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Kopfläuse

Zuverlässig wieder lausfrei

Datum 09.02.2015  11:45 Uhr

Von Elke Wolf, Gießen / Rund um die Entfernung von Kopfläusen ranken sich viele Vorurteile. Zudem hat bei der medikamentösen Behandlung in den vergangenen Jahren ein Umdenken stattgefunden. Beides macht die Pediculosis capitis in der Offizin zu einem beratungsintensiven Thema.

Kopfläuse sind sehr wirtsspezifische Tiere. Sie müssen alle drei bis sechs Stunden menschliches Blut saugen, um am Leben zu bleiben. Sitzen sie nicht auf dem Kopf, überleben sie abhängig von Temperatur und Luftfeuchtigkeit maximal bis zu 48 Stunden. »Eine Übertragung der Parasiten durch Textilien und Gegenstände spielt so gut wie keine Rolle«, informierte Professor Dr. Hermann Feldmeier vom Institut für Mikrobiologie und Hygiene an der Charité Berlin auf einer Fortbildungsveranstaltung der Landesapothekerkammer Hessen in Gießen. »Auch wenn sich eine Kopflaus für einige Stunden fern der Kopfhaut befindet, schwächt sie das derart, dass sie nicht mehr in der Lage ist, Blut zu saugen, selbst wenn sie wieder auf einen Kopf gelangt.«

Deshalb sollten PTA und Apotheker im Beratungsgespräch darauf hinweisen, dass die zum Teil extremen Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen von Kuscheltieren, Autositzen und Co. unsinnig sind, erklärte der Experte. »Bettwäsche, Handtücher und Kleidung müssen nicht bei 60 °C oder gar im Kochwaschgang gewaschen werden, und Stofftiere müssen auch nicht für mehrere Tage in einer Plastiktüte verpackt in den Gefrierschrank. Auch von einer Behandlung mit Desinfektionsmitteln oder Insektizidsprays ist grundsätzlich abzuraten.« Allein eine Übertragung über gemeinsam benutzte Kämme, Handtücher oder Mützen sei denkbar, erklärte Feldmeier. Haustiere sind dagegen keine Überträger von Kopfläusen.

Feldmeier räumte mit einem weiteren Vorurteil auf, das rund um das Thema Kopfläuse im Raum steht: »Läuse können weder springen noch fliegen. Kopfläuse werden so gut wie immer durch direkten Kontakt von Kopf zu Kopf weitergegeben.« Letztendlich sei das auch der Grund, warum durchschnittlich mehr Mädchen Kopfläuse haben als Jungs. Sie haben meist längere Haare und stecken beim Spielen ­gerne die Köpfe zusammen. Dieses Verhalten führe zu häufigeren Haar-zu-Haar-Kontakten. Jungs raufen dagegen lieber.

Physikalisch wirksam

Was die Behandlung der Pediculosis capitis betrifft, habe unter den antiparasitären Mitteln in den vergangenen Jahren eine Wachablösung stattgefunden, sagte Feldmeier. Im Vergleich zu den altbekannten Insektiziden haben besonders physikalisch wirkende Pedikulozide an Bedeutung gewonnen.

Die Klassiker unter den Pedikuloziden sind neurotoxisch wirkende Insektizide auf der Basis von Organophosphaten wie Malathion (Infectopedicul® Malathion), Pyrethrum als Extrakt der Chrysanthemenblüte oder Permethrin (wie Infectopedicul®) und Allethrin (wie Jacutin® Pedicul Spray) als synthetische Pyrethroide. Diese neurotoxischen Insektizide sind laut Feldmeier jedoch nicht mehr erste Wahl.

Grund seien zum einen Doppel- und Kreuzresistenzen. Selbst an der gleichen Schule weisen Kinder sehr unterschiedliche Resistenzen auf, informierte der Mikrobiologe. »Das macht die Wirksamkeit im Einzelfall nicht vorhersehbar.« Studien zeigten, dass in Dänemark bereits 70 Prozent der Kopfläuse unempfindlich auf Permethrin reagieren. Die Resistenzraten in England sind noch höher.

»Zum anderen besteht selbst bei sachgemäßer Anwendung ein Nebenwirkungsrisiko.« Denn topisch applizierte Pyrethroide werden selbst über intakte Haut resorbiert. Kratzläsionen erhöhen vermutlich die Resorption. Pyrethrum und Pyrethroide können eine Allergie auslösen beziehungsweise eine vorhandene Allergie auf Chrysanthemen verstärken. Weiterer Nachteil: Insektizide haben keine Wirkung auf die Eier der Läuse. Da Lausembryonen noch keine Neuronen haben, greift hier der neurotoxische Wirkmechanismus nicht.

