Wieder frei durchatmen |
Groß, klein, krumm, breit oder spitz – jede Nase ist ein Unikat und charakteristisch für das Gesicht. Die individuelle Form wird durch das äußere Nasengerüst bestimmt. Es besteht im Wesentlichen aus dem knöchernen Nasenbein und verschiedenen biegsamen Knorpelstrukturen. Funktionell spielt die Nasenform aber eine eher untergeordnete Rolle. Unmittelbar hinter den Nasenlöchern beginnt der Naseninnenraum. Er wird durch die Nasenscheidewand (Nasenseptum) in zwei gleich große Hälften geteilt: die linke und die rechte Nasenhöhle.
Der vordere Bereich der Nasenhöhle, der leicht mit den Fingern zu ertasten ist, wird Nasenvorhof genannt. Diese Eingangslobby ist dicht mit Nasenhaaren besetzt, deren Aufgabe darin besteht, die eingeatmete Luft von größeren Schmutz- und Staubteilchen zu befreien. Im Gegensatz zu allen anderen Bereichen des Naseninneren sind die beiden Nasenvorhöfe nicht mit Schleimhaut, sondern mit nach innen gestülpter Gesichtshaut ausgekleidet. Ebenso wie auf der restlichen Epidermis können die hier vorkommenden Talgdrüsenausgänge verstopfen – Pickel oder eitergefüllte Furunkel bilden sich unter Umständen. Aber Vorsicht, Furunkel sind kein Fall für die Selbstmedikation. Bei unsachgemäßer Behandlung können Eitererreger (häufig Staphylokokken) durch kleine Verletzungen in die Blutbahn gelangen und eine Sepsis auslösen.
Auf die Nasenvorhöfe folgen die beiden Nasenhaupthöhlen, die am hinteren Ende über jeweils eine große, ovale Öffnung in den Rachenraum münden. Diese Haupthöhlen werden komplett von einer gut durchbluteten Schleimhaut überzogen, die die Atemluft befeuchtet, anwärmt und mithilfe zahlreicher Flimmerhärchen, den Zilien, reinigt. Um eine möglichst große Schleimhautoberfläche zu schaffen, hat sich die Natur eines anatomischen Kniffs bedient: Jede Haupthöhle wird von drei Knochenspangen, den Nasenmuscheln, durchzogen, was zu einer enormen Oberflächenvergrößerung führt.
Schutz und Reinigung
In die nasale Schleimhaut sind Becherzellen eingelagert. Sie produzieren das dem Flimmerepithel aufliegende Nasensekret. Fremdpartikel und Mikroorganismen bleiben daran haften und werden durch die unablässig schlagenden Flimmerhärchen in Richtung Rachen transportiert und schlussendlich geschluckt. Die nasale Mukosa übernimmt damit eine wichtige Schutz- und Reinigungsfunktion. Hinzu kommt, dass sich direkt unterhalb der Schleimhaut lymphatisches Gewebe befindet. Die hier patrouillierenden Immunzellen bieten eingedrungenen Erregern die Stirn und machen sie nach Möglichkeit direkt vor Ort unschädlich.
Bei den meisten Menschen schwellen die linke und rechte Nasenschleimhaut in einem natürlichen Rhythmus wechselseitig an. Man spricht vom sogenannten Nasenzyklus. Die angeschwollene Seite befindet sich dabei in einem regenerativen Ruhezustand, während die freie Nasenhälfte belüftet wird. Die Zykluslänge ist variabel und kann zwischen 30 Minuten und 14 Stunden schwanken.
Unterhalb jeder Nasenmuschel verläuft ein Nasengang. Über den untersten dieser insgesamt drei Gänge wird überschüssige Tränenflüssigkeit abgeleitet. Dies führt dazu, dass uns beim Weinen die Nase läuft. Im obersten Nasengang befindet sich die Riechschleimhaut, deren Fläche etwa 5 cm2 beträgt. Sie ermöglicht es dem Menschen, vorbeiströmende Geruchsmoleküle wahrzunehmen. Mehrere Millionen Riechsinneszellen warnen vor möglichen Gefahren (etwa Feuer oder verdorbene Lebensmittel) und machen gutes Essen erst wirklich lecker. Wie sehr sich Düfte und Geschmack ergänzen, wird einem häufig erst bewusst, wenn der Geruchssinn ausfällt. Selbst die feinsten Speisen schmecken mit einer verschnupften Nase fad und gewöhnlich. Der Geruch scheint darüber hinaus die Mutter-Kind-Beziehung zu festigen und einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Partnerwahl zu haben.
