Aufruf zur Messung der Blutfettwerte |
21.04.2011 14:32 Uhr |
Von Rita Reckmann / Der 9. Tag des Cholesterins am 17. Juni 2011 steht unter dem Motto »Wissen was zählt – Für Herz und Gefäße«. Seit 2003 organisiert die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e.V. jährlich diesen bundesweiten Gesundheitstag.
Mit dem Ziel »Jeder sollte seine Lipidwerte kennen« nimmt der »Tag des Cholesterins« einen wichtigen Stellenwert innerhalb des Aktionsspektrums der Fachgesellschaft DGFF ein. Hintergrund dieser Aufforderung sind Ergebnisse aus früheren Aktionen: 60 Prozent der Teilnehmer kannten vor einer Messung ihre Cholesterolwerte nicht, und bei jedem Dritten ergab die Messung einen zu hohen Wert für das »schlechte« LDL-Cholesterol und einen zu niedrigen Wert für das »gute« HDL-Cholesterol.
Während des »Tags des Cholesterins« soll die Bevölkerung unter anderem über die Folgen eines erhöhten LDL-Wertes aufgeklärt werden. Deshalb ruft die DGFF Tätige in Betrieben, Arztpraxen, Kliniken und vor allem in Apotheken dazu auf, am 17. Juni Aufklärungskampagnen und Cholesteroltests durchzuführen. In Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Arterioskleroseforschung (DGAF) e.V. wird Interessenten umfangreiches Informationsmaterial zur Verfügung gestellt (siehe Kasten). In diesem Jahr wird die DGFF zum Aktionstag eine Pressekonferenz in Mannheim veranstalten.
Traurig, aber wahr
Herz-Kreislauf-Erkrankungen stehen immer noch an der Spitze der häufigsten Todesursachen in Deutschland: Etwa 300 000 Menschen bekommen jährlich einen Herzinfarkt, 170 000 sterben an dessen Folgen. Nicht nur für den Herzinfarkt, sondern auch für den Schlaganfall ist ein erhöhter LDL-Cholesterol-Spiegel im Blut einer der bedeutendsten Risikofaktoren. Verstärkt wird die Infarktgefahr, wenn weitere Kriterien hinzukommen, vor allem Rauchen, Übergewicht, Bewegungsmangel, Bluthochdruck und Diabetes mellitus.
Daher vermittelt die DGFF auf ihrer Homepage sehr ausführlich Basiskenntnisse zu den Risiken. Die Experten machen auch deutlich, dass es falsch wäre, das Cholesterol grundsätzlich zu verteufeln. Der menschliche Organismus benötigt die Substanz unter anderem als Baustoff der Lipidmembranen der Körperzellen und als Vorstufe lebenswichtiger Hormone. Es wird zum einen von der Leber synthetisiert, zum anderen mit der Nahrung, hauptsächlich mit tierischen Fetten, aufgenommen. Weil Cholesterol wasserunlöslich ist, muss es zuerst an Eiweiß gebunden werden, damit es im Blut als »Lipoprotein« transportiert und in die Zellen eingeschleust werden kann. Als Transport-Lipoprotein fungiert zum Beispiel das LDL-Cholesterol (LDL = Low Density Lipoprotein mit niedriger Dichte). Wenn die LDL-Konzentration im Blut ansteigt, lagert sich das LDL-Cholesterol an den Gefäßwänden ab. Dieser Prozess ist der Beginn einer Arterienverkalkung (Atherosklerose), die wiederum als Hauptrisiko für Herzinfarkt und Schlaganfall gilt. Wichtige Botschaften der DGFF lauten daher: Je niedriger der LDL-Wert im Blut, umso besser! Und: Je weniger tierische Fette in der Ernährung, desto gesünder!
Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen e.V. wurde am 19. Oktober 1988 gegründet. Anlass war die Tatsache, dass damals schon Herz-Kreislauf-Erkrankungen die häufigste Todesursache in der Bundesrepublik Deutschland waren. Es fehlte zudem an staatlichen Aufklärungskampagnen, und die öffentliche Kontroverse um den Risikofaktor Cholesterol verunsicherte Ärzteschaft und auch Patienten.
Die DGFF (Lipid-Liga) e.V. ist eine gemeinnützige Fachgesellschaft mit dem Vereinssitz in Wiesbaden und der Geschäftsstelle in München. Sie zählt aktuell mehr als 600 Mitglieder, vorwiegend Ärzte und Apotheker. Ihr erklärtes Ziel ist die gesundheitliche Aufklärung auf den Gebieten der Prävention, Diagnostik und Therapie von Fettstoffwechselstörungen und Atherosklerose.
Die DGFF gibt unter anderem praxisnahe Empfehlungen zu diagnostischen und therapeutischen Fragen heraus und stellt unter der Adresse www.lipid.liga.de Informationsmaterial insbesondere für Ärzte, Apotheker, Journalisten und Patienten bereit.
Das HDL-Cholesterol (HDL = High Density Lipoproteine mit hoher Dichte) transportiert dagegen überschüssiges Cholesterol aus dem Blut zur Leber zurück. HDL kann sogar teilweise das an der Gefäßwand abgelagerte Cholesterol wieder herauslösen und verhindert so das Fortschreiten einer Atherosklerose. Hier lautet das Fazit: Je höher der HDL-Wert im Blut, umso besser! Er sollte möglichst über 40 mg/dl liegen. Menschen mit zu niedrigen HDL-Werten sollten ihre Nahrung umstellen, mehr Gemüse und Obst essen sowie Öle mit einem hohen Anteil an ein- und mehrfach ungesättigten Fettsäuren verwenden.
Testergebnis richtig beurteilen
Mit der Aufforderung »Bewahren Sie Ihr Herz und Ihre Gefäße vor Schaden! Machen Sie sich schlau – testen Sie Ihren Cholesterinwert!« will die DGFF die Bevölkerung motivieren, den Cholesterolspiegel messen zu lassen. Gleichzeitig informieren die Experten, dass einmalig erhöhte Werte des Gesamtcholesterols nicht viel aussagen. Bei einem Wert von über 200 mg/dl sollten Betroffene den Test wiederholen und zusätzlich sowohl die LDL- und HDL-Werte als auch die Werte der Triglyceride bestimmen lassen. Ist die Konzentration der Triglyceride zu hoch, können diese die Fließeigenschaften des Blutes verschlechtern und damit die Entwicklung der Atherosklerose begünstigen.
Den Anforderungsbogen für die Bestellung per Fax (auch nach dem 30. April) können Interessierte hier abrufen und ausdrucken: www.lipid-liga.de, Link »Projekte«. Für das bestellte Material wird ein Kostenbeitrag erhoben. Die Materialien sind
Außerdem können sich auf der Website Apotheken eintragen, die am »Tag des Cholesterins« teilnehmen möchten. Die Adresse der Apotheke veröffentlicht die DGFF dann in einer Liste und auf einer Deutschlandkarte auf ihrer Homepage.
Über den Link »Online-Shop« sind außerdem zu beziehen:
Eine weitere Botschaft der DGFF lautet: »Behandle das Risiko, nicht nur den Cholesterinwert!« Damit tritt die Fachgesellschaft dem häufigen Vorwurf der Medien entgegen, Ärzte würden bereits einen Cholesterolspiegel über 200 mg/dl behandeln und ihren Patienten Statine zur Lipidsenkung verordnen. Dagegen fordern die Experten der Fachgesellschaft auf ihrer Website ausdrücklich, erhöhte Cholesterol-Werte immer im Zusammenhang mit anderen Risikofaktoren zu sehen. Je mehr Risiken ein Patient vereint, umso niedriger sollte der »noch erlaubte« LDL-Wert beziehungsweise der anzustrebende LDL-Zielwert sein. /