.

»Wir können nichts daran ändern, dass wir älter werden, wir können aber entscheiden, wie wir altern.« Für Lehr hat die demografische Entwicklung aber auch eine positive Seite: »Wir leben in einer Zeit zunehmender Langlebigkeit«, sagt die ehemalige Bundes­gesundheitsministerin.

Die Lebenserwartung in Deutschland habe sich in den vergangenen 100 Jahren verdoppelt. Die Gruppe der Achtzigjährigen sei weltweit die am stärksten zunehmende Altersgruppe, gefolgt von den 100-Jährigen. Feierten im Jahr 1982 noch 1748 Menschen ihren 100. Geburtstag, waren es 2013 bereits 6392. Insgesamt gab es 2013 deutlich mehr als 15 000 Deutsche über 100 Jahre.

Das Phänomen der Überalterung und der schrumpfenden Bevölkerung ist laut Lehr ausschließlich ein europä­isches. Nur in Europa gehe die Zahl der Menschen zurück. Nach den Prognosen wird es im Jahr 2050 nur noch rund 600 Millionen Europäer geben. Im Jahr 2000 waren es noch 727 Millionen.

Das eigentliche Problem der Alterspyramide sind aber weniger die Senioren, sondern die Kinderarmut der jüngeren Menschen. Laut Lehr waren 1950 nur 11 Prozent der Paare kinderlos. Nur 20 Jahre später waren es bereits 38 Prozent. Dass dies für die Sozialversicherungen ein Problem ist, liegt nahe. Im Jahr 1900 waren 2 Prozent der Menschen Rentner. Ihre Rente wurde finanziert von Erwerbstätigen, die rund 55 Jahre im Berufsleben standen. Heute beträgt die durchschnittliche Lebensarbeitszeit stattdessen nur noch 35 Jahre. Gleichzeitig stieg der Bevölkerungsanteil der Rentner auf 20 Prozent.

Teil der Gesellschaft

An der demografischen Entwicklung lässt sich kurzfristig wenig ändern. Es gibt aber Möglichkeiten, das Leben im Alter positiv zu beeinflussen. Dazu gehört für Lehr vor allem die aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. »Arbeit wird oft als Fluch gesehen, das ist aber falsch«, sagte sie. Arbeit ermögliche soziale Kontakte, schaffe Anerkennung und gebe dem Tag einen Rhythmus. Gesundheit und Produktivität seien eng miteinander verbunden. Dabei habe die Produktivität einen größeren Einfluss auf die Gesundheit als umgekehrt. Nicht nur bei der Arbeit, auch im Privatleben sollten Senioren weiter am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Der Umgang mit dem Computer sei hier ein wichtiges Instrument, weil dies auch weniger mobilen Menschen den Kontakt mit anderen ermögliche.

Abhängigkeit vermeiden

Ein wichtiges Ziel sei es, Abhängigkeit von anderen und Hilfsbedürftigkeit so lange wie möglich zu vermeiden. Es müsse aber beachtet werden, dass Menschen sehr unterschiedlich altern und die Unterschiede mit steigendem Alter immer deutlicher werden. Die Apotheke ist dabei für Senioren eine wichtige Anlaufstelle. Sie müsse ärztliche Aufgaben übernehmen, wenn die Zahl der Mediziner zurückgeht – vor allem auf dem Land. Lehr empfahl den Apothekern, sich noch stärker auf die Bedürfnisse der Senioren einzustellen. Dabei sei ein barrierefreier Zugang zur Apotheke ebenso wichtig wie Sitzgelegenheiten in der Offizin, rutschfeste Bodenbeläge, gut lesbare Schriften, eine Möglichkeit, den Gehstock abzustellen sowie leichtgängige Türen.

Lehr fordert nicht nur seniorengerechte Apotheken. Sie nimmt auch die pharmazeutische Industrie in die Pflicht. So werde zwar der allergrößte Teil der Medikamente von Senioren eingenommen, getestet würden die meisten Präparate aber an jüngeren Menschen, vor allem Männern. Zudem seien Arzneimittelverpackungen oftmals schwer zu öffnen, Tabletten ließen sich kaum aus dem Blister drücken und angeblich teilbare Tabletten seien für Senioren mit eingeschränkter Beweglichkeit der Finger eben nicht zu teilen. Es gebe noch eine ganze Reihe von Möglichkeiten, wie Pharmahersteller Senioren die Einnahme ihrer Medikamente erleichtern können. Zum Abschluss ihres Vortrages machte sich Lehr noch einmal für eine positive Sicht auf das Altern stark: »Älter werden heißt nach vorne zu blicken. Der Optimist macht aus einem Problem eine Aufgabe, die zu lösen ist.« /

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