Wichtige Hohlräume
Oberer und mittlerer Nasengang sind über kleine Kanäle mit den Nasennebenhöhlen (Sinus paranasales) verbunden. Bei den Nasennebenhöhlen handelt es sich um mit Flimmerepithel ausgekleidete, luftgefüllte Hohlräume im Gesichtsschädel. Man unterscheidet Stirnhöhlen, Kieferhöhlen, Siebbeinhöhlen und Keilbeinhöhlen. Ihre funktionelle Bedeutung ist noch nicht abschließend geklärt. Es wird vermutet, dass die Nasennebenhöhlen sich im Verlauf der Evolution entwickelt haben, um den stark angewachsenen, schweren Schädel leichter zu machen. Fest steht, dass sie eine wichtige funktionelle Bedeutung haben: Gemeinsam mit den Nasenhaupthöhlen klimatisieren sie die Atemluft und bereiten sie so optimal auf den Eintritt in die Lunge vor.
Abschwellend wirksam
In der Erkältungszeit klagen viele Apothekenkunden über eine verstopfte oder laufende Nase. Sie wünschen sich nichts sehnlicher, als endlich wieder frei durchatmen zu können. Die Übeltäter der akuten Rhinitis, also der entzündeten und angeschwollenen nasalen Mukosa, sind schnell ausgemacht: Es handelt sich überwiegend um Erkältungsviren. Dekongestiva wirken dann zuverlässig abschwellend und damit beschwerdelindernd bei Stock- und Fließschnupfen. Eine altbewährte Option sind topische α-Sympathomimetika in Form von Tropfen oder Sprays wie Xylometazolin (wie in Olynth®, Otriven®, Hysan® Schnupfenspray; auch in Kombination mit pflegendem Dexpanthenol wie in Nasic®), Oxymetazolin (wie Nasivin®) oder Tramazolin (zum Beispiel Rhinospray®).
PTA und Apotheker sollten Kunden zur Wahl eines Benzalkoniumchlorid-freien Präparates raten, da das Konservierungsmittel nachgewiesenermaßen die Zilientätigkeit des Flimmerepithels beeinträchtigt und damit zu einer Verschlechterung der Reinigungsleistung führt. Um einen Rebound-Effekt zu vermeiden und damit einem dauerhaften Anschwellen der Nasenschleimhaut, einer Rhinitis medicamentosa, vorzubeugen, darf im Beratungsgespräch nicht versäumt werden, auf die begrenzte Anwendungsdauer von maximal sieben bis zehn Tagen hinzuweisen.
Bei akuter Rhinitis, Rhinosinusitis:
Bei Rhinitis sicca:
Wasser-Entzug
Eine gut verträgliche Alternative ohne Gewöhnungseffekt bieten etwa Nasalia mit hypertoner Salzlösung (zum Beispiel Hysan® Salinspray, Rhinomer®plus). Sie entziehen dem Gewebe osmotisch Wasser und wirken so dekongestiv. Ebenso wirken auch Sprays mit einer Glycerol-Lösung, die stärker als Meerwasser osmotisch aktiv sein soll (wie Emser® Sinusitis Spray).
Auch Extrakte ätherischer Öle von Eukalyptus, Pfefferminze oder Thymian sowie daraus isolierte Reinsubstanzen wie Cineol, Campher oder Menthol helfen verschnupften Nasen. Unmittelbar nach der Applikation erzeugen sie ein Frischegefühl. Darüber hinaus lassen sie die Schleimhäute abschwellen und scheinen die Aktivität der Flimmerhärchen zu unterstützen. Sie stehen allein (etwa Wick® Inhalierstift N) oder in Kombination mit α-Sympathomimetika (wie Rhinospray® plus, Wick® Sinex) sowie pflegenden Substanzen, darunter Meerwasser und/oder Dexpanthenol (wie Aspecton® Nasenspray, Otriven® Meerwasser mit Eukalyptus, Rinupret®) zur Verfügung.
Relativ neu ist ein Nasenspray mit dem Wirkstoff Carragelose® aus Rotalgen (Algovir®). Es wird bei den ersten Erkältungssymptomen eingesetzt und soll Viren vor dem Eindringen in die Zellen der Nasenschleimhaut abfangen. So könne der Ausbruch einer Infektion verhindert beziehungsweise die Erkältungsphase verkürzt werden, schreibt der Hersteller.
