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Raucherentwöhnung

Das Leben verlängern

25.05.2010  10:08 Uhr

Raucherentwöhnung

Das Leben verlängern

von Annette van Gessel, Frankfurt an Main

Eine britische Ärztestudie aus den Jahren 1951 bis 2001 hat eindeutig belegt: Raucher verkürzen ihr Leben um durchschnittlich zehn Jahre. Doch erfahrungsgemäß können Negativmeldungen keinen Raucher zum Nicotinverzicht motivieren. Daher die positive Botschaft: Wer mit 30 Jahren aufhört zu rauchen, lebt genauso lange, als hätte er nie geraucht.

Viele weitere Argumente sprechen für den Nicotinverzicht. Von den bisher 4800 im Tabakrauch nachgewiesenen Stoffen erzeugen mehr als 70 Krebs. Bereits 15 Zigaretten täglich verursachten durchschnittlich eine Mutation, die im Genom verankert bleibt, informierte Professor Dr. Walter Schunack von der Freien Universität Berlin in seinem Vortrag zum Thema Raucherentwöhnung auf der Interpharm. Die toxischen Inhaltsstoffe des Tabakrauchs schädigen fast alle Organe, primär jedoch die Lunge. Lungenkrebs sei inzwischen die vierthäufigste Todesursache, so der Referent. Doch außer der Lunge können auch der Kehlkopf, die Luftröhre, Blase, Nieren und Harnleiter betroffen sein.

Laut Drogenbericht der Bundesregierung sterben in Deutschland jährlich mindestens 110 000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Das entspricht täglich etwa 300 Menschen. Nach Erkenntnissen des Deutschen Krebsforschungszentrums sterben außerdem durch Passivrauchen etwa 3300 Menschen im Jahr.

Relativ unbekannt sei die Tatsache, dass Raucher auch an den Folgen einer KHK sterben. In diesem Zusammenhang zitierte Schunack die Zahlen von zwei Metaanalysen aus dem Jahr 2009: Die Daten ergaben, dass bereits ein Jahr nach dem Rauchverbot in den USA die Herzinfarktrate um 17 Prozent und nach drei Jahren um 36 Prozent zurückgegangen war. Insbesondere profitierten die jüngeren Männer und Frauen, berichtete der Referent. Aufgrund des hohen gesundheitlichen Risikos sieht Schunack in der Behandlung der Tabakabhängigkeit die wichtigste Präventionsmaßnahme. Diese Aussage untermauerte er mit dem Ergebnis der Studie »Gesundheitsökonomischer Nutzen der Raucherentwöhnung«: Gelingt der Rauchstopp mithilfe der Nicotinersatztherapie, würden rund 11 500 Euro an Behandlungskosten eingespart.

Als sehr bedenklich schätzt Schunack die Tatsache ein, dass immer jüngere Jugendliche zur Zigarette griffen. Das durchschnittliche Einstiegsalter liege derzeit bei 14 Jahren. Sogar 13 Prozent der Schwangeren würden nicht auf ihre Zigaretten verzichten und nähmen damit die bekannten Folgen für das Ungeborene in Kauf. Das Risiko des plötzlichen Kindstods sei erhöht, ebenso das Risiko für Fehlbildungen, so Schunack. Außerdem gelte es als erwiesen, dass Kinder von Raucherinnen eher übergewichtig werden.

Erkundigt sich ein Raucher bei PTA oder Apotheker, welche Methode für ihn am besten geeignet ist, müssen diese ihn nach seinem Rauchverhalten befragen. Erst dann können sie ihm ein Präparat zur Raucherentwöhnung empfehlen. Alle Präparate erhöhen die Abstinenzrate signifikant. Auch die Metaanalyse von 123 Studien zur Nicotinersatztherapie hat keine signifikanten Unterschiede zwischen den einzelnen Darreichungsformen ergeben. Doch je nach Applikationsart tritt die Wirkung unterschiedlich schnell ein.

Rauchverhalten entscheidend

Also entscheidet das Rauchverhalten des einzelnen Kunden darüber, welches Produkt für ihn das beste ist. Am langsamsten flutet das Nicotin aus Pflastern an. Diese sind daher für Raucher geeignet, die regelmäßig zur Zigarette greifen. Sowohl das 16- als auch das 24-Stunden-Pflaster bauen stabile Plasmaspiegel auf. Damit die Behandlung zum Erfolg führt, müssen die Raucher zwei bis drei Monate lang jeden Morgen ein Pflaster auf eine neue unbehaarte Stelle kleben. Aus Kaugummi wird das Nicotin schneller freigesetzt. Daher eignen sich diese besser für Raucher, die eher plötzlich ein intensives Verlangen nach einer Zigarette haben. Bei Kaugummis sei die Anwendung erklärungsbedürftig, so Schunack und empfahl folgendes Vorgehen: Der potenzielle Exraucher soll das Kaugummi ein- bis zweimal im Backenzahnbereich kauen, nach 30 Sekunden die Seite wechseln und wieder ein- bis zweimal kauen. Üblicherweise benötigten die Gelegenheitsraucher zwischen acht und zwölf Kaugummis täglich, informierte er. Nach zwei bis drei Monaten müsse die Dosis reduziert werden, bis der Raucher ganz auf das Nicotin verzichten kann.

Rauchstopp festlegen

Als verschreibungspflichtige Alternativen zu den frei verkäuflichen Pflastern und Kaugummis stehen in Deutschland die beiden Arzneistoffe Bupropion (Zyban®) und Vareniclin (Champix®) zur Verfügung. Jugendliche unter 18 Jahren dürfen diese Medikamente nicht erhalten. Dafür sei die Datenlage noch ungenügend, so Schunack. Die häufigste Nebenwirkung beider Präparate ist Schlaflosigkeit. Wichtig für den Erfolg: Wenn Kunden ihren Entschluss aufzuhören nur relativ vage formulierten, rechneten sie schon mit dem eigenen Scheitern, so Schunack. Deshalb empfiehlt er den Rauchern, in den ersten zwei Behandlungswochen genau festzulegen, bis wann sie den totalen Rauchverzicht erreicht haben möchten. Diesen Termin sollten sie auch ihrer Familie mitteilen. Dann erinnerten sich die Raucher immer wieder an ihren eigenen Vorsatz und hielten die Behandlung konsequenter durch.

Auch die intensive Beratung durch PTA oder Apotheker trage zum Erfolg der Therapie bei und könne die Abstinenzraten erhöhen. Als weiteres Argument gegen das Rauchen formulierte Schunack abschließend: »Nichtraucherküsse schmecken besser!«

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