Mittel der Wahl

»Bei physikalisch wirkenden Mitteln ist dagegen eine Resistenzentwicklung sehr unwahrscheinlich«, erklärte der Referent. So konnten sich synthetische Siliconöle wie Dimeticone (wie Nyda® L Pumpspray, Etopril®, Dimet® 20, Jacutin® Pedicul Fluid) in den vergangenen Jahren in der Kopflaus-Therapie etablieren. »Da Dimeticone biochemisch inert sind und nach Applikation auf die Haut nicht resorbiert werden, gelten sie als sicher und untoxisch. Dimeticone sind heute weltweit die Mittel der Wahl gegen Kopfläuse. «Allerdings sind Dimeticon-Präparate nur schwer miteinander zu vergleichen. Dimeticone sind Polymere, und dementsprechend unterschiedlich sind die enthaltenen Konzentrationen, die physikalischen Eigenschaften sowie die Zusammensetzung aus Dimeticonen unterschiedlicher Kettenlänge und die Beimischung von Zusatzstoffen wie Rizinus- oder Kokosnussöl, die ihrerseits pedikulozid wirken.

»Nur einige Dimeticone verfügen über randomisierte, kontrollierte Studien zur In-vitro- und klinischen Wirksamkeit, wie Nyda und Etopril«, erklärte Feldmeier. Deren Wirkmechanismus packt die Kopfläuse an ihrer Achillesferse, ihrem Atemsystem. So dringt etwa das Dimeticon in Nyda innerhalb von Sekunden in die Atemwege der Laus ein und verdrängt die dort vorhandene Luft. Die Sauerstoffversorgung des Gehirns wird unterbrochen, bereits nach einer Minute sind die Läuse tot. Aufgrund ihrer physikalischen Wirkung sind Dimeticon-Präparate Medizinprodukte und keine Arzneimittel.

Noch mal behandeln

Untersuchungen belegen, dass Dimeticone mit bestimmten physikochemischen Eigenschaften (wie in Nyda, Jacutin Pedicul Fluid) auch in Eier eindringen und Lausembryos abtöten können. Andere Dimeticon-haltige Präparate könnten das nicht, informierte Feldmeier. Deshalb gilt nach wie vor, innerhalb eines engen Zeitfensters unbedingt eine Wiederholungsbehandlung durchzuführen, optimalerweise am neunten oder zehnten Tag nach der Behandlung. Dieser enge zeitliche Rahmen ergibt sich, weil bis zum siebten beziehungsweise achten Tag noch Larven nachschlüpfen und ab dem elften Tag junge Weibchen bereits neue Eier ablegen können.

Im Beratungsgespräch ist darauf hinzuweisen, dass bei jedem Präparat unbedingt nach den Angaben im Beipackzettel zu verfahren ist. Häufige Fehlerquellen sind eine zu kurze Einwirkzeit, zu sparsames Aufbringen des Mittels, dessen ungleichmäßige Verteilung, eine zu starke Verdünnung des Präparats in triefend nassem Haar und das Unterlassen der Wiederholungsbehandlung. Das alles gefährdet den Erfolg der Behandlung.

Die dritte Gruppe unter den Pedikuloziden bilden Präparate auf pflanzlicher Basis. Sie enthalten ätherische Öle, mit oder ohne pflanzlichen Fettsäuren (wie Andirobabaum-, Soja-, Ylang Ylang-, Raps- oder Kokosöl in Rausch Laus-Stop, Aesculo® Gel, mosquito® med Shampoo). Laien stufen sie mitunter als vermeintlich unbedenklich ein. Dem sollte der Apotheker widersprechen, denn zahlreiche ätherische Öle haben eine neurotoxische Wirkung, vergleichbar mit der von Permethrin. Von einigen ätherischen Ölen ist auch ein allergenes Potenzial bekannt. Dass einige pflanzliche Öle auch physikalisch wirken, indem sie die Sauerstoffdiffusion unterbrechen, ist nicht bewiesen, erklärte Feldmeier. »Die meisten Präparate verfügen über keine validen Wirksamkeitsdaten aus klinischen Studien. Sie sind entweder als Medizinprodukte oder Kosmetika im Handel.« /

Feuchtes Auskämmen

Zusätzlich zu antiparasitären Mitteln empfiehlt das Robert-Koch-Institut (RKI) mechanische Methoden, allen voran das feuchte Auskämmen mit einem speziellen Läusekamm und einer Pflegespülung. Feuchtes Auskämmen allein reicht nicht. Als zusätzliche Maßnahme sichert es aber eine hohe Erfolgsquote, teilt das RKI in einem Merkblatt mit. Allerdings seien bestimmte Pedikuloziden, nämlich die wirksamen Dimeticone, auch ohne Auskämmen sehr effektiv, kommentierte Feldmeier. Ein zusätzliches Auskämmen könne bei diesen Mitteln unterbleiben.

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