Geschwollene Schleimhaut
Eine Entzündung der Nasennebenhöhlen (Sinusitis) erwächst in der Regel aus einer akuten Rhinitis und ist damit primär viral, selten bakteriell bedingt. Vermutlich ist ein Übergreifen auf die Nebenhöhlen sogar die Regel, weshalb Experten gerne von einer Rhinosinusitis sprechen. Die angeschwollenen nasalen Schleimhäute verstopfen dabei auch die Verbindungskanäle zwischen Haupt- und Nebenhöhlen. Das Sekret der Nebenhöhlen kann nicht mehr abfließen, staut und entzündet sich schließlich.
Eine Rhinosinusitis geht mit einem starken Gefühl der Abgeschlagenheit einher, einer erschwerten Nasenatmung sowie einem gestörten Geruchssinn. Typisch sind außerdem ein Sekretabfluss in den Rachen, gelegentliches Fieber sowie ausgeprägte Kopf- und Gesichtsschmerzen, die sich beim Drücken auf die betroffenen Stellen, vor allem aber beim Bücken oder bei Erschütterungen, verstärken.
Eine akute Sinusitis ist nach etwa zwei bis vier Wochen überstanden. Halten die Symptome über mehr als zwölf Wochen an, handelt es sich um einen chronischen Krankheitsverlauf.
PTA und Apotheker können Sinusitis-geplagten Patienten zur Einnahme des gut untersuchten patentierten Mischextrakts aus Enzianwurzel, Schlüsselblumenblüten, Ampferkraut, Holunderblüten und Eisenkraut (Sinupret® extract) raten. Dies deckt sich mit den Empfehlungen der aktuellen Leitlinie zur Rhinosinusitis-Therapie der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Die Autoren empfehlen außerdem den Einsatz sekretolytisch und antientzündlich wirksamer definierter Eukalyptusextrakte (wie in Soledum®, Gelomyrtol®forte). Zudem befürworten sie die lokale Anwendung und Dampfinhalation isotoner Kochsalzlösung bei akuter Rhinosinusitis beziehungsweise hypertoner Salzlösungen bei chronischer Rhinosinusitis. Für den kurzzeitigen Einsatz können dazu topische α-Sympathomimetika eingesetzt werden.
Gutartige Wucherungen
Nasenpolypen sind gutartige Gewebswucherungen der Nasenschleimhaut. Sie haben ihren Ursprung in den Nasennebenhöhlen und wachsen von hier aus in die Haupthöhlen ein. Dabei können sie bis zu mehrere Zentimeter groß werden und die Nasenatmung stark einschränken. Die verminderte Sauerstoffzufuhr macht Betroffene müde, schlapp und anfälliger für Infekte. Durch die verstärkte Mundatmung trocknet die Mundschleimhaut aus und begünstigt so das Wachstum von Bakterien: Mundgeruch entsteht. Durch das Ausbleiben der Nasenatmung wird die Atemluft nur ungenügend erwärmt, befeuchtet und von Schmutzteilchen befreit. Dies macht es pathogenen Erregern leichter, die unteren Atemwege zu infizieren. In der Folge leiden Patienten mit Nasenpolypen häufiger zusätzlich an Kehlkopf- und Bronchialerkrankungen.
Verstärktes Wachstum
Neben einer erblichen Veranlagung und anatomischen Besonderheiten wie einer krummen Nasenscheidewand scheinen insbesondere chronische Entzündungen der Nasenschleimhaut (etwa durch Allergien) sowie dauerhafte oder immer wiederkehrende Nasennebenhöhlenentzündungen das Polypenwachstum anzuregen. Umgekehrt fördern Polypen durch die eingeschränkte Belüftung ihrerseits Nasennebenhöhlenentzündungen. Eine Art Ping-Pong-Effekt entsteht. Behandelt wird die Erkrankung zum Beispiel mit glucocorticoidhaltigen Nasensprays, die in diesem Fall der Verschreibungspflicht unterliegen. In vielen Fällen ist das operative Entfernen der Polypen die beste Therapie.
