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Arzneimitteltherapie

Neue Arzneistoffe im Mai 2009

04.06.2009  15:30 Uhr

Arzneimitteltherapie

Neue Arzneistoffe im Mai 2009

von Sven Siebenand

Die Neuzugänge auf dem deutschen Pharmamarkt beschränkten sich im vergangenen Monat auf zwei Impfstoffe: eine Pneumokokken-Vakzine für Kinder und Säuglinge sowie ein Präparat zur Immunisierung gegen das Japanische-Enzephalitis-Virus, das ausschließlich für Erwachsene zugelassen ist.

Die Japanische Enzephalitis (JE) ist eine durch Mücken übertragene virale Tropenerkrankung, die vor allem in Ost- und Südostasien vorkommt. Häufig verläuft die Infektion ohne Symptome. Jeder zehnte Infizierte erkrankt jedoch lebensbedrohlich. Schätzungen zufolge stellen Ärzte in 30.000 bis 50.000 Fällen pro Jahr weltweit die Diagnose Japanische Enzephalitis, 10.000 bis 15.000 davon enden tödlich. Nach einer Inkubationszeit von 5 bis 15 Tagen beginnt die Erkrankung mit grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Erbrechen und Kopfschmerzen.

Schreitet der Befall des Gehirns voran, stellen sich innerhalb von drei bis vier -Tagen Bewusstlosigkeit, Lähmungen und Krämpfe ein. Oftmals bleiben auch nach überstandener Erkrankung Hirnschäden zurück. Spätfolgen wie Krampfanfälle, Lähmungen der Gliedmaßen, Gangstörungen und geistige Behinderung sind nicht selten. Eine spezifische Therapie gibtes bislang noch nicht. Daher ist die Impfung umso wichtiger.

Mit Ixiaro® (Injektionssuspension, Intercell AG) kam Anfang Mai ein Erwachsenen-Impfstoff zur aktiven Immunisierung gegen das Japanische-Enzephalitis-Virus auf den deutschen Markt. Angezeigt ist er bei Personen, die auf Urlaubsreisen oder beruflich (zum Beispiel Militärbedienstete) dem Risiko einer Infektion ausgesetzt sind.

Der gereinigte, inaktivierte Impfstoff veranlasst das Immunsystem Antikörper gegen das Japanische-Enzephalitis-Virus zu bilden. Die Grundimmunisierung besteht aus zwei Dosen. Die zweite Dosis sollte 28 Tage nach der ersten gegeben werden. Die Dauer der Schutzwirkung ist unbekannt. Zeitpunkt und Wirkung einer Auffrischimpfung werden derzeit untersucht. In der Regel wird der Impfstoff in den Muskel, in Ausnahmefällen subkutan, gespritzt. Keinesfalls darf die Vakzine intravaskulär verabreicht werden.

Nebenwirkungen traten in Studien bei etwa 40 Prozent der Geimpften auf. Normalerweise verliefen diese mild und verschwanden nach wenigen Tagen. Am häufigsten berichteten die Studienteilnehmer über Kopf- und Muskelschmerzen. Da es nur wenige Daten über die Anwendung des Impfstoffes bei Schwangeren und Stillenden gibt, sollten diese Ixiaro vorsichtshalber nicht erhalten.

Neuer Pneumokokken-Impfstoff

Seit 2006 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut die Impfung gegen Pneumokokken für alle Kleinkinder bis zum Alter von 24 Monaten. Der 10-valente Pneumokokken-Konjugat-Impfstoff Synflorix® (Injektionssuspension in einer Fertigspritze, GlaxoSmithKline) schützt jetzt Säuglinge und Kleinkinder gegen drei zusätzliche Pneumokokken-Serotypen. Zusätzlich zu den bisherigen Serotypen 4, 6B, 9V, 14, 18C, 19F und 23F enthält die neue Vakzine die Serotypen 1, 5 und 7F. Der Impfstoff ist abAnfang Mai in Deutschland verfügbar. Zugelassen ist er zur aktiven Immunisierung von Säuglingen und Kleinkindern gegen invasive Erkrankungen und Mittelohrentzündungen durch Streptococcus pneumoniae im Alter zwischen sechs Wochen und zwei Jahren. Synflorix wird intramuskulär injiziert.

Impfschema vom Alter abhängig

Für Säuglinge im Alter von sechs Wochen bis sechs Monaten besteht die Grundimmunisierung aus drei Dosen (je 0,5 ml), die im Abstand von mindestens einem Monat verabreicht werden. Eine Auffrischimpfung wird mindestens sechs Monate nach der letzten Dosis der Grundimmunisierung empfohlen, vorzugsweise im Alter von 12 bis 15 Monaten.

Für zuvor nicht geimpfte ältere Säuglinge und Kinder gelten andere Empfehlungen: Für Säuglinge im Alter von sieben bis elf Monaten besteht das Impfschema aus zwei Dosen (je 0,5 ml) im Abstand von mindestens einem Monat. Eine dritte Dosis wird im zweiten Lebensjahr im Abstand von mindestens zwei Monaten zur vorhergehenden Impfung empfohlen. Kinder im Alter von 12 bis 23 Monaten sollten zwei Impfdosen (je 0,5 ml) im Abstand von mindestens zwei Monaten erhalten. Die Immunantwort auf eine Auffrischimpfung nach zwei Dosen bei Kindern in diesem Alter wurde nicht untersucht. Laut Fachinformation erzielt nur die Auffrischimpfung den optimalen individuellen Schutz.

Komedikation von Antipyretika

Die Gabe von fiebersenkenden Arzneimitteln vor oder sofort nach Verabreichung des Impfstoffes kann die Häufigkeit und den Schweregrad von Fieber nach der Impfung reduzieren. Allerdings deuten Daten darauf hin, dass die prophylaktische Gabe von Paracetamol die Immun-antwort auf den Impfstoff vermindert. Wegen der erhöhten Fieberrate wird die Gabe von Antipyretika dennoch empfohlen für alle Kinder, die die Vakzine gleichzeitig mit Impfstoffen mit einer Ganzkeim-Pertussis-Komponente erhalten. Auch für Kinder, die zu Krampfanfällen oder Fieberkrämpfen neigen, wird sie empfohlen. Zu den in Studien am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen zählten Schläfrigkeit, Appetitlosigkeit, Schmerzen, Rötung, Schwellung an der Injektionsstelle, Fieber und Reizbarkeit.


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