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Gelenk- und Muskelschmerzen

Salben oder Gele bevorzugen

Datum 21.04.2011  14:43 Uhr

Von Tanja Schweig, Vaals / Die meisten Patienten suchen Orthopäden wegen akuter oder chronischer Schmerzen auf. Nach Erfahrung der Fachärzte ist die Compliance der Patienten besser, wenn sie selbst Salbe, Creme oder Gel lokal einmassieren statt ein nicht steroidales Antirheumatikum einzunehmen.

Ursachen für Gelenk- und Muskelschmerzen gibt es viele: Bei Unfällen werden Bänder, Sehnen oder Gelenkkapseln verletzt, nach einem Stoß oder Tritt Muskeln geprellt. Doch nicht nur akute Traumen führen die Menschen zum Orthopäden, sondern auch die chronische Überlastung ihrer Gelenke. Bei älteren Patienten sind diese oft so abgenutzt, dass sie sich ständig entzünden.

Schmerzen bei frischen Verletzungen lindern zunächst Pause, Eis, Kompression und Hochlagern (PECH-Prinzip) am besten. Doch was hilft danach? Dr. Bernt Wünschmann, niedergelassener Orthopäde und Sportmediziner, empfahl während eines Firmenseminars der Hermes Arzneimittel GmbH im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Dermopharmazie in Vaals: »Bei fast allen Schmerzen durch alle Altersklassen hindurch ist die antiinflamatorische und analgetische Behandlung mit NSAR sinnvoll.«

Persönlich bevorzugt der Facharzt bei Gelenk- und Muskelbeschwerden die lokale Schmerzbehandlung. Dadurch würde nicht nur der Schmerz eingedämmt, sondern sich auch Schwellungen und Hämatome schneller zurückbilden. Der Mediziner warnte jedoch davor, den Schmerz zu verschleppen. Wenn Schmerzen über längere Zeit bestehen, können sie sich verselbständigen und sich wie in ein Gedächtnis einbrennen. So entstehen eigenständige Krankheitsbilder. Je früher ein schmerzhaftes Geschehen effektiv behandelt wird, desto besser sind die Chancen auf Heilung.

Klare Vorteile

Laut Cochrane-Review, für das Wissenschaftler zahlreiche Studien auswerten, helfen bei akuten Schmerzen die Arzneistoffe Diclofenac, Ibuprofen, Ketoprofen und Piroxicam in topischen Zubereitungen besser als Placebos, einzige Ausnahme war Indometacin. Der Sportarzt listete gleich mehrere Vorteile auf, warum er Topika den Schmerztabletten vorzieht:

  • Die Verträglichkeit einer lokalen Therapie ist höher. Nach der Applikation von Schmerzgelen gelangt deutlich weniger Arzneistoff ins Blut, der systemische Nebenwirkungen auslösen kann. Nach einer örtlichen Therapie ist die Konzentration des Wirkstoffs im Blut nur 5 bis 15 Prozent so hoch wie nach der Einnahme von Schmerztabletten.
  • Ein zweiter Vorteil ist die Massage der schmerzenden Stelle. Beim Einmassieren des Präparates wird die Durchblutung des Gewebes angeregt, der Stoffwechsel gesteigert, Muskeln gelockert und entspannt. Auch das lindere den Schmerz.
  • Nach Wünschmanns Erfahrung ist die Compliance der Patienten höher, wenn sie selbst aktiv werden müssen und in die Therapie mit einbezogen werden.
  • Außerdem ist die lokale Therapie kostengünstig.

 

Entscheidend für die Wirkung ist, dass der Arzneistoff bis an die verletzten Strukturen vordringt und dort ausreichend lange einwirken kann. Die auf dem Markt befindlichen die Präparate, Salben, Cremes, Emulsionsgele, Hydogele, Mikrogele oder Sprays, enthielten nicht nur andere Wirkstoffe, sondern unterschieden sich auch durch ihre Galenik, so der Orthopäde. Allerdings liegen hierzu keine vergleichenden Studien vor, sondern nur Einzelergebnisse. Beispielsweise zeigten Laborexperimente, dass Ibuprofen aus einem Mikrogel deutlich schneller durch die Haut wanderte als aus herkömmlicher Creme.

Therapie beim Arzt und zuhause

Wünschmann appliziert die Wirkstoffe in seiner Praxis auf zwei Arten: durch Iontophorese oder einen Salbenverband. Die Iontophorese ist eine besondere Art der Elektrotherapie. Die Pluselektrode des Geräts berührt gesunde Haut. Auf die schmerzende Stelle wird ein Schmerzgel aufgetragen und dann die Minuselektrode mit einem feuchten Schwämmchen darüber fixiert. Danach durchfließt die Elektroden ein schwacher, kaum spürbarer Gleichstrom. Die negativ geladenen Arzneistoff-Ionen werden von der Minuselektrode abgestoßen und strömen von ihr weg hinein in die Haut.

»Nach zehn Minuten ist die Haut leicht gerötet, das zeigt, dass sie reagiert hat. Die Iontophorese beschleunigt das Einschleusen eines Arzneistoffs«, erklärte der Facharzt. Zu Beginn wendet er die Methode bei seinen Patienten vier- bis fünfmal pro Woche an, nach Besserung noch einmal wöchentlich.

Im Anschluss oder alternativ legt der Sportmediziner den Patienten Salbenverbände über das verletzte Gelenk. Dazu wird die betroffene Stelle dick und großflächig mit einem Schmerzgel bestrichen und mit einer Binde unter leichtem Druck umwickelt.

Sind die Schmerzen besonders intensiv, sollte der Patient dreimal täglich einen mindestens 3 bis 5 cm langen Gelstrang in die Region einmassieren. Wichtig dabei ist, dass er das Präparat nicht unterdosiert. Übrigens: Eigentlich ist der Tipp gut, Schmerzgele im Kühlschrank aufzubewahren, um die betroffene Stelle beim Massieren gleichzeitig zu kühlen. Doch vorsichtshalber zuerst den Beipackzettel lesen! Manche Präparate mit Ketoprofen gehören nicht in den Kühlschrank.

Noch ein Tipp für den Sommer: Nach Anwendung von Ketoprofen-Gelen die behandelte Stelle nicht der Sonne aussetzen, um Allergien vorzubeugen. Hält der Schmerz auch nach zwei Wochen immer noch an muss der Patient den Arzt aufsuchen.

Vorsicht bei Kindern

»Spätestes ab dem Alter von drei Jahren sind Kinder so mobil und schnell, dass sie sich auch regelmäßig verletzen«, berichtete der Sportarzt aus Erfahrung. »In meiner Praxis wende ich bei ihnen auch Schmerzgele mit oder ohne Iontophorese an oder verordne sie auf Rezept.« Zugelassen sind die meisten Schmerzgele im Rahmen der Selbstmedikation allerdings erst ab einem Alter von 14 Jahren.

Daher muss die Empfehlung aus der Apotheke lauten: Sicherheitshalber sollten Eltern mit verletzten Kindern immer einen Sportarzt, Unfallchirurgen oder Orthopäden aufsuchen, damit dieser durch eine Ultraschall- oder Röntgenuntersuchung ernsthafte Verletzungen ausschließen kann. Manchmal schmerzen Brüche gar nicht so stark. Werden Knochenbrüche bei Kindern aber nicht richtig versorgt, heilen die Knochen häufig mit einer Fehlstellung zusammen. Bei Frakturen nahe den Wachstumsfugen besteht die Gefahr der Wachstumsstörung. /

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