Vergrößerte Rachenmandel
Polypen sollten nicht mit einer vergrößerten Rachenmandel (adenoide Rachenmandelhyperplasie) verwechselt werden. Die Rachenmandel ist ein wichtiges Immunorgan mit Sitz im Nasenrachenraum. Bei einem akuten Infekt schwillt sie an. Das ist nicht weiter besorgniserregend, sondern kennzeichnet lediglich ihre aktive Auseinandersetzung mit dem eingedrungenen Krankheitserreger. Besonders in den ersten Lebensjahren wird das Immunsystem ordentlich auf Trab gehalten. Während dieser spezifischen Lernphase kann die kindliche Rachenmandel sich so weit vergrößern, dass sie die hintere Nasenöffnung zum Rachen hin blockiert und so zu einer erschwerten Atmung führt. Sie verschließt zudem häufig den Eingang zur Eustachischen Röhre, die den Druckausgleich zwischen Ohr und Rachenraum vermittelt. Betroffene Kinder atmen verstärkt durch den Mund, schnarchen und entwickeln häufiger eine Mittelohrentzündung. Außerdem hören sie schlechter, was die Sprachentwicklung negativ beeinflussen kann.
Die Rhinitis sicca, wie eine krankhaft trockene Nasenschleimhaut genannt wird, kann in verschiedenen Ausprägungen vorkommen. Typisch ist das Empfinden, nicht richtig durch die Nase atmen zu können (trockener Schnupfen). Die Schleimhaut fühlt sich wund an, brennt und juckt häufig. Weiterhin können Geruchs- und Geschmackssinn beeinträchtigt sein.
Die Bildung des Nasensekrets ist aus dem Gleichgewicht geraten. Das zunehmend flüssigkeitsarme und sehr zähe Sekret trocknet ein und lässt bisweilen schmerzhafte Krusten und Borken entstehen. Die trockene Schleimhaut reißt dann leicht ein und führt häufig zu unangenehmem Nasenbluten.
Trockenheit bekämpfen
Die Ursachen einer Rhinitis sicca sind ebenso vielfältig wie das Erscheinungsbild. Sie kann das Ergebnis einer missbräuchlichen Anwendung abschwellender Nasentropfen sein, als Nebenwirkung einer Arzneimitteltherapie mit Betablockern oder ACE-Hemmern auftreten oder sich aus einer viralen oder allergischen Rhinitis heraus entwickeln. Als Trigger gelten außerdem trockene Heizungsluft, Stäube, Zigarettenrauch sowie reizende Dämpfe.
Die konsequente Pflege der Schleimhaut und regelmäßiges sanftes Entfernen der Verkrustungen sind hier das A und O der Behandlung. PTA und Apotheker können ihren Patienten zu hydratisierenden Nasensalben, -sprays oder -tropfen mit isotoner Kochsalz- oder Meersalzlösung (wie Olynth® salin, Nisita®, Bepanthen® Meerwasser-Nasenspray), Hyaluronsäure (wie in hysan® Hyaluronspray) oder wundheilungsförderndem Dexpanthenol (zum Beispiel Bepanthen® Augen- und Nasensalbe) raten. Auch eine Mischung aus Mineralsalzen und ätherischen Ölen (wie in Emser® Nasensalbe sensitiv) lindert die Beschwerden einer trockenen Nase. Verkrustungen lassen sich gut und vor allem sanft mit Nasenspülungen lösen (wie Wick® VapoSpray isotonisch, Emser® Nasenspülsalz, Nasendusche). Ein zusätzliches Plus an Pflege liefern Nasenöle auf Basis von Erdnussöl (wie Coldastop® mit Vitamin A und E) oder Sesamöl (Gelositin®, Nozoil® mit Vitamin E). /
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Nasenspülungen werden bei trockener Nase eingesetzt, sie helfen aber auch bei verstopfter Nase bei einer Erkältung sowie bei Heuschnupfen. Zur Spülung verwendet man isotone oder leicht hypertone Salzlösungen mit neutralem oder leicht alkalischem pH-Wert. Zum Zuführen der auf Körpertemperatur erwärmten Lösung in die Nase werden heute meist Nasenduschen aus Plastik verwendet. Der Anwender schließt mit dem Zeigefinger ein entsprechendes Loch im Verschlussdeckel. Gleichzeitig drückt er das quetschbare Plastikgefäß und erhöht dadurch den Druck der austretenden Lösung. Während der Spülung dreht der Patient den Kopf zur Seite und beugt sich über ein Waschbecken, öffnet den Mund weit und setzt das Nasenansatzstück des Gefäßes an ein Nasenloch. Die Lösung soll die Nasenscheidewand umspülen und wieder aus dem anderen Nasenloch herausfließen. Der Patient sollte dabei nicht schlucken, fließt etwas Lösung in den Rachen, kann er diese ausspucken.