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Kombinationsmittel bei Erkältung

Grunderkrankungen beachten

09.02.2015  11:45 Uhr

Von Elke Wolf, Frankfurt am Main / Der grippale Infekt ist das Indikations­gebiet mit dem höchsten Umsatz an Kombinations­arzneimitteln. Bei allen anderen Indikationen werden derzeit mehr Monopräparate abgegeben, hat eine aktuelle Umfrage des Marktforschungsinstituts IMS Health ergeben. Besonders Kombipräparate mit systemischen Vasokonstringenzien drängen in jüngster Zeit auf den Markt.

Entsprechende Präparate enthalten systemisch verfügbare α-Sympathomime­tika (Dekongestiva) wie Pseudoephedrin- und Phenlyephedrinhydrochlorid in Kombination mit Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Paracetamol. Es gibt aber auch Arzneimittel, die neben dem Analgetikum ein Antihistaminikum wie Chlorphenamin zur Abschwellung der Nasenschleimhaut enthalten. Sie sind zur Anwendung bei akuter Rhinosinusitis im Zusammenhang mit weiteren Erkältungssymptomen wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen gedacht. Sie erleichtern insofern die Therapie, da bei einer akuten Rhinosinusitis Kopfschmerzen, Druckgefühl und verstopfte Nase meist zusammen auftreten.

Systemisch statt lokal

Dass die Nasenschleimhaut auf systemischem Wege und nicht mehr nur lokal zum Abschwellen gebracht wird, kommt einem Umdenken gleich. Ging doch an der lokalen Applikation noch vor 15 Jahren kein Weg vorbei. Ein Cochrane-Review aus dem Jahr 2007 und auch die europäische Rhinosinusitis (EPOS)-Leitlinie von 2012 bewerten topische und orale Dekongestiva bezüglich Wirksamkeit und Sicherheit nun als gleichwertig. Die deutschen Ärzte sehen das jedoch anders: Die Rhinosinusitis-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde aus dem Jahr 2011 spricht sich nicht für die systemische Gabe von Vasokonstringenzien aus. Sie sieht klare Vorteile in der topischen Applikation.

Zwei Faktoren sprechen allerdings für die systemische Gabe: Zum einen legen Studiendaten nahe, dass systemische Sympathomimetika auch topisch unzugängliche Schleimhäute der Nasennebenhöhlen abschwellen können. Zum anderen scheint es unter den systemisch verabreichten Dekongestiva keine »Rhinitis medicamentosa« und keinen Rebound zu geben – Nebenwirkungen, die man dem längerfristigen Gebrauch von topischen Imidazol-Derivaten wie Tramazolin, Xylometazolin oder Oxymetazolin zur Last legt.

Dabei hatte es vor ein paar Jahren noch so ausgesehen, als ob Pseudo­ephedrin wegen seines Missbrauchpotenzials ganz aus dem Apothekenregal verschwinden würde. 2011 wurden Arzneimittel, die insgesamt mehr als 720 mg des Vasokonstringenz enthalten, der Verschreibungspflicht unterstellt. Ein Jahr später empfahl der Sachverständigenrat für Verschreibungspflicht dann, fixe Kombinationen, etwa von Ibuprofen und Pseudoephedrin, aus der Verordnungspflicht zu entlassen. Seitdem dürfen rezeptfreie Packungen maximal 4800 mg Ibuprofen und 720 mg Pseudoephedrin und eine einzelne Tablette maximal 200 mg Ibuprofen und 30 mg Pseudo­ephedrin enthalten. Die Tagesdosen dürfen 1200 mg Ibuprofen und 180 mg Pseudoephedrin nicht überschreiten.

Professor Dr. Veselin Mitrovic von der Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim sieht in solchen Kombinationsarzneimitteln ein erhebliches Nebenwirkungspotenzial. Auf einer Pressekonferenz der Stada Arzneimittel AG sensibilisierte er dabei vor allem für die Kontraindikationen der α-Sympathomimetika. »Bei ansonsten Gesunden können Pseudoephedrin und Co. bedenkenlos abgegeben werden, doch die Liste der strengen Indikationsstellung für Vasokonstringenzien ist lang.« Sobald eine Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems, ein Diabetes mellitus oder eine Hyperthyreose vorliegt, sei Vorsicht geboten, so der Kardiologe. Die unerwünschten Wirkungen, zum Beispiel Tachykardie, Palpitationen und Schlaflosigkeit, sind auf die adrenerge Beeinflussung von Stoffwechsel, Herz und Kreislauf sowie auf zentralnervöse Wirkungen zurückzuführen. Wegen der alpha-agonistischen Aktivität können die Sympathomimetika auch den Blutdruck erhöhen. In Anbetracht der Tatsache, dass es in Deutschland etwa 18 Millionen Hypertoniker gibt, sieht Mitrovic hier dringenden Beratungsbedarf.

Beratung mit Lücken

Dass die Beratungsleistung von Apothekern und PTA noch ausbaufähig ist, hat einmal mehr eine Online-Umfrage unter 120 Apothekern und 120 PTA im Auftrag von Stada ergeben. Dabei erkundigten sich zwar die meisten PTA und Apotheker nach den genauen Symptomen und nach der Dauer der Beschwerden. Doch Fragen nach Komorbiditäten oder auch Begleitmedikationen fielen weniger häufig, stellte Gabi Baus von Pharma-insight die Ergebnisse vor. 41,7 Prozent der PTA fragen ihre Patienten danach, ob bereits andere Präparate eingenommen werden. Nur rund 20 Prozent der Apotheker erkundigten sich im Rahmen der Umfrage nach weiteren Erkrankungen, also nur rund jeder Fünfte. Dabei ist die Eignung eines Medikaments für einzelne Patientengruppen neben der enthaltenen Wirkstoffkombination we­sent­lich von bestehenden Grund­erkrankungen abhängig. Mitrovic forder­te hier eine gewissenhaftere Beratungs­leistung. /

Auswahl an Kombinationspräparaten gegen grippale Infekte

Handelsname Wirkstoffe Kontraindikationen (Auswahl)
Aspirin complex Acetylsalicylsäure, Pseudoephedrin­hydrochlorid Asthma, Hypertonie und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hyperthyreose
Boxagrippal Ibuprofen, Pseudoephedrin­hydrochlorid Asthma, Hypertonie und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hyperthyreose
Geloprosed Paracetamol, Phenylephrinhydrochlorid Hypertonie und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hyperthyreose, Nieren- und Leberfunktionsstörungen
Grippostad C Paracetamol, Chlorphenamin- Hydrogenmaleat, Coffein, Vitamin C Nieren- und Leberfunktions­störungen
Spaltgrippal Ibuprofen, Pseudoephedrin­hydrochlorid Asthma, Hypertonie und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hyperthyreose
Wick MediNait Paracetamol, Ephedrinhemisulfat, Doxylsuccinat, Dextro­methorphan­­hydrobromid Asthma, Diabetes, Hypertonie und andere Herz-Kreislauf- Erkrankungen, Hyperthyreose
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